Schon auf dem Balken und nun auch wieder in der Türkei begegnen wir Hirten und ihren Herden. Heute waren es gerade drei Schaf- und Ziegenherden, die wir kreuzten. Eindrücklich, wie die Tiere geführt werden, dabei der Hund hilft und der Hirte, zuweilen mit Esel ausgerüstet, die entfernten Tiere wieder zurückholt. Die Bibel hat dieses Bild oft verwendet, um das Verhältnis von Volk und seinen politischen und religiösen Führern zu beschreiben. Aber auch Gott wir als Hirte bezeichnet und schliesslich sagt Jesus im Johannesevangelium von sich, er sei der „gute Hirt“, der sein Volk und jeden einzelnen weidet und führt.
Diese Gleichnissprache mag abgegriffen sein und für uns scheinbar hochzivilisierte Menschen nicht mehr sprechen, weil wir ein gesundes Verhältnis zu Tieren verloren haben. Doch wer spirituell wachsen will, braucht jemanden, der aus Erfahrung führt. Ich wende mich dabei zuerst an Christus. Im heutigen Sonntagsevangelium ist er mir denn auch zum geistlichen Lehrer und Meister geworden. Als die Pharisäer ihn im Steuerstreit gegenüber den Römern herausfordern, schaut er sich eine Münze an. Und weil da des Kaisers Abbild eingeprägt ist, sagt er, man solle die Münze dem Kaiser geben. Also Steuern zahlen oder überhaupt kein kaiserliches Geld in die Hand nehmen? Beide Auslegungen sind möglich. Wichtig ist aber der zweite Teil von Jesu Lehre: Gebt nicht nur dem Kaiser, was des Kaisers ist, sondern auch Gott, was Gott gehört! Der Mensch aber ist Abbild Gottes und daher hat er sich ihm ganz zu geben. Mit diesem Gedanken der Hingabe und was diese für mich immer wieder neu bedeuten könnte, bin ich heute länger gegangen. Dabei habe ich auf die Hirten mit ihren Herden geschaut.
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