An einem unserer ersten Pilgertage in Südtirol fragte uns jemand, dem wir von unserem Pilgern nach Jerusalem erzählten, ob wir dies aus religiösen Gründen, um Sünden zu büssen oder einfach aus Spass machten. Ich musste damals über die breite Aufzählung der möglichen Motivationen lachen. Obwohl in der Geschichte die Jerusalem-Wallfahrt immer wieder zur Vergebung von grossen Sünden unternommen wurde, ist mir bei der ganzen Vorbereitung unseres Projekts diese Motivation nie in den Sinn gekommen. Vielleicht kam meine Bitte, das Pilgern möge mich innerlich reifen und heiler werden lassen, der klassischen Bitte um Sündenvergebung am nächsten. Doch nun in Amman angelangt, war es für mich selbstverständlich, dass ich hier zum Beichten gehe, was ich heute auch getan habe. Schuldhaft kann sich der Mensch Gott nicht nähern, da Sünde per definitionem von Gott trennt. Oder anders und bildlich gesagt: Wer sich Gott nähert, bei dem wird das Schuldhafte durch das Feuer der Liebe Gottes ausgebrannt, was ein schmerzhafter Prozess sein kann. Die Sinaierzählung im Buch Exodus und die Psalmen vom heiligen Berg Gottes, dem Zion in Jerusalem, formulieren immer wieder, dass nur der Gerechte den Berg betreten darf. So gehört die Beichte zur alten Pilgertradition für diese beiden Berge. Ich füge mich gerne in sie ein.
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Meta
Liebe Jerusalempilger
Unsere Familie hat eine Karte mit dem Bild von Damaskus erhalten. Wir bedanken uns ganz herzlich dafür und wir spüren, dass es etwas ganz spezielles ist, aus diesem Land von euch eine Karte zu erhalten.
Und Christian, was du oben beschreibst von der Sündenvergebung, von diesem schmerzhaften Prozess erinnert mich an die 30-tägigen Exerzitien. Ich merke im Lesen deines Textes, dass es genau darum gegangen ist bei mir. Und ich erinnere mich daran, wie ich Angst davor hatte, mich auf diesen Prozess einzulassen. Welche Ausweichstrategien ich entwickelte, wie ich mich trotzdem hineinwagte und was da herauskam!!!!
Gerne möchte ich einmal mit dir darüber sprechen im neuen Jahr!
Herzliche Grüsse an euch Vier.
Barbara
Liebe Barbara
Ja genau. Das Pilgern ist wie die Exerzitien eine spirituelle Übung, um mehr von innen her frei zu werden, Mensch zu werden. Daher hat es mich auch gefreut, dass während unseres Pilgerns die Grossen Exerzitien gegeben wurden, sowohl geschlossen in 30 Tagen wie auch im Alltag über die 6 Monate.
Mit einem herzlichen Gruss
Christian
Liebe Hildegard Aepli
Danke für diesen Beitrag! Hier in der im Vergleich zu einem grossen Teil der Welt klar geordneten Schweiz ist es schwierig, mit sich widersprechenden Realitäten umzugehen. Sie wecken Unsicherheit und Befürchtungen, wenn einer nicht damit aufgewachsen ist, und gegen welche sogar Ihr vier nicht ganz gefeit ward, wie aus Eurer Erleichterung bei der Ankunft in Jordanien gespürt werden kann. Da kommt die negative Selbstbestätigung der Zeitungsschreiber für die risikolos daheim Gebliebenen gerade recht.
Politische Feindschaft und Misstrauen und gleichzeitige menschliche Fürsorge auf persönlicher Ebene sind stressig und in der Fremde verwirrend. Das Ausgesetztsein im Vertrauen auszuhalten ist, wie Franz es ausführt, auch ein Sinn des Wallfahrens. Ich bin überzeugt, dass die Mohameds und Alis und anderen Motorradfahrer, die Euch bewacht haben, ehrlich um Eure Sicherheit besorgt waren. Gemäss ihrer Ethik dem Fremden gegenüber wäre Schande über sie und ihr Land gekommen, wenn Euch etwas zugestossen wäre.
Seid herzlich gegrüsst.
Liebe christina, so wie du schreibst, habe ich es erlebt: unseren Beschützern und Begleitern war es ein unausgesprochenes Anliegen, dass wir unser ziel, unsere art in syrien unterwegs zu sein weiterhin verfolgen konnten. Sie haben das echt klug gemacht, je nach dem, wo wir gerade waren waren sie nah oder gar nicht mehr präsent.
Herzlich hildegard