193. Tag (14. in Amman): Wallfahren heisst für mich… (IX)

Wallfahren heisst für mich: immer neu den Weg überprüfen und justieren.

Meine Aufgabe für die Wallfahrt was es, den Weg im Grossen und im Kleinen zu planen. Das war viel Vorarbeit, für 4500 km viele Kleinigkeiten und Wege durchzuchecken. Jetzt auf der Route gilt es, während des Tages darauf zu achten, dass wir uns möglichst nicht verlaufen.
Diese Spannung begleitet mich auf dem ganzen Weg: Die Etappen sind zwar geplant und auf dem GPS verzeichnet, aber jeder Meter, jede Abzweigung, jede Landschaftsveränderung ist mir neu. Ich bin keinen Abschnitt vorher abgelaufen.
Immer gilt es, den Weg durch unbekanntes Terrain zu finden: manchmal auf schnurgeraden Autostrassen oder auf verlorenen Feldwegen, in verwinkelten Bauerndörfern oder auf unübersichtlichen Berg- und Waldwegen, ein anderes Mal zwischen den Hochhäusern hindurch oder in schmalen Altstadtgassen.

Mit dem Blick auf das GPS

Deshalb habe ich unterwegs sehr oft auf mein GPS geschaut. Das hat die anderen manchmal genervt. Zugleich entlastet es uns alle, wenn ich um den Weg Bescheid weiss, weil es uns vor dauernden Entscheidungen verschont.
Häufig geschieht es, dass ich meinen Plan anpassen muss. Erweist sich eine Tagesetappe als zu lang, verschieben sich alle nachfolgenden. Doch die Richtung wollen wir beibehalten. Oder wenn wir kein Quartier bekommen, müssen wir weitergehen, vielleicht auch ein gutes Stück abseits unserer Route. Dann heisst es am nächsten Morgen auf unseren Weg zurückfinden, um unsere Strecke fortzusetzen.

Dieser Beitrag wurde unter spirituell, Strecke, unterwegs veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Kommentare zu 193. Tag (14. in Amman): Wallfahren heisst für mich… (IX)

  1. rosmarie sagt:

    lieber Franz,
    Mit viel Spannung und Freude lese ich Deine Beiträge aus Amman; sie berühren mich und ich möchte Dir ganz herzlich dafür danken. Ich wünsche Dir den Stern, der Dich und die Pilgergruppe sicher führt, damit Ihr alle mit Füssen und Herzen in Betlehem ankommt.

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Rosmarie
      Danke für deinen Wunsch! Ja, ich warte auf Bethlehem und hoffe, dass uns der Stern auch dort hinführen wird.
      Herzlichen Gruss
      Franz

  2. LausA sagt:

    oh. lieber Franz, könnte ich dich doch auch manchmal als Wegbereiter, Wegfinder, Weg-zurück-finder anstellen. Es sind andere Wege, ein nicht genau definiertes Tagesziel, keine genaue Strecke. Und doch habe ich manchmal den Eindruck vom Weg abgekommen zu sein. Es wäre oft sehr hilfreich, einen Stern von Bethlehem zu haben um ihm folgen zu können. Aber wer weiss wozu die unbewussten Umwege gut sind. Auch auf Umwegen kommen wir weiter – oder – sind es wohl nur in meiner Empfindung Umwege? Hatte ich einfach eine andere Vorstellung von meinem Weg? Einen andern Wunsch? Ich freue mich, wenn mir immer wieder mal ein Stück Weg mit dir zusammen zufällt, wie auch immer!

    • Franz Mali sagt:

      Liebe LausA
      ja, irgendwie ist es einfach, wenn das Ziel so eindeutig klar ist wie auf dieser Wallfahrt. Das jeden Tag zu bestimmen, ist in der alltäglichen Arbeit auch für mich gar nicht so leicht. Auf unserer Wallfahrt mussten wir eigentlich (fast) nie umkehren, sondern eher einen neuen Weg unvorbereitet suchen und nehmen. Das war dann auch nicht weniger spannend.
      Herzlichen Gruss
      Franz