183. Tag: Vierter Tag in Amman: Jerusalemweg.at

Heute gibt es keine Strecke.

Vor wenigen Tagen ist das Buch über drei österreichische Jerusalempilger vorgestellt worden, die von Juni bis Dezember 2010 nach Bethlehem und Jerusalem gegangen sind. Ihre Homepage ist „www.jerusalemweg.at“. Obwohl ihre Route zu einem Gutteil eine andere als unsere war, habe ich immer wieder auf unserem Weg durch den Balkan und die Türkei gesucht, ob ich ihren Kleber finde, den sie an vielen Stellen angebracht haben.

Schild mit dem Aufkleber auf der Stange

Erst in Antakya auf dem Hinweisschild für die röm.-kath. Pfarrei werden wir fündig und urplötzlich auf dem Wegweiser nach Maᶜalula mitten in Syrien. Es war eine Freude, so unerwartet einen Hinweis zu finden: Da sind vor einem Jahr auch andere bekannte Pilger durchgegangen. Plötzlich ist der Weg nicht mehr so fremd, sondern vertraut. Für mich war dieser Tag ein besonderer.

Vielen Dank an Euch drei: Otto, Johannes und David.

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Ein Kommentar zu 183. Tag: Vierter Tag in Amman: Jerusalemweg.at

  1. Beat Näf sagt:

    Mein Pilgerweg ist ein anderer. Da sind Bücher, ein Computer, Texte, da ist eine Küche, hier eine Treppe, hier die Einkäufe, hier die Wäsche. Und ich gehe hin und her, auf und ab und suche die Aufgaben zu erfüllen, die mein Alltag stellt. Es sind nicht dreissig Kilometer pro Tag, und doch spüre ich die Schmerzen im Körper und in der Seele. Es ist kein wirklicher Pilgerweg, und doch eine Art Weg. Wenn ich von Weg spreche, so meine ich etwas, das ihn viele beschreiten. Viele erleben Ähnliches, gehen vorwärts auf einem Weg, der unbekannt und doch bekannt ist. Andere gehen voran, sind vorangegangen. Hier sind ihre Spuren. Ja, vielleicht mag man sagen, es seien Feuerzeichen – eine Metapher, die Eusebius von Caesarea in seiner Kirchengeschichte verwendet hat. Kleber in Eurem Bericht. Die Berichte im Blog. Hier trage ich mich ein. Nicht um mich einzutragen. Ich denke, ein Blog ist letztlich anonym. Die Texte verschwinden in einer Fülle von Texten. So wie meine Tätigkeiten in der Waschküche niemanden interessieren. Beim Schreiben eines Buches ist es ähnlich. Die Texte interessieren nicht wirklich. Doch die Illusion, dass sie interessieren, dass das Schreiben oder die Tätigkeit in der Waschküche oder das Antreffen bei einem Kleber der Vorgänger bedeutend, ja wichtig sei, und damit die täglichen Qualen und Freuden – das gibt dem Alltag seine Würde. Wir brauchen Jerusalem, wir bilden es täglich ab, beziehen unser Tun und unsere Wege darauf. Und was Jerusalem ist? Den Namen Gottes nicht auszusprechen, sich keine Bilder zu machen, das hat seine tiefe Bedeutung. Wir können es nicht wirklich sagen. Und so sprechen wir von dem, von dem wir sprechen können.