Papst Benedikt lädt zu Assisi III ein

Seit Jahren arbeite ich mit an der Umsetzung der Konzilserklärung „Nosta Aetate“ von 1965 zum Verhältnis der röm.-kath. Kirche zu den andern Religionen. Das Lassalle-Haus weiss sich diesem Auftrag verpflichtet, und zudem arbeite ich in verschiedenen Dialog-Foren für das jüdisch-christliche Gespräch. 1986 und 2002 hatte Papst Johannes Paul II. Religionsführer nach Assisi eingeladen, was mutige und prophetische Schritte waren. In dieser Tradition hat heute Papst Benedikt XVI. gut 300 Religionsvertreter und auch Repräsentanten von atheistischen Verbänden zu Assisi III einrufen. Erst in den kommenden Tagen werde ich wohl mehr davon erfahren. Doch beim Pilgern am heutigen Tag haben wir uns mit diesem Ereignis in Assisi und seinen Anliegen verbunden. Gerade hier in Adana, nach dem Mittagessen auf der alten Römerbrücke über den Seyhan zu stehen und vor sich die beeindruckende, erst 13 Jahre alte Sabancı-Moschee zu haben – sie ist die grösste Moschee der Türkei – , war mir eine Einladung zu einem seriösen Dialog mit dem Islam. Meine Gedanken gingen da nach Assisi. Die Einladung des Papstes stand heute unter dem Titel „Ein Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebetes für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Wir sind Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens.“ Dass Benedikt neu das Bild des Pilgerns in die interreligiösen Treffen von Assisi einbringt, freut mich besonders. Denn der Weg zu Wahrheit, Glauben, Frieden und Gerechtigkeit ist immer ein Unterwegssein, das uns je übersteigt. In diesem Sinne pilgern auch wir nach Jerusalem. An solchen Tagen macht es eine besondere Freude, röm.-katholisch zu sein.

Dieser Beitrag wurde unter interreligiös veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

9 Kommentare zu Papst Benedikt lädt zu Assisi III ein

  1. Gerhard Mähr sagt:

    Lieber Christian!
    Nach sehr langer Zeit melde ich mich wieder. Ich war die beiden letzten Tage auf Erholung in Batschuns und habe dabei in einem neuen 14-bändigen Werk über die Geschichte des Christentums herumgeschmökert. Mir ist dabei bewußt geworden, was für eine lange, reiche, unterschiedliche und auch schwierige Geschichte aus diesem Jesus geworden ist.
    Ihr vier schreibt auch ein Stück Geschichte und nehmt viele mit auf euren Pilgerweg. Danke für eure täglichen Infos, es ist toll, dies alles miterleben zu dürfen.
    Möge auch das dritte Assisitreffen für viele Verantwortliche und deren Gläubige Schritte auf dem Weg der Wahrheit sein.
    Verbunden mit euch allen

    Gerhard

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Gerhard
      Welch Freude von Dir zu lesen. Ich hoffe, es geht Dir gut, gerade auch gesundheitlich. Ja, was wir erleben ist ein Geschenk und das teilen wir gerne.
      Mit einem herzlichen Gruss nach Vorarlberg
      Christian

  2. Sr. M.Christa Ineichen sagt:

    Lieber Pater Christian und Mitgefährten,
    das ist ja eine wunderbare Zusammenfassung des spirituellen Sinns dieses heutigen Tages in Assisi. Danke schön! Wir Schwesten haben auch „mit gemacht“ und uns gefreut, dass so ein Treffen überhaupt möglich war- trotz bösen Widerständen von Seiten…. Und siehe: sie kamen aus allen vier Windrichtungen- grossartig.. möge dieser Tag nachhaltige Wirkung haben.! Eben wollte ich in der Tagesschau sehen, ob das Schweizerfernsehen auch etwas bringt davon . Nichts, gar nichts! Nicht interessant für sie…. enttäuschend…

    Trotzdem zu euch lieben tapferen „Streiter“ herzliche Grüsse aus dem Kloster
    Sr. M. Christa

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Sr. M. Christa
      Die Widerstände sind von Seiten da, denen der Papst es kaum recht machen kann. Klar hat Benedikt schon einige Schritte in seinem Pontifikat gemacht, die wirklich zu diskutieren sind. Doch ein Treffen wie heute ist mutig und überaus zu begrüssen. Schade, dass es viele nicht zu würdigen wagen, die sonst rasch kritisieren.
      Mit einem herzlichen Gruss der Verbundenheit
      Christian Rutishauser

  3. Gabrielle........ sagt:

    Lieber Christian !
    Auch ich finde die Einladung von Papst Benedikt nach Assisi ein gutes Zeichen,auch dass du heute glücklich bist römisch-katholisch zu sein,kann ich gut nachvollziehen….wenn dies alles Zeichen sind,damit es so werden kann,wie es geschrieben steht,bin ich froh und wünsche es der Welt:“…einmal werden keine Propheten mehr zu uns sprechen,das Beten in anderen Sprachen wird aufhören,die Erkenntnis der Absichten Gottes mit uns wird nicht mehr nötig sein. Nur eins wird bleiben:die Liebe…“ In diesem Sinn pilgere ich in Gedanken mit…….übrigens,seit ihr in Istanbul angekommen seid,habe ich dieses interessante Gerät und „verfolge“ euch jeden Tag….
    Herzliche Gedanken von Gabrielle

  4. Sr. M.Christa Ineichen sagt:

    Lieber Pater Christian,
    vielen Dank für ihre prompte Antwort. Ja, jajjaaaaaa, ganz einverstanden mit Obigem, hahhaa,..

    Und- die feinen Südfrüchte von Hildegards- Beschreibung ziehen einem das Wasser in den Mund. Aber ganz gut so! Ihr habt noch genug Entbehrungr aller Art.
    Herzliche Grüsse an alle vier Pilger/INNen!
    Eure Sr.M.Christa

  5. Beat Näf sagt:

    Das ist sehr gut.

    Mögen wir nicht übersehen, dass es Formen der Religiosität gibt, die sich als nichtreligiös verstehen. Die Welt ist so weit, so vielfältig. Dieses Gespräch mit Menschen, die die Auffassung sind, sie seien nicht religiös, führt meines Erachtens zu den heute bedeutsamsten Begegnungen mit Religion.

    Monsignore Schumacher aus Bonn – die Stadtpatrone dort sind Thebäerheilige, von daher die Verbindung zur Schweiz – und einige Freunde haben vorgestern darüber in Einsiedeln in der von Mario Botta erbauten Bibliothek unweit des Klosters Einsiedeln mit Werner Oechslin diskutieren können. Die Resonanzen des Raumes und des Ortes haben uns bewegt. Wir standen auf dem alten Pilgerweg, dachten an Jerusalem und seine Abbilder.

    Zuvor überquerten wir den Platz, sahen den Brunnen, über uns Maria, über uns Mauritius.

    So sind wir wieder nach Einsiedeln gepilgert, und heute geht unsere Pilgerfahrt im Alltag weiter.

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Beat
      Jerusalem im Bild, im Leuchter, in der Kirchenarchitektur, in Heiliggrabnachbauten, in Poesie… Die Stadt ist zu einer Metapher geworden, die inspiriert, auch uns. Es macht Freude in einer so reichen Traditionskette zu stehen und kreativ ein neues Kettenglied hinzuzufügen.
      Mit liebem Gruss
      Christian