Pilgergedichte zu Pfingsten

Anfangs Jahr klopfte ich bei verschiedenen Verlagen mit der Frage an, ob es eine Möglichkeit gäbe, die Pilgergedichte, die mir auf dem Weg nach Jerusalem laufend zukamen, zu veröffentlichen. Der echter Verlag sagte ja. Daraufhin, weil Gedichte kaum einen Bestsellermarkt bewirken, regte ich an, das Buch auf Pfingsten hin erscheinen zu lassen, um es zum Nachtreffen im Lassalle-Haus vorstellen zu können. Der echter Verlag stieg darauf ein.

Soweit die Vorarbeit, die Planung, die Absicht.

Unterdessen bin ich etwas nervös, weil der Druck der Gedichte just auf den Tag vor Christi Himmelfahrt geplant war und weil der Versand Richtung Schweizer Zoll in der kommenden Woche erst in die Wege geleitet wird und wie gesagt am Freitag vor Pfingsten das Ziel erreichen sollte.

Geplant ist jedenfalls, dass das Buch „Zu Fuss bis Jerusalem, Pilgergedichte“ am Pfingstsamstag um 20  Uhr im Forrenmattsaal des Lassalle-Hauses vorgestellt werden kann.
(ISBN 978-3-429-03536-5)

Herzliche Einladung!

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Heute vor einem Jahr

Christi Himmelfahrt 2011 sind wir vier Pilger zu Fuss nach Jerusalem aufgebrochen. Viele sind mit uns gestartet und über den Blog haben sich immer mehr uns zugesellt, liessen sich vom Pilgerprojekt anstecken. In grosser Dankbarkeit und Freude schaue ich heute zurück auf unser Gehen. Es hat mich bis tief in die Seele hinein geprägt und neu ausgerichtet. Ich hoffe, dass Impulse zur geistlichen Erneuerung, Mut zu Begegnung und Dialog sowie Freude, Verantwortung für die Welt zu übernehmen, auch bei Andern da und dort gesetzt werden konnten. Das Pilgern als Unterwegssein auf Gott und eine erlöstere Welt hin, die das Neue Testament im himmlischen Jerusalem vor Augen mahlt, geht in meinem Alltag weiter. Ignatius, der Pilger, rät, alle Dinge im Leben auf diesen Weg hin auszurichten. Die Beziehungen zu den Menschen will er bewusst darauf
hin gestaltet wissen. Ich will es mit meinem Mitteln versuchen. Eines ist mein Priester und Jesuit sein. Heute vor 14 Jahren bin ich zusammen mit meinem Mitbruder Franz-Xaver Hiestand in Bern zum Priester geweiht worden. Der Jesuitenorden hat mir ein reiches Leben ermöglicht. Mit dem konkreten Einsatz für die Flüchtlinge in Syrien in diesen Wochen, mit den Exerzitien, die ich gerade wieder geben werde, und in den vielfältigen Begegnungen darf ich all dies weitergeben. Es ist so befreiend, nicht nur für sich selbst leben zu müssen. An Pfingsten werden wir „Ein Jahr danach“ im Lassalle-Haus feiern. Alle sind dazu eingeladen!

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„Die Filme sind da!!!“

„Du musst kommen“, so schallte es mir gerade am Telefon entgegen. Die begeisterte Anruferin war Margret Mellert, die die Produktion des Pilgerfilms hier vom Lassalle-Haus aus intensiv begleitet hat. Also los, die drei Stockwerke zum Empfang nach unten springen und da sind sie:

 

Wer also…
… die Sendung Sternstunde Religion verpasst hat,
… die lange 52-Minuten-Version der Pilger-Reportage sehen möchte,
… selber loslaufen will und dafür gern die GPS-Wegstrecken hätte,
… die Vorträge der Friedenskonferenz in Jerusalem auf dem heimischen Sofa nach hören möchte,

der schreibe uns (info@lassalle-haus.org) oder rufe an (0041/41/757-1414) und bestelle den Film.
Kostenpunkt: 36,- Fr. zzgl. Versand.

Und wer bei Margret Mellert nachlesen möchte, wie es so ein Film entsteht, der blättere hier bis zu Seite 13 und tauche ein in die Arbeit von Christof Wolf bei Loyola Productions Munich.

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Das Land, die Stadt und die Schrift

Diese Woche habe ich mit Esther zusammen über unser Pilgern an der Universität Luzern erzählt, eingeladen von der Studierendenseelsorge „Horizonte“. Viele alte Bekannte und Freunde sind gekommen. Dabei ist mir bewusst geworden, wie sich vor gut zehn Jahren, als ich hier am Institut für jüdisch-christliche Forschung meine Doktorarbeit schrieb, schon zahlreiche Ideen für das Pilgerprojekt in Gesprächen herauskristallisiert hatten. Beim gemeinsamen Reden über Studienreisen und Aufenthalte in Israel/Palästina in jener Zeit, nahm ich auch wahr, wie sich mein Bezug zum Heiligen Land und zu Jerusalem gewandelt hat. Nachdenklich gestimmt hat mich vor allem die Tatsache, dass zahlreiche Leute, die in den 80er und 90er Jahren gerne ins Heilige Land gegangen sind und biblische Reisen führten, heute davon Abstand nehmen. Sie fahren nicht mehr hin. Warum wohl? Ist es die politische Situation im Land, die sich immer mehr verschärft, die resignieren liess? Oder ist die Begeisterung für Bibelarbeit vor Ort verdunstet und verschwunden? Sind es die ferneren und noch exotischeren Regionen der Welt, die in der fortschreitenden Globalisierung mehr faszinieren? Ich nehme die verschiedenen Tendenzen wahr und fragte mich erneut, was mich in dieser Konstanz seit drei Jahrzehnten an Jerusalem sowie Israel/Palästina fasziniert und fesselt. Vielleicht liegt der Grund nicht im Land selbst, nicht in der Heiligen Stadt an sich, sondern in der biblischen Geschichte, die davon erzählt, und in den Verheissungen, die ich damit verbinde.

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Ostern feiern – Freude herrscht!

Von Sr. Hildegard aus Emmaus zu hören, dass in diesem Jahr viele palästinenische Christen aus den besetzten Gebieten nach Jerusalem durften, um Palmsonntag und Ostern zu feiern, hat meine Osterfreude vergrössert. Von verschiedenen jüdischen Freunden zu wissen, dass sie die Tage von Pessach, die in diesem Jahr mit unserem Osterfest zusammenfallen, in Israel verbringen, ist mir ebenso ein tiefes Zeichen der Verbundenheit. Beide, Juden wie Christen, feiern und bedenken, was es heisst, je unterschiedlich Volk Gottes zu sein. Beide verdanken sich Gottes Heilshandeln: Die Juden wurden aus der Sklaverei Ägyptens geführt und sollen in ihrem Land und darüber hinaus in Freiheit und Gerechtigkeit nach der Tora leben, um ein Licht für die Völker sein. Die Christen sind durch die Taufe auf Jesu Tod und Auferstehung in die Gemeinschaft der Kirche eingegliedert und sollen gemeinsam die Botschaft der Erlösung allen Menschen nahe bringen. Gerade in Israel steht das jüdische Volk vor fast unlösbaren Herausforderungen. Die Kirche in Europa geht durch eine tiefe Krise, da sich ihre Sozialform in einem massiven Kulturwandel befindet. Die Festzeit begehe ich gerne mit Freude, gerade nachdem die Liturgien des Triduum Pascale – Abendmahl, Karfreitagsgottesdienst und Osternacht – der letzten Tage hier im Lassalle-Haus ein wunderbarer Auftakt waren. Ich bitte aber auch um den Heiligen Geist, dass wir als Kirche, wie auch die Juden als Volk, den Aufgaben gewachsen sind, zu denen uns Gott je gerufen hat.

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„Hilfe zur rechten Zeit“

Bei einem Satz aus der Lesung der katholischen Liturgie des heutigen Karfreitags erinnerte ich mich so sehr an eine Erfahrung, die wir während des Pilgerns gemacht haben: Mehrmals habe ich mit Inbrust, ja wirklich: mit Inbrunst darum gebetet, dass wir ein akzeptables Quartier oder Erhörung auf ein anstehendes Anliegen bekommen.

Im Brief an die Hebräer heisst es: „Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.“ (Hebr 4,16)

Voll Anspannung, manchmal unsicher und doch hoffnungsvoll habe ich zu Jesus gebetet.

Der Hebräerbrief spricht vom „Thron der Gnade“: Diese Bezeichnung kommt aus der Einrichtung des jüdischen Tempels, in dem die Deckplatte der Bundeslade, die sog. Sühneplatte, im Allerheiligsten als Ort der Gegenwart Gottes gesehen und als „Thron der Gnade“ bezeichnet wird. Auf sie sprengte der Hohepriester einmal im Jahr, am Jom Kippur, dem Grossen Versöhnungstag, Blut des Opferstieres zur Entsühnung und Versöhnung seiner selbst und des gesamten Volkes. Nach dem Hebräerbrief ist der neue „Thron der Gnade“, die neue „Sühneplatte“ das Kreuz, das Jesus mit seinem eigenen Blut besprengt hat, und das zum Ort der Gegenwart Gottes geworden ist.

Zu diesem gekreuzigten Herrn Jesus habe ich gebetet, und wir haben immer „Erbarmen und Gnade“ gefunden und Hilfe erlangt „zur rechten Zeit“.

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Die grossen Fürbitten und das Kreuz

In den Monaten des Pilgerns nach Jerusalem hatten wir täglich die Fürbitten im Herzen, die uns Menschen mitgegeben haben, sei es über die Zettel aus dem Pilgerband, sei es über den Namenskalender im Blog. Auch meine eigenen Anliegen habe ich in den sieben Monaten der Pilgerschaft lebendig wie selten in mir getragen. Heute nun in der Karfreitagsliturgie stand ich vor dem Kreuz und empfand mit einem Mal Gottes unaussprechliche Weisheit und unendliche Hingabe. Und als wir die grossen Fürbitten für die Kirche und die Welt, für die Einheit der Christen, für die Regierenden, für die Notleidenden, für die Brüder und Schwestern jüdischen Glaubens etc. anstimmten, hat sich das Fürbittgebet von unterwegs damit ganz spontan verbunden. Ich wusste, dass all das Beten des Pilgerns in diese Liturgie vor dem Kreuz einfliesst und die Barmherzigkeit des Kreuzes sich auf die Menschen ergiesst, für die wir gebetet haben. Für einen Augenblick hat sich alles vereint: Bitte und Erhörung.

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Ins „Land der Lebenden“

Christus, "das Land der Lebenden" in der Chora-Kirche

Auf dem Christus-Ikone über dem Eingang der Chora-Kirche in Istanbul steht im Mosaik: „Jesus Christus: Das Land der Lebenden“ („hē Chōra tōn Zōntōn“ [ἡ Χῶρα τῶν ζώντων] Ps 114,9 LXX / 116,9).

Christus ist der Boden, auf dem Christen leben, das Gebiet der Lebenden, jener, die durch seine Aufstehung zum Leben gerufen sind. Die Kirche ist die Gemeinschaft derer, die auf Christus setzen und in ihm leben.

Christus selber hat im Garten Getsemani sein Vertrauen zum himmlischen Vater ausgesprochen: Seine ganze Betrübnis und Verzweiflung bricht vor ihm heraus: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ (Mt 26,39)

Oft hat Jesus sicherlich auch den Psalm 16 gebetet, in dem grosses Gottvertrauen zum Ausdruck kommt. Gerade aufgrund dieses Vertrauens kann Jesus den „Becher“, den „Kelch“ annehmen (Ps 16,5), den ihm der Vater reicht. Es ist der Kelch des Leidens, der Bitternis, des Schmerzes, ja, des Sterbens und des Todes.

Er hofft, dass der Vater, der „Abba“, ihn „nicht der Unterwelt preisgibt“, sondern ihm „den Pfad zum Leben zeigt“ (Ps 16,10-11).

Aufgrund dieser Übergabe an den Vater ist er aus dem Tod errettet worden. Für uns wurde er der Anfang und Urheber des Heils (Hebr 2,10): ja, das „Land der Lebenden“.

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Jedes Jahr nach Jerusalem hinauf

Nur wenige Monate nach unserer Heimkehr von der Fusswallfahrt bin ich mit einer Gruppe auf einer Exkursion „Auf den Spuren der Ökumenischen Konzilien“ in der Türkei unterwegs.

Jährliche Wallfahrt Jesu nach Jerusalem

Gestern haben wir die Chora-Kirche in Istanbul angesehen. Da traf ich auf ein Mosaik, das die Wallfahrt der Eltern Jesu nach Jerusalem abbildet, auf der sie ihren Sohn mitnehmen. Darüber steht: „Und seine Eltern gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem hinauf.“ (Lk 2,41)

Berührt hat mich dieser Satz, weil wir gerade in der Karwoche stehen, der Woche der Vorbereitung auf das Osterfest. Als wir das erste Mal im September hier vorbeigingen, war gerade der wöchentliche Schliessungstag, und wir konnten zunächst nicht hinein. Jetzt habe ich zum für mich passenden Zeitpunkt dieses Mosaik bestaunen dürfen, ja, mich von ihm treffen lassen: Wir sind letztes Jahr nach Jerusalem hinaufgegangen – dieses Jahr wohl nicht. Aber auf die Feier des Übergangs – des Passah – und des Leidens (des Pascha) unseres Herrn Jesus bereite ich mich vor: So ziehe ich jedes Jahr in der Karwoche mit Jesus auf dem geistlichen Weg nach Jerusalem hinauf, wo er leiden und sterben soll, aber auch am dritten Tag auferstehen wird.

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Zur österlichen Zeit

palmsonntag

 

in Jerusalem einzug

vom ölberg hinab ins kidrontal

durch das stephanstor

vom grauen vorplatz

durch den park ins gotteshaus

einzug in Jerusalem

 

was ist wirklichkeit?

das eine? das andere?

 

hängt nicht alles

an ihm

dem König

 

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