Begegnung im Regen

Einige Kilometer vor Maria Luggau war es, dem Ziel unserer heutigen Tagesetappe. Das zweite Gewitter entädt sich über uns. Strömend, bekanntlich unaufhaltsam. Wir laufen entlang der Autostrasse, die am heutigen Schlechtwettertag – Gott sei Dank – nicht allzu stark befahren ist. Die Gegend fällt für unsere Begriffe unter die Kategorie „wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen“. Da, ich traue meinen Augen nicht, kommt uns ein Pilger entgegen. Ohne Regenponcho, ohne Rucksackhülle, mit einem in Plastik verpackten Hefestollen in Händen. Wir bleiben stehen, sprechen den jungen Mann an. Es ist Owen, aus Hawaii. Er ist vor drei Monaten in Istanbul gestartet und will nach Edinburgh pilgern. Was? Wie bitte, denke ich. Der Bursche sieht überhaupt nicht aus wie ein Hawaiianer und wieso nach Schottland? Ok. Seine Eltern sind einst nach Hawaii eingewandert. Als Professoren an der Uni haben sie gearbeitet. Danach ist ihr Junge mit ihnen auch nach Massachusettes, Seattle, Neuseeland weiter gereist. Und heute ist der junge Mann auf der Suche nach einem Ort, wo er bleiben kann. Das wünschen wir ihm von Herzen, dass er eine Arbeit, einen Menschen, einen Ort findet, wo er die Erfahrung machen kann, heimzukommen, heimzufinden.

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5 Kommentare zu Begegnung im Regen

  1. Alice Rudin sagt:

    Hallooooo zusammen, danke für eure tollen Berichte!Ich bin jeden Abend gespannt und es ist für mich wie ein Bettmümpfeli! Die Verbundenheit ist gross und immer wieder merke ich, dass ich doch ein wenig neidisch bin. Darf man das sein? Ich schicke euch alles, was ihr braucht und wünsch euch von Herzen, dass es euch einfach gut, zufrieden geht. scharewiiiis liebi Grüess Alice

    • Esther Rüthemann sagt:

      Liebe Alice,
      ja man darf neidisch sein 🙂 es ist wirklich eine gute Erfahrung. Nicht nur einfach, gestern zum Beispiel bei dem Regen haben wir schon gesagt: jetzt schickt man keinen Hund nach draussen… Aber es ist vor allem eine Lebensschule – wunderbar!
      Sei umarmt Esther

  2. Elisabeth sagt:

    Lieber Christian,
    wenn Du dies liest, ist die Entzündung hoffentlich zurückgegangen… Auf jeden Fall fühle ich mit Dir!! Vor zwei Jahren mußte ich auf dem Jakobsweg bereits am dritten Tag des dreiwöchigen Pilgerns das Laufen unterbrechen aufgrund eines Sturzes und entzündeter Blasen. Es paßte mir überhaupt nicht, die Gruppe zog weiter. Als es nach zwei Tagen Pause noch nicht ausreichend besser war, lief ich trotzdem wieder mit. Die nächsten Tage waren qualvoll, der Rest des Pilgerns erschöpfend und mühsam. Ob es richtig war? Ich weiß nicht. Ich wünsche Dir auf jeden Fall, daß Du einsichtiger und weniger stur bist als ich, mehr Gottvertrauen hast als ich es damals hatte. Doch am meisten wünsch ich Dir, daß Du nach Eurem Ruhetag wieder schmerzfrei weiterlaufen kannst. Im Gebet mit Euch verbunden
    Elisabeth S.

  3. marianne sagt:

    Dear Christan, Hope your leg is getting better, don’t be too hard with yourself, or do you want to experience all the suffering of St. Ignatius and found a new Order.? I pray for your safety.
    Mariann

    • Christian Rutishauser sagt:

      Dear Marianne
      Thanks for your lines. I`m already better today and walked the whole day. Of course, I’have to take care and need patience. That`s I have to learn, haven t I?
      In any case, I don t see any reason to found a new order 🙂
      With affection, Christian