Warten rührt an

Warten rührt an die Leere.
Ich schaue Franz über den Rücken, wie er an seinem Laptop die Karte von google earth für eine Präsenation bearbeitet. Sind wir das wirklich alles gelaufen, frage ich ihn? Ich kenne die Antwort und spüre sie ins Leere fallen. Nichts mehr klingt in mir dazu an.
Warten rührt an die Leere.
Ich schreibe Briefe. Beschreibe Erfahrungen. Das, was mir am Wichtigsten geworden ist von dieser langen Pilgerschaft. Ja und, frage ich mich, ist da viel Neues? Ich habe die Empfindung verloren für das, was wir getan haben. Für das auch, was mir geschenkt worden ist.
Warten rührt an die Leere.
Ich kenne dieses Gefühl zum Beispiel von Predigten. Da war ich während des Ausdenkens und Schreibens begeistert von einem Zusammenhang, einer Formulierung, einer zündenden Idee. Ist sie fertig, lese ich nochmals und denke, na ja, nicht viel Neues unter der Sonne. Erst durch die Begegnung dann im Gottesdienst mit der Stille, durch die Aufmerksamkeit der Anwesenden, durch ihre Rückmeldungen wächst das Gespür für das Erbrachte wieder zu. In der Gemeinschaft erst und durch Begegnungen kann ein Werk leuchten.
Ich nehme diese Tage der Leere entgegen. Ein Satz von Christian Bobin begleitet mich: l’ennui prépare l’émerveillement (die Langeweile bereitet das Staunen, das Wunder vor).

Dieser Beitrag wurde unter spirituell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

13 Kommentare zu Warten rührt an

  1. barbara jäger sagt:

    Was mir die Seele berührt
    verändert die Welt.
    Wo sich die Seele ergibt
    vergibt sie der Welt.
    Rühre mich an
    rühre mich an
    um der Welt
    um der Liebe Willen.
    Rühre mich an
    rühre mich an.
    Rühre mich an
    rühre mich an.

    Gell, Hildi, das werden wir in den Osterexerzitien singen.

  2. Hedwig Jöhl sagt:

    Liebe PilgerInnen, ganz herzlichen Dank für die nährenden Berichte, immer wieder. Das mit der Leere und der Vorsehung ist Vollkorn-Nahrung – und das Gedicht von Barbara steht für ihren Missionseifer, um den ich bitten will mit ihr.
    Herzlichen Dank allen – und einen guten Weitergang, zuerst an Ort, dann aber Jerusalem zu. Gaudete! Hedwig

    • Hildegard Aepli sagt:

      Einen freudig freudigen Gruss auch dir, liebe Hedwig. Gaudete sei deine neue Woche!
      Herzlich Hildegard

  3. Rita sagt:

    Liebe Hildegard

    Heute beim Frühstücken las ich einige Sufi-Texte und dachte dabei auch an Jerusalem und Eure Wallfahrt. Einmal mehr ging mir durch den Kopf, wie sich das für dich wohl anfühlen möge – so kurz vor dem grossen Ziel – zu warten und dann noch einmal zu einer vergleichsweise kurzen letzten Etappe zu Fuss aufzubrechen. Es kam mir heute Morgen in den Sinn, mir zu überlegen, wie das denn am Anfang war, als wir etwa 100 Km von Bad Schönbrunn weg gelaufen waren. Ich vergegenwärtige mir, wo wir uns etwa befunden haben könnten, überlege mir ob in meiner Vorstellung Bad Schönbrunn schon weit weg war (das weiss ich nicht mehr) und was mir in Erinnerung geblieben ist.

    Die ersten 100 Km werden uns wohl etwa nach Walenstadt geführt haben und das nach einer ganz schönen Etappe dem Walensee entlang. Sehr präsent ist mir dabei, dass Hans uns „erlaubte“, das Schiff zu nehmen. Es war schwer für mich, mir dies selbst auch zu erlauben, sind wir doch am pilgern und es hatte mir weder an den Kräften gemangelt noch tat mir etwas weh. Aber ich fahre soooo gerne Schiff! Und so machte ich den für mich wirklich schweren Schritt, auf das Schiff zu gehen.

    Es ergab sich, dass ich dann eine hochinteressante Lektion zur Kunst des Bierbrauens erhielt! Dies deshalb, weil am Nebentisch einer sass, der mit seiner Partnerin ein spezielles Bügelbier trank und ich fragend die besondere Flasche anschaute und mich nach dieser Spezialität erkundigte. Dieser Mann, der als Bierbrauer gearbeitet hatte, erklärte dann, wie ein wirklich gutes Bier entstehen würde und lieferte auch eine Rangliste der Schweizer Biere, wobei er, nicht wissend wo ich wohne, das Burgdorfer Bier an die Spitze stellte. Selbst wohnt er zurzeit auch in Burgdorf, aber nicht in der Tätigkeit als Bierbrauer, sondern im Sozialwesen arbeitend.

    Natürlich erzählte ich ihm und seiner Partnerin auch die oft wiederholte Geschichte von der Wallfahrt nach Jerusalem, dass wir Euch vier bis Müstair begleiten würden, dass ich und die sechs weiteren Pilger nun das Schiff genommen hätten, während der Rest der Gruppe gerade den Aufstieg zum Walenstadtberg bewältige.

    Dies kam mir also heute, am 3. Adventssonntag in den Sinn. Und den 4. erleben wir in einer Woche gemeinsam!!!

    Ich wünsche dir und deinen drei Mitpilgern einen schönen 3. Advent und grüsse alle zusammen ganz herzlich

    Rita

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Rita, zum Glück gibts über das Tote Meer keine Schifffahrtsgelegenheit…
      Wie schön, dich und euch zum 4. Advent empfangen zu dürfen.
      Herzlich Hildegard

  4. LausA sagt:

    Eine Verbindung, ein gemeinsames sich spüren, ein gemeinsames Denken lässt in den Blogs immer wieder auf eine gemeinsame Wallfahrt schliessen. Du dort – ich hier. So oft las ich eure Empfindungen und meinte, dass ein von mir begonnener Gedanke weiter, fertig gedacht worden sei. Viel Vertrautes kam mir da entgegen, manchmal fast enttäuscht, weil ich Neues, Unbekanntes erwartet hätte…Wie wir uns wohl empfinden nach der Rückkehr? Bekannt – oder Neu?

  5. Cilli Aepli sagt:

    Liebe Hildegard,Gaudete,grosse Freude habe ich heute in Fuelle erlebt.Zusanne ist heute 75 Jahre alt, am morgen war ich die erste Gratulantin,es war ein schoenes Treffen, wie unter Schwestern.Um 9 Uhr 45 kommt Hedi zu mir,Aufbruch zum gemeisamen Gottesdienst,naechste Station Elisabeth im Hirschen abholen,Werner geht zu Fuss.Zur Eucharistiefeier kam heute P. Christoph Maria von der Insel Werth,eine feine, freudige Feier,nach dem Gottesdienst bedanke ich mich bei ihm ,er freut sich,stutzte als ich mich als Frau Aepli vorstellte,schaut mich gr oss an,er kenne eine Hildi Aepli,ob ich mit dieser Fr au,die jetzt unte rwegs nach Jerusalem sei verwandt sei ? Und wie. nach dem Gottesdienst begruesse ich Ida ,sie war gestern 80 jahre alt und gratuliere herzlich dazu.Die naechste Begruessung,Begegnung ist die,mit Ida Diem,seit einem Jahr Witfrauund seit Fruejahr in intensiver Krebsbehandlung.Ich frage sie an,ob sie mit uns. Im Altersheim Vogelsang z‘ Mittag essen wolle?,ja noch so gern,sonst hocke ich wieder so ganz alleinin meiner Wohnung…….So essen wir zu 5 .einen feinen Z‘ Mittag,am Sonntag. Ein Glaeschen Wein,Broccolisuppe,Cord on Bleu mit Kroketten ,Gemischte Gemuese,alles fein zubereitet,Dessert,Panna Cotta,mit feinen Beeren

  6. Cilli Aepli sagt:

    Kaffee Creme,anschliessend ein paar Liedli singen ,aus dem schoenen Liederbuch der Pro Senectute.Dann wvar Siesta angesagt,meine Gedanken wenden s ich jetzt meinem morgigen Spitaleintritt zu,Koefferli packen ,um noch einigeb Kleinigkeiten zu flicken,gehe ich zur Nachbarin Hedi,sie freut sich und zeigt mir ihre gestrickten Sachen..Hedi ist eine Kuenstlerin,s ie kann Patch work stricken,ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.Reichbeschenkt gehe ich zurueck in meine Wohnung, um postwendend ein Paeckli zu machen,an die Adr. Von M. hiestand zur Geburt ihres ersten Kindes.Ein weiterer Pulli ist dabei fuer Alexi und ein Jaeckli fuer Piara,wie freue ich mich,diese wunderschoenen Handarbeiten zu verschenken,am 27 sind wir zusammen, mit denFamilien Urban und Judith,Damian und Lea. Am 26..14 Erwachsene und 7 Kinder,du wirst fehlen.Um 14 Uhr 30 holt uns Walter Luedi ab, um in Schaffhausen , im Manor ein paar Saecheli zu posten,gerne tauchte ich seit langem wieder einmal in die weihnaechtliche Warenhauswelt ein,diesen Nachmittag schlossen wir ab im Engelskaffee,alles friedlich und schoen.Zu Hause noch die letzte Waesche in Ordnung bringen,Koefferli im Keller holen,um am Mo.Mo.abzufahrenins Spital.Ich bin froh ,dass ich anfangen kann Hilfe zu bekommen ,um eine bessere Lebensqualitaet zu erreichen,da s wa r wirklich ein Gaudete Tag. Eine feste Umarmung mit dankberenGruessen von deinem MAMI

  7. simone marchon sagt:

    Liebe Hildegard
    Ich mag mich an ein Gespräch mit dir erinnern, da sind wir zum Schluss gekommen, dass kurz vor Ende einer grossen Unternehmung oft die Zweifel kommen und die Sinnfrage gestellt wird. Ich weiss noch, wie du gesagt hast: und in diesem Moment darf frau nicht aufgeben, sondern mit letzter Kraft zu Ende bringen, worauf sie so lange hingearbeitet hat.
    mit lieben Grüssen ins adventliche Warten hinein
    simone

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Simone, solches haben wir besprochen!! Wie gut, dass du mich jetzt daran erinnern kannst.
      Herzlich Hildegard