Wie die Bäume des Taurus

Imposant erheben sich hier im Taurusgebirge die Felsen über unserem Weg. Dann öffnet sich wieder ein Tal und weitet den Blick zu Gipfeln und Bergkämmen. Vor allem die Bewaldung ist mir heute aufgefallen, mal dichtes Nadelholz, mal vereinzelte Tannen an einem Steinhang, mal knorrige und charaktervolle Föhren an exponierten Stellen. Im Talgrund an den Bächen sind oft runde Laubbäume zu sehen, herbstlich gefärbt, und dazwischen Pappeln, die sich anmutig erheben. Diese Bäume, sich an Hängen und Felsen klammernd und am Bergbach spriessend, sind immer wieder faszinierend.
Beim Gehen kommt mir der biblische Sprachgebrauch in den Sinn, der den Menschen, der nach Gottes Wille lebt, also ein Gerechter ist, mit Bäumen vergleicht: Er ist wie eine Palme und erhebt sich wie die Zeder des Libanon. Er ist ein Baum an Wasserbächen gepflanzt, dessen Blatter nicht welken und der zur rechten Zeit seine Frucht bringt…. Der Zufall will es, dass wir beim Nachmittagsimpuls Jesu Gleichnis hören, das vom Feigenbaum berichtet, der keine Frucht bringt. Bäume sind da, um zu blühen und Frucht zu bringen. Der Mensch auch.

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6 Kommentare zu Wie die Bäume des Taurus

  1. Gabriela sagt:

    Lieber Christian, liebe Pilgerinnen und Pilger
    Starke Bilder, die ihr immer wieder teilt. Erlebtes und Verkostetes, welches ihr mit Worten und mit Bildern weitergebt. Herzlichen Dank dafür.
    Das Bild des Baumes klingt nach. Insbesondere auch als Bild für unser Land – ein paar Stunden bevor die Wahlurnen schliessen. In der Hoffnung, dass unser Land und die Menschen in Verantwortung guten Willens sind, Gerechtigkeit und gute Frucht hervorzubringen.
    In herzlicher Verbundenheit
    Gabriela

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Gabriela
      Heute Abend konnte ich die Wahlresultate im Internet lesen. Im Rahmen des möglichen bin ich nicht unzufrieden. Mit allen, die um das Gemeinwohl sich kümmern, bin ich verbunden.
      Mit einem lieben Gruss
      Christian

  2. Pia sagt:

    Lieber Christian,
    das erst mal sehr schöne Bild von den Früchten hat mich begleitet, dann
    habe ich nochmals die Bibelstelle nachgelesen und finde es gar nicht
    mehr so einfach. Denn deine Sätze „sind da … um“ haben für mich den Beigeschmack von Leistungschristentum oder Funktionärswesen.
    Natürlich glaube ich auch, dass jeder Mensch seine/ihre Bestimmung in sich trägt, die „nach außen“ drängt, die schenken will, die sich mitteilen will, die ein „Produkt“ des ureigensten Wesens ist, oder die als Auftrag an mich ergeht. In diesem Glück liegt eine Chance, aber auch die Gefahr, mich selbst zu verhindern oder mich zu verweigern.
    Mir sind dann aber noch weitere Fragen gekommen:
    Was ist mit Menschen, die keine Früchte bringen können? Was heißt
    dann überhaupt „Frucht“? Ist der Mensch schon durch sein So-Sein und
    Da-Sein Frucht? Ist er nur akzeptabel, wenn er „was vorzuweisen“ hat?
    Bin ich in der Lage, die eigenen Früchte zu erkennen und zu beurteilen?
    Habe ich Früchte nur, wenn andere sie mir zusprechen? Lasse ich mich
    von den Früchten der anderen beschenken?
    Das biblische Bild endet mit einem, der gegen das „Umhauen“ des scheinbar nutzlosen Feigenbaums bittet zu warten…
    Einen schönen Sonntag mit Gott, dem großen Gärtner, wünscht Dir
    Pia

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Pia
      Du stellst wichtige Fragen, worauf es unterschiedliche Antworten gibt. Dass der Mensch bestimmt ist zum Leben und zum Wachsen erscheint mir eine Vorgabe. Urteilen, wie jemand wächst, muss ich zum guten Glück nicht.
      Mit liebem Gruss
      Christian

  3. Daniela Eichhorn sagt:

    Liebe Pilgerinnen und Pilger,
    nun bin ich aus dem Urlaub heim gekehrt, fand in meinem Briefkasten so ziemlich als erstes Eure nette Postkarte und freue mich darüber, dass es darin nicht nur die leidigen amtlichen Schreiben gab. Habt recht herzlichen Dank dafür. Vom Erdbeben in der Türkei hörte ich auf der Heimfahrt, konnte es aber geografisch nicht so recht verorten und bin nun froh, im Blog mitzubekommen, dass Ihr wohlauf seid.
    Das Gleichnis vom Feigenbaum ist mir auch ein ganz liebes, erinnert es mich doch sehr an eine sehr eindrückliche Situation während meiner Zeit in der Gefängnisseelsorge. Vor allem aber entspricht es meiner tiefsten Überzeugung, dass viele Früchte zunächst oft nicht sichtbar sind oder sich auch erst ganz langsam entwickeln müssen. Und auch davon erzählt dieses Gleichnis für mich und lässt mich nicht zuletzt an all die behinderten Menschen denken, mit denen ich zusammen lebe und unter denen ich arbeite und deren Gaben oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber bei näherem Hinsehen oft umso beeindruckender sind. Liebe Grüße und weiterhin einen behüteten Weg, das wünscht Euch von Herzen Daniela

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Daniela
      Einen guten Wiedereinstieg in die Arbeit. Gerade wer wie Du mit Menschen arbeitet, ist docj oft wie ein Gärtner oder eine Gärtnerin. es gibt vieles zu tun, dovh das Wichtigste ist aufmerksam zu warten, bis es wächst!
      Mit herzlichem Gruss
      Christian