Die Golfspielerinnen und die Plantagearbeiter

Ein weiterer Tag durch das wunderschöne Südtirol von Lana nach Bozen, weiterhin durch Obstplantagen. Nach dem kurzen Morgenpsalm auf dem Friedhof vor der alterwürdigen Kirche von Niederlana geht unser Weg dem Golfplatz entlang, wo bereits zwei Frauen am Spielen sind. Die Einen spielen Golf, um sich zu erholen, und die Andern pilgern nach Jerusalem – um sich zu erholen? Oder warum spielen die Damen wohl Golf? Wollen sie vielleicht Erwartungen ihres sozialen Umfeldes entsprechen? Wir gehen im Schweigen und so habe ich Zeit, über unterschiedliche Lebensentwürfe nachzusinnen. Einige Kilometer weiter begegnen wir zwei Arbeitern auf der Plantage, mit denen wir in ein kurzes Gespräch kommen. In wenigen Worten, doch mit klarem Unterton, meinen sie: „Ihr könnt schon pilgern. Wir arbeiten.“ Es ist spürbar, dass wir in ihren Augen etwas unnützes und verrücktes machen. Was zählt, ist die handfeste Arbeit. „Sind wir Pilger in ihren Augen, was die Golfspielerinnen in meinen Augen sind“, schiesst es mir durch den Kopf. So einfach geht die Parallele nicht, doch es ist gut, mit verschiedenen Augen in die Welt zu blicken. Erst dann kann man wirklich entscheiden, wofür man leben will. Meinen Entscheid bekräftige ich im Gehen, innerlich und in aller Stille.

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5 Kommentare zu Die Golfspielerinnen und die Plantagearbeiter

  1. Gerhard Mähr sagt:

    Lieber Christian!
    Danke für deine Überlegungen in Bezug auf Golfspielerinnen und Arbeiter. Mir kommt dazu die Geschichte in den Sinn „Für wen gehst du?“
    Ja, für wen gehe ich, engagiere ich mich, werfe ich mein Leben in die Waagschale?
    Ich freue mich über dein/ euer Gehen-Pilgern und bin euch darin verbunden!

    Gerhard Mähr

  2. Barbara Jäger sagt:

    Lieber Christian
    Danke für deine Gedanken. Wofür lebe ich? Was gibt mir Kraft meinen Weg zu gehen? Die Osterexerzitientage dieses Jahr im Lassalle-Haus waren gerade in diesen Fragen für mich existenziell. Ich habe diesbezüglich eine eindrückliche Erfahrung am Ostermorgen gemacht. Es führt zu weit, dies hier zu beschreiben. Wenn die Zeit dazu da ist, teile ich diese Geschichte gerne mit dir/mit euch. Herzliche Grüsse und guten, erholsamen Schlaf. Barbara

  3. Charlotte Summermatter Schmid sagt:

    Ich lese vom Morgenpsalm. Da habe ich eine Frage: Könnte bei den Abendberichten die genauen Textangaben vo den jeweiligen, täglichen Morgen gebete angegeben werden? So kann ich bei meinen Abendgedanken und meinem Abendgebet sie miteinbeziehen.
    Den vier Jerusalempilger ein gutes Weitergehen in dieser fruchtbaren Landschaft

    • Hildegard Aepli sagt:

      Es gibt über google einen link ‚das evangelium tag für tag‘. Wir orientieren uns jeden tag daran. Herzlich hildegard

  4. Charlotte Summermatter Schmid sagt:

    Vielen Dank für die Information.
    Den vier Jerusalempilger weiterhin einen guten Weg
    und der Herr zieht mit Euch: nach Exodus 34