Wo Jesu Sprache gesprochen wird

Ma'alula

Wir finden heute Unterkunft im Kloster des Sergius und Bachus in Maalula. Der Pater, der das Kloster hütet, ist ein gebildeter Araber, der uns vier Pilger gleich zum Essen einlädt. Touristen aus dem Westen gibt es seit dem Ausbruch der Revolte keine mehr und so hat er Zeit für uns. Auch die jungen Damen, die die Klosterführungen machen, stehen gelangweilt herum. Verschlafen sitzt ein Mann in der leeren Kafeteria. Wir aber erfahren, dass Maalula und Saydanya, wo wir morgen hin gehen, von alters her zwei wichtige Stationen für Jerusalemwallfahrer sind. Die alte Steinkirche aus vornizäischer Zeit mit ihren spärlichen Ikonen lässt etwas von Frühchristentum erahnen. Als wir mit dem Pater bei Tee auch über Politik ins Gespräch kommen, betont er, dass Bashr al- Assad und seine Frau gerne ins Dorf kämen. Auch besuchte der Präsident das Waisenhaus hier, wovon uns Fotos gezeigt werden. Vor allem aber unterstütze Assad durch die Gründung eines Instituts die aramäische Sprache, die hier und in zwei Nachbardörfern noch gesprochen wird. Dass hier noch Jesu Muttersprache lebendig ist, hatte uns bereits der Geheimdienstbeamte stolz erzählt, als er uns am Morgen auf dem Weg kontrollierte. Mehr denn je erleben wir, wie in diesen Dörfern zwischen Homs und Damaskus die lokale Kirche aus einem tiefen historischen Bewusstsein und aus der klösterlichen Tradition lebt.

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