Wallfahren heisst für mich: mit leeren Händen heimkehren
In den Anweisungen für die grossen Wallfahrten im Alten Testament wird betont: „Man soll nicht mit leeren Händen hingehen, um das Angesicht des Herrn zu schauen.“ (Dtn 16,16)
Eine Frage unterwegs lautete: Mit Kreditkarte und Geld im Sack zu pilgern ist einfach und wenig Herausforderung; sich den Spendern und den Menschen unterwegs ganz auszusetzen und der Vorsehung – ohne Geld oder Kreditkarte: das sei richtiges, asketisches Wallfahren. Pilger mit dieser Einstellung haben wir unterwegs getroffen.
Es ist aber nicht mein Ideal: Ich bin bereit, für die Pilgerschaft nach Jerusalem von meinem Geld und Gehalt, von meiner Zeit zu investieren – und wenn man so will – es mitzubringen vor Gott hin, zum Kind in der Krippe, vergleichbar den Magiern aus dem Osten.
Aber der Verdacht drängt sich mir dann auf, ich hätte etwas Besonderes geleistet und erwarte mir eine Abrechnung, eine Belohnung dafür: Das ist mir gänzlich zuwider. Ich bilde mir nicht ein, etwas Besonders geleistet zu haben. Ich erwarte mir keine Belohnung, sondern ich glaube, dass Gott mich als sein Kind liebt, und so darf ich kommen wie ich bin, wie es mir jetzt geht, mit meinen Schätzen und Mängeln, mit allem, was ich gemacht und nicht gemacht habe. Er sieht und hört mich, er empfängt mich – einfach, weil er mich liebt (vgl. die Lesung von gestern: Gal 4,7).
Statt Belohnung – so meine Wahrnehmung – trifft gerade das Gegenteil zu: Ich werde mit leeren Händen heimreisen – wie die drei Könige aus dem Morgenland, die Sterndeuter aus dem Osten, die ihre Gaben dem Kind brachten und ihm übergaben. Sie kehrten ohne ihre Schätze nach Hause zurück, allerdings auf einem anderen, neuen Weg, wie es heisst (Mt 2,11-12).
Die Begegnung mit Christus hat sie arm gemacht, arm wie dieses Kind – das ist auch mein Empfinden. Mit leeren Händen, mit einem kleineren Rucksack, ohne Schutzhülle, mit offenem Herzen, mit freien Armen kehre ich heim.
Unsicher bin ich mir, ob ich dafür die Seligpreisung Jesu auf mich anwenden kann: arm und selig zu sein: Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5,3).
Gerne übergebe ich meine Schätze dem Kind und lasse sie los. Und ich werde nicht mehr gleich heimkehren, wie ich ausgezogen bin.