etwas wagen

Seit Plovdiv war ich nicht mehr beim Coiffeur und es ist bitter nötig. Also frage ich an der Rezeption nach einer Coiffeuse, die auch nach westlicher Art die Haare schneiden kann und ob es einen Beautysalon gibt, um die anderen, die lästigen Haare zu entfernen. Klar gibt es das, hier nennt man diese Haarentfernung „Sugar“ und beides könne ich auch im Haus haben.
Okay, das ist super. So klopft es heute um 17.00 Uhr an der Zimmertüre und zwei junge Frauen treten ein, die eine für Pedi- und Manicure und „Sugar“, die andere für die sichtbaren Haare. Na dann, eigentlich habe ich die Füsse ja immer selber gepflegt, aber das scheint ein Missverständnis in Englisch gewesen zu sein, ich halte hin. Die junge Dame setzt sich auf den Boden, wir plaudern so gut es geht, ich erfahre einiges über die Frauen hier, über Familie, Kinder und Männer, über Kleider und Körperpflege – es ist richtig schön – Frauen halt.
Aber das eigentlich Neue für mich ist, wie sich hier die Frauen von den überflüssigen Haare befreien, mit einem Wachs, den man weichknetet bis er sich wie ein Kaugummi anfühlt, man streicht ihn aufs Bein, erfasst mit ihm die Haare, reisst sie aus und streicht grad weiter, immer mit dem selben „Brei“. Nicht schön und nicht wirklich effizient (zum Mindesten bei mir), aber arabisch.
Nach 1 1/2 Stunden ist sie fertig und ich auch. Jetzt kommt die Coiffeuse zum Zug. Hildis Kommentar: „So hätte ich es dir auch schneiden können, das habe ich jeweils bei meinen Geschwistern auch getan.“ Dieser Kommentar sagt alles und ich freue mich auf Flavia, die meine Haare tiptop schneidet…

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3 Kommentare zu etwas wagen

  1. Monika sagt:

    Liebe Esther,
    Endlich melde ich mich. Dabei warten schon zwei Kartengrüsse von euch allen aus der Türkei auf Beantwortung. Sie haben mich sehr gefreut und ich möchte herzlich dafür danken. Da mein Mail an dich zurückgekommen ist (deine Pfarreiadresse ist wohl storniert!), schicke ich nun diesen Gruss. Ich bin froh, dass ihr heil durch Syrien gekommen seid, in Jordanien eine Ruhepause einschalten könnt. Ich wünsche dir mit neuer STrubelfrisur viele wilde Windstösse und euch allen eine gute Ankunft in Jerusalem.
    Ich bin zwar nicht als Pilgerin, aber als Dozentin eifrig unterwegs im interreligiösen Dialog. Kürzlich durfte ich wieder einmal eine Segensfeier für ein muslimisch-christliches Kindchen gestalten und viele GEspräche mit den Verwandten führen. Und mein Kreis an muslimischen Freundinnen und jüdischen Freunden wächst. Ähnlich wie im ökumenischen Gespräch scheint mir die Basis viel weiter zu sein als die Hierarchie. Deshalb bin ich froh für eure Fussarbeit! Alles Liebe, Monika

  2. Sylvia sagt:

    Liebe Esther, Du Mutige! Du weisst ja, wie heikel bei mir das Thema Haarschneiden ist. Ein ganz heimlicher Wunsch von mir ist es schon lange einmal im Ausland, einem mir völlig fremden Friseur meine Haare anzuvertrauen. Du hast es getan – wow. Irgendwann werde ich Dich mal über diese aufregenden Stunden interviewen. Viele, viele Grüße aus dem Frankenland von Sylvia

    • Esther Rüthemann sagt:

      Liebe Sylvia,
      und wie ich mich auf das Interview freue 😉 und das bei einem feinen Frankenwein oder so…
      mit Umarmung Esther