die neue Kommunikation

Seit wir die Türkei betreten haben, ist unsere Gruppe vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Franz kann kein Türkisch, nicht ein einziges Wort. Esther auch nicht. Christian und Hildegard je ein wenig=biraz. Wir waren so eingespielt, dass Franz kommunikativ fast alles bewältigte und wir nur dauernd rufen konnten, Franz, was heisst dies und das, Franz, kannst du noch fragen ob, Franz kannst du mal sagen, dass… Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt fragt Franz mal unterwegs: wie spricht man dieses Wort aus und was heisst schon wieder nein=hayır? Kommen wir an eine Tankstelle oder in ein Restaurant, testen wir zuerst die Englisch- oder Deutschkenntnisse der Einheimischen. Wenn sie gar nichts können, sind Hildegard oder Christian auf den Plan gerufen. Der Wortschatz von Christian ist vielleicht etwas grösser, aber er ist weniger frech als Hildegard, die einfach mal alle auswendig gelernten Sätze dahersagt und damit die Gunst der Gegenüber=immer Männer erobert.
Der alles schlagende Satz heisst: türkçe öreğniyorum=ich lerne türkisch. Sie kann Türkisch, sagen sie dann strahlend zueinander.
Mittlerweile, mit der Erfahrung von 7 durchwanderten Ländern, wissen wir ziemlich genau, was die Leute von uns wissen wollen: woher wir kommen, wohin wir gehen, zu Fuss????, wirklich alles, ohne Bus und Autostopp, wieviele Kilometer im Ganzen und pro Tag, wie schwer der Rucksack und hie und da auch, was wir von Beruf sind. In der Türkei kommt schneller auch die Frage nach dem Zivilstand. Also auf diese Fragen sind wir vorbereitet und können sie einigermassen im Langsam-Wörter-Zusammensetzspiel auch auf Türkisch beantworten.

Heute, während des Laufens, fragte ich mich, welche Fragen wohl unsere Blogleserschaft stellen wollte. Nach dem Motto, was ich schon lange gern gewusst hätte von den Vieren. Hiermit also sei das Frageportal geöffnet…

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22 Kommentare zu die neue Kommunikation

  1. Eva sagt:

    Ja, ich hätte da schon eine Frage. Nämlich: Was gefällt Euch, jedem einzelnen und Euch als Gruppe, am meisten an Euch, jetzt beim Pilgern? Was hat Euch je am meisten überrascht?
    Und eine Antwort gleich von mir: Was mich am meisten überrascht ist die Freude, wenn Franz alle zehn Tage zum Blog-schreiben kommt. Auf seine Texte freue ich mich immer ganz besonders.

    Liebe Grüsse aus Fribourg, Eva

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Eva, deine zunächst komplex erscheinende Frage lässt sich nach ein paar Kilometern Nachdenken und Sprechen mit den andern doch auf einen Nenner bringen: Was uns am meisten gefällt, jedem einzelnen und uns zusammen ist immer wieder das – wir sind zusammen nach Maribor, Ossjek, Vukovar, Belgrad, Nis, Sofia, Plovdiv, Edirne und heute ans Marmarameer gelaufen. Wir haben es geschafft. Mit relativ wenig, ja fast keinen Einschränkungen. Wir haben das Privileg, die enorme Chance zu viert das Ziel Jerusalem Schritt für Schritt anzunähern. Wir haben das Glück, dies finanziell, körperlich, geistlig und geistlich miteinander zu tun. Und – wir sind schon WEIT, bis fast zur Hälfte gekommen. Danke für dein Mitgehen. Es ist uns wertvoll. Einen ganz herzlichen Gruss ins ganze SALESI! Hildegard

  2. Suzanne Nicolet, Obertor 30 Diessenhofen sagt:

    Liebe Hildegard
    Braucht ihr auch die Hände und Füsse zum Reden? Vor Jahren habe ich ein paar Griechischlektionen gehabt, so konnte ich im Restaurant in Hellas bestellen. Manchmal habe ich dann ein wenig angegeben mit meinem Wissen und habe den Satz:“ ich lerne Griechisch, aber es ist sehr schwierig“ in holprigem Griechisch vorgetragen und schon strahlten mich alle an und es wurde ganz einfach, nur mit Lachen und Gestikulieren. Vielleicht könnt ihr diesen Satz auf Türkisch lernen…. liebe Grüsse
    Suzanne

  3. Helen sagt:

    Ich weiss gar nicht wo anfangen mit Fragen vor lauter Bewunderung ueber euer Pilgern! Jetzt wo ihr so mitten drin seid wird mir der Umfang, die Groesse eures Projekts so richtig bewusst und ich kann erahnen welchen Platz diese Erfahrung in euerem Leben und eurem Sein in der Zukunft einnehmen wird. Viele viele Menschen werden davon profitieren, da bin ich mir sicher!

  4. Marie-Therese sagt:

    Liebe Hildegard,
    Auch ich habe jede Menge Fragen, will mich auf die beschränken, die mir am meisten durch den Kopf spukt:
    – Keiner von Euch ist seit Ihr unterwegs seid, wohl je mals für sich alleine. Es würde mich interessieren, wie jedes von Euch den Wegfall an Rückzugsmöglichkeiten erlebt und damit umgeht.
    Als Individualistin kann ich mir das für mich absolut nicht vorstellen, längere Zeit nie alleine sein zu können. Aber Gott-sei-Dank ist jeder Mensch ja anders „gestrickt“.
    – Habt Ihr nie Spannungen, Krisen, Differenzen untereinander?
    Vielen Dank für Deine Antwort!

    Ich freue mich täglich über Eure spannenden und inspirierenden Berichte und Eure schönen Photos!

    Mit den besten Wünschen an jede/n von Euch grüsst Dich/Euch alle herzlichst,
    Marie-Therese aus Fribourg

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Marie-Therese
      Für mich war es genau diese Frage, nachdem ich seit dem 21. Lebensjahr alleine lebe: wie geht das mit alleinsein und Rückzug. Interessanterweise war es nur eine Frage vor dem Weggehen. Mir ist klar, dass ich diese Unternehmung nicht alleine machen könnte und auch nicht wollte. Was, Ich für die Dauer des Unterwegsseins durch genau diese Viererkonstellation erleben darf, ist so einmalig. Rückzug gibt es während des schweigenden Laufens. Sonst nicht und es geht einfach…
      Deine Fragen nach Spannungen und Krisen habe ich auf einen andern Kommentar hin etwas beantwortet, weiss aber im Moment nicht mehr bei wem.
      Einen herzlichen Gruss Hildegard

  5. Rudin sagt:

    Was mich am meisten wunder nimmt, gibt es bei euch auch hitzige Diskussionen, seid ihr sauer, stinkig aufeinander?? Meine erwachsenen drei Kinder lesen mittlerweilen euren Blog auch, obwohl sie das am Anfang „bireweich“ gefunden haben!!!!!! Da ich oft neidisch war auf eure Pilgerei, haben sie mir klar und deutlich gesagt:“ 1. hättest du nach einer Woche Heimweh gehabt und 2. hätten die armen Pilger dauernd ihrgenwelche Ausseinandersetzungen mit dir!!“, Päng!!! Also ist es so genau richtig, mit euch in Gedanken zu wandern!!!!Seid liebevoll miteinander Alice

    • Esther Ruethemann sagt:

      Liebe Alice,
      es ist so toll von dir zu lesen und cool, dass deine Jungmanschaft sich auch interessiert. Dass mit dem stinkig sein und sich nerven, hält sich echt in Grenzen und wenns doch mal so ist, reden wir darüber oder laufen halt eine längere Weile im Schweigen 😉
      auf alle Fälle ist es super, dass du mit uns gehst 😉
      Herzlichst Esther und liebe Grüsse deinen Kindern

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Alice, nein wir haben keine Diskussionen, sind nie sauer und stinkig. Würdest du da überhaupt mit uns wandern wollen? Jetzt ernsthafter: wir sind alle vom 1. Tag unserer Reise an sehr dünnhäutig und wissen das voneinander. Es gibt Gereiztheiten. Immer wieder. Aber wir sind zu viert und deshalb nie alle zusammen gereizt. Irgendjemand fängt die Ladung jeweils auf. Alle 8 bis 10 Tage haben wir Aussprache. Da sagen wir einander, wie es uns geht, körperlich, innerlich, miteinander. Das was jeder will, wird gesagt. Da wird auch nachgefragt und diskutiert. Und ansonsten wissen wir alle, wie sehr angewiesen wir aufeinander sind. Aber das wichtigste ist: wir vier passen gut zueinander, haben ein hohes Mass an Selbstreflektion und Belastbarkeit. Das wichtigste: Wir mögen einander SEHR. Herzlich Hildegard

  6. Alexandra sagt:

    Meine lieben völlig unbekannten (aber irgendwie seltsam vertrauten) Freunde in der Fremde,

    Kitsch gehört zum Katholizismus wie zur Seifenoper und daher sende ich Euch (platsch!) eine volle Breitseite davon!

    Ich habe Euch vor etwa einer Woche von meinem Sohn geschrieben, jenem schüchternen Jungen, der eben in die erste Klasse gekommen ist und dem ich gewisse Ähnlichkeiten mit Franz unterstellt habe.

    Also, der Kleine will jetzt, nachdem ich ihm Euch sozusagen als Gutnachtgeschichte serviert habe, von Euch ganz konkret wissen:

    1. Was wünscht Ihr Euch zu Weihnachten, wenn Ihr in der Gegend angekommen seid „wo das Jesuskind zur Welt gekommen ist“? Achtung! Der Kleine meint das alles (so wie ich ihn kenne) sehr materiell. Antworten wie: „Friede und Gerechtigkeit“ wird er nicht akzeptieren, etwas in der Art von „Eine rote Legolok mit echtem Strom“ hingegen dürfte für ihm sehr plausibel erscheinen.
    2. „Gibt es Räuber auf dem Weg“?
    3. Wie verteidigt Ihr Euch, „wenn die Räuber kommen“?

    Beste Grüsse,
    Alexandra und Sohn (der schläft schon lange, so wie Ihr…)

    P.S.
    ich fürchte die Faszination, die Reisende auf Eurer Route Anfangs des 13. Jahrhunderts auf kleine Buben ausgeübt haben mögen. Ebenso fürchte ich die aufpeitschenden Erzählungen ihrer frommen Mütter.
    Ihr geht auf dem „dünnen Eis der Zivilisation“. Alle Menschen, die Euch auf Eurem Weg weiterhelfen, tragen einwenig dazu bei, dass niemand einbricht und in der Barbarei versinkt (ich meine in jene Barbarei, von der Adorno und Horkheimer schreiben (diese etwas dünkelhaft-bildungsbürgerliche Anspielung nur, um Missverständnissen vorzubeugen)). Einen Beitrag zu leisten, dass unsere Zivilgesellschaft tragfähig bleibt ist schwierig – zumal bei dieser Hitze! Ihr (und viele Andere) helft mit, dass dies vielleicht doch einmal gelingt. Danke! Nur weiss nicht, wie ich solch komplizierte Sachverhalte kleinen Kindern erzählen kann, ohne dass bloss krasse Abenteuer- und Räubergeschichten daraus werden (abgesehen davon: nichts gegen Abenteuer- und Räubergeschichten….).

    • Hildegard Aepli sagt:

      Lieber sohn von alexandra, 1. klässler, wir wünschen uns:
      Christian, dass der film über unsere reise, auf dem es bisher keine räuber, aber viele hunde gibt, ein super movie wird. Kommst du dann mit deiner mama schauen?
      Esther wünscht sich das christkind wieder einmal zu sehen. Sie sah es schon einmal!
      Franz wünscht sich, dass er in bethlehem eine krippe aufstellen kann.
      Hildegard wünscht sich eine olmabratwurst und frisches warmes brot dazu.
      Und übrigens, wir haben zur verteidigung aller gefahren die wanderstöcke immer dabei.
      Lieben gruss auch an deine mama

  7. Marie-Louise Beyeler sagt:

    Liebe Pilger
    Was ich mich manchmal frage beim Bloglesen: Wünscht ihr euch wohl zwischendurch einen ganz, ganz normalen All-Tag, mit Salesianum, Lassalle-Haus, Uni oder Pfarrei, Gschwellten mit Käse (sic) zum Zmittag, Bürokram, Sitzungen, Planungssitzungen und am Abend eine kleine Runde an der frischen Luft, weil man tagsüber so wenig davon hatte? An ein gewöhnliches Quartier-Migros oder an einen Coiffeurbesuch? Ich frage mich das, weil es wohl (fast) allen euren Blog-LeserInnen wenigstens ab und an umgekehrt geht: Wie gerne würde man einmal türkische Tierli aus dem Schlafsack schütteln, mit Freude die zurückgelegten Kilometer zusammenzählen, Sonne und Wind in den Haaren spüren, aber nein, man klebt doch immer am selben Stuhl, vor dem Fenster sind die Äpfel am alten, knorrigen Baum reif geworden und um halb neun ist’s dunkel.
    Es herbschtelet…
    Ich grüsse euch alle ganz herzlich und wünsche eine schöne Ankunft am Meer! Bärner Grüess, Marie-Louise

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Marie-louise, unser pilgern hat auch seinen alltag: aufstehn, packen, frühvielzufrühfruhstücken, 6 bis 9 stunden unterwegs sein etc. Deshalb vermisst keiner von uns den alltag zuhause, wohl aber die menschen. Ich zum beispiel auch dich!
      Essenssachen vermissen wir hie und da oder das eigene bett. Die migros gibt es in der türkei, aber wir waren noch nicht drin. Mir kommt vor, dass wir alle das ganz andere unseres alltages jetzt geniessen, obwohl er oft auch hart und ungemütlich ist. Ich war übrigens gestern beim coiffeur, einem mann, der wohl zum 1. Mal eine frau mit kurzem haar behandelte. Rund um mich sassen frauen mit zapfenlocken. Resultat bei mir: männerfrisur für 7.50 fr. Herzlich hildegard

  8. LausA sagt:

    natürlich geht einem die eine oder ander Frage durch den Kopf. Aber oft ist aus den Blogeinträgen mal eine Andeutung zu spüren. Da bin ich erst mal gespannt, wenn ihr zurück seid. Ich bin froh, wenn ihr immer mal wieder was von der Seele, vom Leib schreiben könnt, so gut dies in einem Blog halt möglich ist, um euch wieder frisch auf den nächsten Tag einlassen zu können. Uebrigens, heute vor drei Monaten habe ich, und nicht nur ich – viele, euch auf dem ersten Tag begleitet. Ja, drei Monate sind es her!

    • Hildegard Aepli sagt:

      Du geübt Wartende! Danke für deine gedanken und wenns mal passt sag ivo und marlies einen gruss!

  9. Pia Kutschera sagt:

    Liebe Hildegard,

    Eure kreativen Beiträge lese ich gern; besonders gut lachen kann ich
    über Deine Gesprächsparaphrasierungen, Hildegard, und Esthers „tierische“ und so oft aus dem vollen Leben gegriffenen Begegnungen – da tauchen unweigerlich im Spiegel parallele Erfahrungen
    meiner Lebens- oder Urlaubswelt auf. Auch Deine interaktiven Impulse finde ich sehr kreativ und engagiert, Hildegard. Bei der Hitze ist es wohl so, dass es abends heißt: Wer klebt hier mehr – ich oder die Briefmarken? Und dass Franz mit der Präzision einer Schweizer Uhr die Höhen und Breiten getreulich hinterlegt, dürfte auch oft schweißtreibend sein. Wenn Christian dann noch im Rotlichtmilieu versinkt, bekommen meine Wangenmuskeln einen Lachkrampf. Danke.
    So verschafft Ihr mir viel Freude. Dazu zählen auch die Gedichte, in denen sich die Tageseindrücke „verdichten“.
    Gefragt habe ich mich aber, warum das Wort „Gott“ oder „Jerusalem“
    bei keinem außer Christian explizit thematisiert wird. Ich fände es spannend, wie Ihr „das“ für Euch füllt. Vielleicht ergäbe sich daraus sogar
    ein Blog-Chat vieler TeilnehmerInnen?

    Gutes Gelingen!
    Pia

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe pia, danke für deine sympatische rückmeldung. Sie freut mich. Das wort gott ist in all meinen beiträgen implizit enthalten, sonst könnte ich diesen weg nicht machen. Es explizit im blog gebrauchen – mal schauen, wann es kommen möchte. Bin gerne sparsam damit, ausser im gotteshaus, der geistlichen begleitung, in exerzitien oder dem vertrauten zweiergespräch. Lieben gruss dir vom meer hildegard

  10. Meine Lieben,
    Ja, ich möchte gerne wissen, wieviele Kilos, Christian, Esther, Franz und Du
    Hildi beim Pilgern verloren habt? Wie steht es mit dem Stress? Ist dies mein
    Empfinden, oder ist Euer Pilgerweg ein Stress?
    Ganz lieben Dank für Eure Blogs und ganz liebe, herzliche Grüsse
    Antonia

  11. ursula,kleine sr jesu sagt:

    ihr lb 4! meine ?, die ich seit längerem in mir trage:wie verändert sich wohl euer Inneres mit diesem unterwegs-sein, diese kontakte mit der fremden welt und „fremden menschen“, natur, situationen, religionen,kulturen und noch weiteres. eine persönliche ?, deren antwort ich evt. später bruchstückweise von einem oder anderem erhalte, oder eben nicht.
    mit dem lesen eures pilgerns erlebe ich wie ein 2tes x vergangenheit, da ich über 20 jahre in palästina lebte
    .seid ihr stets 1 std früher dran als wir in der ch ?
    herzlich ursula

  12. Anni Werner Blöchlinger sagt:

    Liebes Hildi Liebe Pilger
    zurück aus der Türkei,sehne ich mich wieder euren Blog zu lesen.
    Heiss wars in Side. In Gedanken war ich oft bei Euch und so denke ich es braucht sicher immer wieder ein tapferes ja – euren Weg nach Jerusalem,bei solcher Hitze weiter zu laufen. so möge Euch viel Kraft geschenkt sein. zum zäme ha –
    zum Vertraue ha –
    Behüt euch Gott Anni