In der Ebene von Konya

Zuerst die Notenlinien:

weitweitweitweitweitweitweitweitweitweitweitweitweitweitweitweitweit
geradegeradegeradegeradegeradegeradegeradegeradegeradegerade
monotonmonotonmonotonmonotonmonotonmonotonmonotonmonoton
ebenebenebenebenebenebenebenebenebenebenebenebenebeneben
flachflachflachflachflachflachflachflachflachflachflachflachflachflachflach

Dann die Melodie:

Dschalal ed-Din zog in den Westen,
zu den Römern, der Rumi.
Ich pilgere in den Osten;
Orientierung ist im Orient.

Es erhebt sich der heilige Berg,
wo Gott seinen Namen wohnen lässt,
wo Gottes Antlitz aufgeleuchtet ist;
Ecce homo!

Nach vollendetem grossen Gang
stimme ich Rumi zu,
der selbst den Hadsch vollbracht.
In jedem Herzen wohnt Gott,
die Liebe sprudelt aus jeder Seele,
so gereinigt im grossen Weg.

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12 Kommentare zu In der Ebene von Konya

  1. E.S. sagt:

    Liebe, fleissige Blogpilger,
    Nun schreibe ich es hier doch noch. Alle meine Freunde mussten es schon hören von mir.
    Es hat mich so getröstet und gefreut, dass ein Lyriker, den Literatur-Nobelpreis zugesprochen bekommen hat! Neben all den andern täglichen news hat mich diese Nachricht zuversichtlich und versöhnlich gestimmt. Einer, der nach erlittenem Hirnschlag und Aphasie weiter mit Sprache und aus der Sprache gelebt hat. Wenn Werte wie Lyrik, Verletzlichkeit und Schwäche in unserer Welt noch hoch gehalten und geachtet werden, dann tröstet mich das sehr.
    Wie liesse sich das sonst sagen, was Ihr uns so poetisch mitteilt? Wie sonst kämen diese Eindrücke von Euch in unser Empfinden, wenn nicht durch die Bilder, die Ihr mit Eurer Sprache in uns gestaltet. Wie könntet Ihr Rumi sonst so nahe sein, wenn nicht durch seine Gedichte?

    Die Sonnenblumen
    äugen
    blinzelnd
    zu mir
    herüber

    Manchen
    hat der Wind
    schon die welken
    Wimpern gezupft

    Bald
    kommen
    die Vögel
    und picken sie
    blind

    Spätsommer

    Das ist nicht neu, aber kam mir jetzt gerade in den Sinn, wenn ich spätnachts noch blog lese und schreibe.
    Auf dass Euch viel Schönes und Gefreutes anblinze und der Wind nur das von Euch wegblase, was eh schon welk ist und auf jene Augen, die direkt mit dem Herzen verbunden sind.

    E.S. aus W.

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe E.S.
      Danke für diesen Hinweis. Mir ist dieser Satz von Tomas Tranströmer in die Knochen gefahren:

      Auftrag: dort zu sein, wo man ist.
      Auch in der lächerlichen todernsten
      Rolle – ich bin genau die Stelle,
      wo die Schöpfung an sich selbst arbeitet.

      Tomas Tranströmer (aus: der Posten)

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe E.S.
      Ich habe mich auch sehr gefreut zu hören, dass Tranströmer den Literaturnobelpreis erhielt. Gedichte haben es schwer in unserer schnellen Zeit, da man verdichtete Sprache sind und daher innerlich erwogen werden müssen, zum den Inhalt frei zu geben. Lyriker und Lyrikerinnen sind oft einsame, da nicht verstandene Menschen. Wer aber das Gedicht einmal entdeckt hat, der ohne nicht mehr leben.
      In Dank und in Verbundenheit
      Christian

  2. Susanne Hirsch sagt:

    Wandern in der Ebene – um sich nicht zu verlieren, ist es wohl nötig, sich in dieser Liebe festzumachen. Ich wünsche Euch, dass Ihr die Anforderungen dieser Weite meistert. Mit einem herzlichen Gruss, Susanne Hirsch

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Susanne
      Ja, ohne Anker, ohne Orientierungspunkt, ohne axis mundi… sind wir in der Ebene verloren. Vor allem aber braucht es den Mitmenschen, um zu lieben.
      Mit herzlichem Gruss
      Christian

  3. Charlotte Summermatter Schmid sagt:

    Hilde Domin:

    Weniger als die Hoffnung auf ihn

    das ist der Mensch
    einarmig
    immer

    Nur der gekreuzigte
    beide Arme
    weit offen
    der Hier-Bin-Ich

    den vier Jerusalempilger ein gutes Gehen
    Charlotte

    • Charlotte Summermatter Schmid sagt:

      Dieses Gedicht von Hilde Domin hat den Titel: Ecce Homo. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn nicht geschrieben habe.
      Charlotte

      • Christian Rutishauser sagt:

        Liebe Charlotte
        Als ich meine Zeilen schrieb und „ecce homo“ setzte, war mir Hilde Domins Text tatsächlich auch in der Erinnerung.
        Mit liebem Gruss
        Christian

  4. steudler Peter sagt:

    Hoffentlich spürt Ihr ein wenig von der Toleranz eines Jahledin Rumi auf der Konia Ebene.Wie sagte Er doch: Chisten, Juden,Muselmanen, oder Feueranbeter,: Alle sind willkommen.Eine Toleranz die leider in der Katholischen Kirche, und in vielen teilen des Islam heute nicht mehr besteht.
    Ich wünsche weiterhin gute Pilgertage, und viele Positive Einsichten, sowie Geistige Erlebnisse. Ein geistig Mitpilgerinder Mensch der an die Geistigen Welten glaubt, und das seit vielen Jahren schon ohne die Katholische Kirche.Es gibt nur das eine grosse Geistige Licht, ob Budhist,Christ,Moslem,Jude: Gott hat keine Nationalität!

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Peter
      Danke für die Zeilen. Gott ist grösser als unsere Bilder und Gedanken; einfach nie loslassen und nie aufhören, ihn zu umkreisen.
      Mit herzlichem Gruss
      Christian

  5. ursula,kleine sr jesu sagt:

    lb Esther,
    warst du es, die von „hand aufs herz“ schrieb ?gestern, im ausschaffungs-haft gefängnis hat b. aus ägypten, der zurück muss, beim abschied die hand aufs herz gelegt. und da warst du und ihr alle und noch so viele andere pilgernde auf der welt, ob äusserlich oder innerlich pilgernd, mir so nah.
    mit einem bunten herbstgruss und bhüet ech GOTT
    ursula

    • Esther Ruethemann sagt:

      Liebe Ursula,
      es ist wirklich ein verbindendes Zeichen, das zu Herzen geht. Danke für deine Begleitung.
      Lieber Gruss Esther