Beim Start in den Morgen singen wir jeden Tag ein kurzes Lied, hören einen biblischen Text und sprechen den Segen. Heute Sonntag ist das Evangelium der kanaanäischen Frau aus dem Matthäus-Evangelium vorgesehen. Doch weil der Text während unserem Pilgern schon einmal in der Leseordung war, und ich ihn auch sonst gut kenne, war ich innerlich etwas ungehalten: „Schon wieder dasselbe Evangelium.“ So wähle ich eher widerwillig die Sonntags-Lesung aus dem Römerbrief für die Tageseinstimmung. Und siehe da, sie hatte es mir angetan. Während der ersten drei Stunden, von 6.15 bis 9.15 Uhr gehen wir fast schweigend auf einer Passstrasse durch den Wald – und Paulus war mir wieder einmal ganz nah: Dieser Völker Apostel, der sich für seine Mission in Jerusalem absichern liess und dann überall unterwegs war; der in seinen Gemeinden Geld sammelte, um es nach Jerusalem zurück zu bringen. Dieser Mystiker, der von Christus überwältigt und in den siebten Himmel entrückt worden ist; alles wurde ihm angesichts der Erfahrung des Absoluten relativ und er musste es doch nicht verachten. Dieser messianisch Ergriffene, dem die verbleibende Zeit bis zu Jesu Wiederkunft eine Dichte verschaffte, in der er die Geschichte Gottes mit Israel und allen Menschen neu deuten konnte. Gerade die einmalige Kombination des Mystischen mit dem Messianischen ist mir neu aufgegengen und hat mich inspiriert. Auch innere Freude lösten diese Morgenstunden in mir aus, bald durch Kleinasien zu pilgern. Da werden sich unser Pilgerweg und die Wege des Paulus mehrere Male kreuzen. Dass fast 2000 Jahre zwischen uns liegen, macht überhaupt nichts aus.
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Meta
Guten Abend, Christian!
Heute habe ich als Frau das Evangelium stumm über mich ergehen lassen,
obwohl mir die Metapher mit den Hunden sehr weh getan hat, auch wenn
Jesus vielleicht nur auf die kanaanäische Volkszugehörigkeit der Frau anspielte. Ich habe wahrgenommen, dass Jesus aufgrund ihrer Hartnäckigkeit und Erlösungssehnsucht zu einer anderen Einstellung kommt am Ende.
Nun hat es mich ebenfalls geschmerzt, dass du das Evangelium unwillig
beiseite geschoben hast; immerhin konnte ich Deine/Eure erste Auseinandersetzung damit nicht mitbekommen.
Deshalb übernehme ich die fragende Haltung der Frau hier im biblisch- ignatianischen Sinn und möchte dich fragen, Christian: Wo hättest du
in dieser Szene gestanden? Und wenn du mit Paulus 2000 Jahre später
gehst – wo stehst du heute für die Frauen, Christian?
Ziemlich traurig, Pia
Liebe Pia
Unseren Austausch zum Evangelium von vor einigen Wochen kann ich Dir hier nicht wiedergeben. Und zur letzten Frage kann ich hier nur sagen: Ich liebe Gottes Schöpfung.
Mit einem lieben Gruß,
Christian
Liebe Pia
Christus steht immer auf der Seite der Unterdrückten. Der Rest soll uns nicht interessieren. So setzt sich das Recht langsam durch.
Es brauchte Jahrhunderte, bis Theresa von Avila Theologin wurde, dafür wurde sie dann ohne Studium zur Kirchenlehrerin ernannt. Von der Kirche, die ihr nicht erlaubte zu studieren. Jetzt können wir Theologie studieren…der Rest kommt auch noch, wenn wir treu sind.
Mit liebem Gruss
Rahel
Lieber Christian,
Es ist heute Mariahimmelfahrt und ich bin auf folgende Zeilen von Rilke ge-stossen. Ich weiss einbisschen, was Rilke Dir bedeutet und deshalb, hier die Zeilen betreffend Maria:
„Sie aber legte sich in ihre Schwäche
und zog die Himmel an Jerusalem
so nah heran, dass ihre Seele nur
austretend, sich ein wenig strecken musste:
schon hob er sie, der alles von ihr wusste,
hinein in ihre göttliche Natur.“
Gell, schön. Der Körper spielt auch eine grosse Rolle beim Pilgern.
Tragt Sorge zu ihm.
Einen ganz lieben Gruss an Dich Christian und die ganze Pilgergruppe
Antonia
Liebe Antonia, danke für die Zeilen von Rilke. Er findet immer wieder Worte, zuweilen etwas blumige, um auch religiöse Themen nahe zu bringen. Maria Himmelfahrt hat auch mich heute begleitet. Mit einem lieben Gruss, Christian