Arkadaş

Heute schreibe ich von einem der wichtigsten Worte, welches uns in der Türkei begegnet ist. Es ist das Wort, das wir nicht nur gehört, gelernt und verstanden haben. Es ist das Wort, das wir täglich von seiner allerbesten Seite erfahren:
ARKADAŞ – FREUND
Der aktuelle Anlass dazu: Im Hotel für diese Nacht angekommen, mache ich die üblichen Handgriffe am Rucksack und weiss innert Sekunden, dass ich meine Brille in der Unterkunft der letzten Nacht habe liegen lassen. Dumm. Blöd. Mist. Ich rechne mir schon aus, wieviel Zeit und Umstand es mich kosten wird dahin zurückzufahren etc. etc. Aber alles mit Ruhe. Zuerst Wäsche waschen, duschen und dann auf dem Translator nachschauen, was es auf Türkisch heissen dürfte: ich habe meine Brille vergessen. Ok. Ich lerne den Satz auswendig: benim gözlük unutmuş. Und gehe zur Rezeption. Obwohl ich das Verb, also unutmuş, sinnigerweise schon wieder vergessen habe, kann ich mittels meiner angeschriebenen Badeschlarpen deutlich machen, wo ich gestern war und dass es sich um meine Brille handelt. Ich scheine verstanden zu sein. Der nette Herr beginnt zu telefonieren. Einmal, zweimal, dreimal und zum vierten Mal. Jedesmal einem Arkadaş. Dann sagt er nickend tamam, also ok. Ich gehe zurück ins Zimmer, habe kaum ein Nickerchen gemacht und werde gerufen. Die Brille sei angekommen. Tatsächlich! Ich will zehn Lira Trinkgeld geben. Sie werden entschieden abgelehnt. Unglaublich, wie sich die Hilfsbereitschaft über Arkadaş für uns zeigt. Einmal mehr.
Liebe Türkinnen und Türken – wir werden euer Land bald verlassen. Wie ich euch als Arkadaş vermissen werde!!!!!

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7 Kommentare zu Arkadaş

  1. Katharina Widmer sagt:

    Liebe Hildegard,
    wie mich deine Worte berühren! Erstens, weil ich schon öfters die Brille vergessen habe – und bestens weiss, wie dumm diese Situation ist – und zweitens, weil ich die grosse Freude kenne, wenn sie wieder auf meiner Nase sitzt. Aber das ist nicht der Grund, dass ich hier an dieser Stelle nun tatsächlich auch einmal ein paar Worte schreibe… Liebe Hildegard, danke für dein Erzählen! Es zeigt mir, wie behütet und umsorgt ihr auf eurem Weg seid! Schon so oft durfte ich von euren guten Fügungen und unerwartet positiven Wendungen lesen. Das verströmt Mut und glaubende Zuversicht kilometerweit!
    So pilgert nun weiter unter Gottes Schutz und seinem reichen Segen!
    Ich grüsse euch alle Vier ganz herzlich, besonders auch Christian, der Einzige, den ich von euch persönlich kenne. Doch durch das Lesen seid ihr mir alle lieb geworden und ich bleibe mit euch im Gebet treu verbunden!
    Katharina

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Katharina, mir ist das so kostbar auf diesem weg: da wo ich mein herz öffnen kann, da, wo ich das herz eines nahen oder mir fremden menschen spüren darf, da bin ich zuhause. In herzlicher verbundenheit im zuhause, das mir auch der blog mit seinen menschen geworden ist. Hildegard

  2. Maja Peter sagt:

    Liebe Hildegard
    solche freundschaftlichen Dienste sind Balsam für die Seele! Was die Augen betrifft, kann ich mir gut vorstellen, was es bedeutet, die Brille nicht zur Hand zu haben….Da braucht es wahrlich „Engelsdienste“!
    Ganz herzlich danke ich euch allen für den farbenfrohen Kartengruss, abgestempelt in Istambul! Ich freue mich sehr darüber! Christian danke ich für den Tipp zur Ausstellung über Mystik im Rietberg-Museum. Ich werde sie mir nächste Woche ansehen, und ich freue mich darauf!
    Ich wünsche euch eine weise Entscheidung betreffend Syrien. Gott behüte euch! Dich, Esther und Franz kenne ich bis anhin nur über den Blog, Christian von den Kontemplationswochen. Euch alle vier grüsse ich herzlich
    Maja

    • Maja Peter sagt:

      …und eben ist auch euer Kartengruss aus Konya angekommen, herzlichen Dank! Die „Seven Advice of Mevlana“ habe ich gut sichtbar aufgehängt, sehr interessant und schön die türkischen Motive, die sie einrahmen!
      Herbstliche Grüsse aus der Schweiz, und hebets guet
      Maja

  3. Eva Wimmer sagt:

    Liebe Hildegard, liebe Pilger!
    Vielen vielen Dank für die herzliche Karte aus Konya!! Sie und Eure Erzählungen stimmen mich auf die kommenden Wochen in Ägypten ein.
    Ja, ich werde meine täglichen Wanderungen in der Wüste fortsetzen und wie Ihr die Gastfreundschaft, Fürsorge und Toleranz der Muslime geniessen.
    Möge Gottes Segen Eure Entscheidung und
    Euren weiteren Weg begleiten!
    Eva

  4. Hedwig Jöhl sagt:

    Liebe Hildegard, wieder einmal ein Lebenszeichen von mir. Ich bin fleissige Blog-Leserin. Als ich neulich zu früh war, überkam mich Angst um euch; es war dann unbegründet, als ich anderntags wie gewohnt eure Berichte fühlend lesen konnte. – Nach dem Lesen von Christians Artikel über Antiochia hatte ich den Wunsch, von diesem Ort eine Karte zu bekommen. Einfach so! Liebe Segenswünsche für euren Entscheid, Hedwig

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Hedwig, danke für dein Zeichen und den ausgesprochenen Wunsch. Ich kann dir noch nichts versprechen bezüglich der karte, aber wir hsben morgen noch einen freien tag und werden sehen, ob wir auf karten und marken stossen. Herzliche grüsse sollen dich von mir und von uns auf jeden fall erreichen!! Hildegard