65. Tag: Ruhetag in Niš / Ниш

Heute gibt es keine Strecke.

Der Wechsel von der Dorfstrasse auf die „neue“ – nach dem Bau der Autobahn inzwischen auch schon wieder veralteten – Hauptverkehrsstrasse, ging mir gegen den Strich. Aber an den neuen Verkehrswegen gibt es auch neue Unterkünfte, wie Autobahnmotels. Lieber wäre ich auf der alten Verkehrslinie am Westrand des Morawa-Tales weitergegangen, wo sich wie auf einer Perlenkette Dorf an Dorf reiht, und wo
wir viele Menschen sehen und treffen, manchmal Mühe hatten, flüssig voranzukommen.
Doch entlang der neuen Strasse gibt es keine Klöster, die wir besuchen könnten, kaum ein Dorf und nur ganz selten sitzen Leute am Strassenrand und verkaufen Melonen, Tomaten oder Pfefferoni. Die meisten Autos brausen mit hoher Geschwindigkeit daran vorbei, weil sie es eilig haben, beachten nicht, was am Rand des „Weges“ alles lebt, wollen nur die Distanz überwinden, scheint mir. So nehmen auch wir diese neuen Verkehrswege an und sind darauf – wie die anderen Benutzer auch – dem Alleinsein, uns selbst und unseren Gedanken und dem Gedenken mehr ausgesetzt. Zugleich beachte ich jeden Baum am Strassenrand, der Schatten spendet, das Maisfeld, in dem wir unseren Impuls halten können. Und ich warte darauf, wann das nächste Dorf oder der nächste Gemüsestand kommt, um ein paar Menschen in ihre verwunderten Augen zu sehen und sie zu grüssen.

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