Pilgern hat für mich in den letzten Monaten bedeutet, jeden Tag beim Gehen mehrere Stunden zu schweigen, mich auf das Wesentliche zu reduzieren und mich dem, was das neue Wegstück brachte, anzuvertrauen. Oft waren auch Gespräche am Abend nur unter uns vier möglich, da mangelnde Sprachkenntnisse einen tieferen Austausch mit den Menschen, denen wir begegneten, nicht erlaubten. Was mich jedoch treu begleitet hat, das war die NZZ. Ich lese sie seit 25 Jahren regelmässig, ob ich in der Schweiz oder sonstwo bin. Die Zeitung als Begleiterin – nun in angenehmer, digitaler Form – hatte beim Pilgern nicht nur die Funktion, Nachrichten des Weltgeschehens präsent zu haben. Dies nur insofern, als es die Länder betraf, durch die wir gingen. Vielmehr hat mir die NZZ durch Feuilleton, Hintergrundberichte, Gesellschaftsentwicklungen, Buchrezensionen und Beiträgen zu Literatur, Kunst, Architektur etc. Stoff geliefert, über den ich beim Gehen nachdenken konnte. Zu den Eindrücken aus den Landschaften oft eine gute Ergänzung und auf den monotonen Autostrassen sinnvoller Inhalt. Bücher sind für Pilger zu schwer und ihre Texte zu lang. Doch substantielle Zeitungsartikel waren angemessene Kohlen, um mein inneres Feuer, Gedanken und Sprache zu formen, am Brennen zu halten. So ist mir die NZZ fast zur „geistlichen Lektüre“ geworden, gehört doch zum spirituellen Übungsweg der monotheistischen Buchreligionen nicht nur Gebet, Meditation und treue Handarbeit – beim Pilgern arbeiteten vor allem unsere Füsse – , sondern auch der Akt des Lesens. Dass ich die NZZ auch jetzt in Amman lese, versteht sich von selbst.
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Meta
Lieber Christian
Ja, ich finde es auch wichtig, dass in irgendeiner Form das Weltgeschehen präsent ist, sei es nun durch das NZZ, eine andere gute Zeitung oder die Tagesschau.
Nun lasse ich das Weltgeschehen im Hintergrund für eine Woche, und werde den „Kontakt“ mit Euch durch den Blog wieder am 11. Dezember aufnehmen. Ab Freitag bin ich für eine Woche in Wien eingeladen und werde mich vor allem der Musik und der Kunst widmen.. Darauf freue ich mich sehr!
Auf Wiederlesen! Ich wünsche Dir und Euch eine lichtvolle 2. Adventswoche.
Mit einem herzlichen Gruss
Monique
Liebe Monique
Geniesse die Tage in Wien. Reiche mögen kommen und gehen, doch Wien bleibt Wien 🙂
Mit liebem Gruss
Christian
Hallo Christian,
ich schätze die NZZ auch sehr.
Aber konntest Du die NZZ denn überall auf der Pilgerroute kaufen? Das kann ich mir kaum vorstellen.
Viele Grüße
Karsten
Lieber Karsten
Die NZZ habe ich abonniert im iPad, mit dem ich auch all die Blogbeiträge schreiben kann.
Mit einem lieben Gruss
Christian