Stadttag

Ein Tag durch die Stadt steht uns bevor. Durch Adana. Lieblingsstrecke für Pilger… Zunächst geht es, wie längst gut eingeübt, am linken Strassenrand dem entgegenkommenden Morgenverkehr entlang. Waaas hast du gesagt? Wieee? Habs nicht verstanden. Es ist sehr laut. Schon bald schnappt sich ein ganz ordentlich aussehender Hund unsere Gesellschaft und beschliesst im Stillen, uns zu begleiten. Wir merken es bald und müssen ihm gestehen, dass die Sympathie nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Wie aber das Tierchen loswerden? Gar nicht einfach. Wie er uns fast in eine dumme Verkehrssitustion bringt, schreit ihn Hildegard mal an. Keine Reaktion. Später Esthers Griff zu einem Stein und eine drohende Geste. Da weicht der dumme Hund mitten in den Verkehr hinein aus. Bremsen, hupen, beinahe eine Kollision. Franz versucht es mit einem sanften Gingg. Alles vergebens. Erst als wir über eine Hochstrasse in die stillere Parallelstrasse wechseln, können wir den Gesellen loswerden. Welche Erleichterung. Fast als Belohnung wird uns bald darauf Nescafé, der beliebteste türkische Kaffee leider, angeboten. Ein Kurde, der mit seinen Schafen über 700 km gefahren ist, um sie in Adana zum bevorstehenden Opferfest anzubieten, giesst ihn auf. Und schon sind wir umzingelt von Neugierigen, Kindern und Erwachsenen. Nach dieser Pause gehts weiter, bald ins Stadtzentrum. Hier gibt es zwei Hindernisse: 1. Die Gehsteige, die einfach doppelt so hoch sind wie gewohnt – ein ächz jedesmal für Pilger- und 2. all die netten Neugierigen, die besonders die Touristen lieben und dies zeigen, indem sie sie in möglichst ausführliche Gespräche verwickeln. Wir aber müssen noch mehr als die Hälfte des Weges weiterlaufen! Auf einer sehr schönen alten Brücke, die Franz bestimmt in seinem Beschrieb erwähnen wird, geniessen wir den Blick auf die neue Moschee gleich am Fluss. Ein Anblick wie aus tausendundeinerNacht. Und schliesslich geht es weiter, hinaus aus dem Wohngebiet, in die Industriequartiere, wo wir besser wieder nebeneinander laufen können, sodass sich das eine und andere Gespräch ergibt, dabei schmerzende Füsse und müde Beine in Vergessenheit geraten!
Und jetzt der Blick zurück auf diesen Tag: es war ein guter Tag!

Dieser Beitrag wurde unter unterwegs veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Kommentare zu Stadttag

  1. LausA sagt:

    Wie Füsse schmerzen können, weiss ich, noch besser wie Knie schmerzen können und am allerbesten weiss ich wie ein Kopf schmerzen kann. Viele Gedanken, Gebete habe ich gestern zu euch geschickt. Hatte alle Zeit dazu, lag einfach flach, überlegte mir erfreut, wie wenig „Ausfälle“ ihr bis jetzt auf eurer Pilgerreise annehmen musstet. So ein Glück. Wenn ich mich auch für das bevorstehende Syrien sorge, war der heutige Stadttageintrag ein Aufsteller. Trotz viel Ueberzeugung, dass ihr den Entscheid, wie zu gehen, nicht ganz allein fällt, kommt immer wieder mal etwas Wehmut auf. Bei mir Kleingläubiger! Ich wünsche euch und mir, dass solche Aufsteller und ganz viel Glück euch weiterhin begleiten.

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Lausa, hat dich die migräne wieder einmal gequält, du arme, flachliegende!! Du hast schon recht, es ist unglaublich, wie zwäg wir alle vier bisher waren. Das kommt von all den gedanken und allen gebeten, die uns von euch daheimgebliebenen immer begleiten. Hoffentlich war dein tag heute ein wieder besserer! Herzlich hildi

  2. Marietheres Bischof sagt:

    Liebe Hildegard
    Ich verfolge euren Blog seit wir aus Amerika zurück sind und bin immer wieder beeindruckt, dass ihr ständig etwas nicht ganz Alltägliches zu berichten habt. Super, ich geniesse mein geistiges Mitpilgern sehr und in der Chorgemeinschaft wird viel ausgetauscht. Du bist bei uns noch sehr präsent!
    Hat noch nie jemand von euch den totalen „Verleider “ bekommen? Macht ihr euch jeden Morgen motiviert auf den Weg oder müsst ihr euch manchmal einen inneren „Gingg“ geben, um euer Vorhaben zu Ende zu führen?
    Ihr pilgert für Frieden und Gerechtigkeit. Seid ihr 100% ig überzeugt, dass euer Projekt auch wirklich etwas bewirkt hinsichtlich dieser Vision?
    Ich freue mich sehr über eine Antwort, wie auch immer sie ausfällt. Ich habe versucht, über deine Email Adresse mit dir in Kontakt zu kommen, habe aber nie ein Echo erhalten. Das soll übrigens kein Vorwurf sein.
    Ganz ganz besonders herzliche Grüsse aus dem Niederholz
    Marietheres mit Familie

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe marie-therese, jetzt hast du mich erwischt, jetzt siehst du, wie du mich zum prompten antworten bringst. Bei mails kann es wochen dauern…
      Also, es freut mich ausserordentlich, dass du geschrieben hast und dass vom chor offenbar einige mit uns auf dem weg sind. Grüsse bitte alle!
      Den totalen verleider hatte noch niemand, das loslaufen am morgen ist selten das schwerste. Das durchhalten kommt mit den laufstunden, oft, wenn es beim mittagessen heisst, dass noch 16 km zu laufen sind und die füsse schon weh tun. Heute war so ein tag. Die frage, ob wir bezüglich der vision überzeugt sind, kann ich für alle mit ja beantworten. Wir bewirken etwas, dieses etwas mag klein und bescheiden sein und bleiben.
      Herzliche grüsse ins niederholz hildegard

  3. Auch wir im Stiftsbezirk des Hl. Gallus in St. Gallen begleiten euch Pilgerinnen und Pilger in vielfältiger weise. Schliesslich sind Hildegard und Esther Seelsorgerinnen und Seelsorger unseres Bistums. Beeindruckt sind wir von der Tapferkeit und den meist guten Gedanken zu Situationen und Orten. Danke, dass wir an eurem Pilgern, wenn auch in Gedanken, teilnehmen können. Viel Kraft auf den weiteren Weg und bestes Segenswünsche des Bischofs übermittel der Kanzler Fridolin Eisenring.

    • Hildegard Aepli sagt:

      Lieber Fridolin, lieber Bischof Markus, liebe Leute vom Ordinariat, euer Gruss freut uns ausserordentlich und wir fühlen uns geehrt, dass ihr von zuhause aus unser Pilgern begleitet. Herzlichste Grüsse euch allen! Esther und Hildegard