Vom Wort

Am Strassenrand gackern die Hühner nervös und vergeblich,
geht des Pilgers Schritt seinen Weg doch der Abschweifung ohne.

Hastig und schnatternd watscheln die Gänse über die Fahrbahn,
die Stöcke helfen dem Pilger jedoch nur die Last zu tragen.

Wie Spreu in die Luft geworfen fliegen die Spatzen auf,
wenn der Pilger in die Hände klatscht allein aus Freude.

Dahin segeln die Schwalben und spielen zusammen im Wind,
sie begleiten den Pilger und künden von leichten Zeiten.

Mit seltenem Flügelschlag kreist in der Luft der Bussard,
und der Milan wirft sein scharfes Auge gezielt aus der Höhe.
Pilger, blick zu den Vögeln des Himmels und lass dich tragen,
irr nicht umher auf den Strassen der Welt, und vor allem –
lass das Schnattern!

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5 Kommentare zu Vom Wort

  1. Rahel + Flurina sagt:

    Lieber Christian,

    das liegt mir auch sehr am Herzen, das dauernde Gerede zerstört vieles.
    Ich finde es wunderbar, dass im Kloster Hauterive bei Fribourg auch die Gäste beim Essen in der Stille sind – sogar meine 6-jährige Flurina macht da mit und hat Freude.
    Beim Abwaschen kann man dann leicht und ohne viel Worte ins Gespräch kommen, oder auch nicht, denn jeder kann in Frieden seinen Weg gehen.
    Ohne Stille kann man nämlich nicht zum fliegenden Vogel werden, schon gar nicht zu einem kräftigen Adler, der majestätisch seine Runden dreht.
    Schliesslich haben wir als Christen einen königlichen Auftrag, aber ohne Ruhe werden wir ihn kaum ausführen können.

    Ich gratuliere Euch allen zum bisherigen Weg und wünsche Euch einen kraftvollen Schritt!
    Rahel +Flurina

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Rahel
      Pilgern auf einen Ort hin, wo dir Traditionen sagen, der Eine hätte ihn erwählt, heisst unter anderm sich aus der Zerstreuung sammeln und einen. Zerstreuung beginnt oft mit „Schnattern“. so ist es in mir aufgestiegen, als ich all das Getier um uns am Wegrand sah.
      Mit liebem Gruss
      Christian

  2. Rahel + Flurina sagt:

    Ich weiss gar nicht, ob ich es schon abgeschickt habe, entschuldigt deshalb, falls es zweimal ankommt….

  3. Marie-Therese sagt:

    Lieber Christian,
    Auch mir geht Schnattern in Form von leerem Geschwätz auf den Geist und auch ich versuche mich in Gedanken wie ein Adler hoch in die Lüfte zu erheben, um alles mal von oben und mit einer grossen Distanz zu sehen. Da sieht wirklich alles anders aus, und was vom Boden aus erdrückend und oder bedrohlich wirkt hat seinen Schrecken verloren.
    Mir kommen aber auch all die vielen Menschen und Wesen in den Sinn, die halt nur gackern und schnattern können, um sich irgendwie bemerkbar zu machen und zu verständigen, Wesen, denen es aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, sich wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben, die aber dennoch für die Vielfalt, das Funktionieren der Natur und auch sonst wichtig sind. Ich denke da nicht nur an Kleintiere im wahren Sinn, sondern auch im übertragenen Sinn, an einfach strukturierte Menschen, die nichts anderes kennen, als das, was direkt vor ihnen ist, aber dennoch für das Funktionieren des täglichen Lebens ihren unendlich wertvollen Beitrag leisten durch putzen, kochen, elektronische Geräte zusammenbauen, etc. aber auch an geistig Schwerstbehinderte, die doch trotz ihrer „Leistungsunfähigkeit“ für uns wertvoll und wichtig sind.
    Ich wünsche Dir und Deinen MitpilgerInnen noch weiterhin viele Höhenflüge mit bereichernden Bodenkontakten!
    Herzliche Grüsse, Marie-Therese

  4. Beat Näf sagt:

    Und doch kann ich mich nur mit meinen Worten an den Versuchen beteiligen, mehr zu verstehen oder meine Sympathie für das Unternehmen der Pilgerfahrt zu bekunden. Dabei sehe ich, was ich tue: Der Computer steht in der Küche, wo ich aufräume, underem Tesch alles voller Brösmeli, do hätted Hüener ei Fröid, ond denn wörded’s secher umegackere, ond wenn ich öppis schriibe oder säge, wörded’s uufgregt umeluege ond umeflattere, ond ich wörd dänke, sie säged’s i erere Sproch. Und vielleicht würde ich denken: Meine Worte sind nicht besser. Besser Schweigen. Nur: der Blog nimmt keine Leerschläge an. Mindestens einen Punkt muss man setzen. Wobei mein letzter Schweigeeintrag mit einem Punkt gelöscht wurde. War das ein Adler? In jenem Blogeintrag war dann jedenfalls ein vollkommene Schweigen da.