Kontrast

Nach der Umfahrung von Homs im Taxi laufen wir entlang der Autobahn Richtung Damaskus. Es ist eine sehr laute Strasse. Viele Lastwagen in bedenklichem Zustand und mit pechschwarzen Auspuffgasen fahren in hohem Tempo an uns vorbei. Neben der Strasse zeigt sich an diesem Tag auch nicht viel Schönes. Das Land ist von Unfertigem, Bauschutt, Abfällen jeglicher Art bedeckt. Ein einziges Gewässer auf der heutigen Etappe stinkt bestialisch. Und – wir sind heute von einem weissen Toyota mit 5 Geheimagenten begleitet, einer in Zivil, vier in Vollmontur. Sie sind mal vor uns und mal hinter uns. Mit der Zeit winken wir ihnen und jene, die nicht gerade schlafen, winken zurück.
Am Ziel unserer Etappe angekommen, steuern wir den ersten Laden an und fragen nach einem Taxi. Wir wollen uns ins Wüstenbergkloster Deir Mar Musa bringen lassen, das vom Jesuiten Paolo geleitet wird. Der Ladenbesitzer organisiert uns einen Freund, der mit sieben Mal nachfragen den Weg zum Fuss des Klosters findet. Es ist bereits Nacht und wir stellen fest, dass uns ein Aufstieg zur Klosterpforte bevorsteht. Wie gut, dass Pilger mit Stirnlampen ausgerüstet sind! Schon nach wenigen Schritten beginnen oben, wo wir in den hohen Mauern kleine beleuchtete Fenster sehen, Hunde zu bellen. Eine unangenehme Hausglocke, finden wir… Schliesslich fast oben, rufen wir in Gebellpausen laut hallo hallo und werden schliesslich empfangen. Gott sei Dank. Durch das sehr tiefe Eingangsportal schlüpfen wir mit unseren Rucksäcken nur schwer. Das Staunen danach über das alte Gemäuer, das unglaublich schön und doch einfach wiederhergestellt worden ist, ist riesig. Wir sind am Ende dieses Tages unter funkeldem Sternhimmel an einen Ort gekommen, wo uns das Schöne, die Stille und die Gastfreundschaft der Gemeinschaft empfängt. Welche Wohltat für den Leib, die Sinne, die Seele!

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