3 Anekdoten

1 – Wir laufen am Rande des Nationalparks Uludağ. Allein auf weiter Flur. Nur hie und da Gärten und kleine Häuschen. Plötzlich lässt uns eine laute Männerstimme stehen bleiben. Er beruhigt zuerst seine Hunde und kommt dann schnellen Schrittes auf uns zu. Was macht ihr da? Wo geht ihr hin? Auf Türkisch natürlich und die Übersetzung ist jeweils ein Zufallstreffer. Wir sagen unsere Sätze. Wir laufen zu Fuss. Wir kommen von der Schweiz. Der Mann ist immer noch laut und gestikuliert heftig. Nach Keles sind es 38 km, wirft er ein. Wir präzisieren. Wir sind von der Schweiz bis hieher gelaufen. 2400 km, in drei Monaten, jeden Tag 25 km. Jetzt sehen wir seinen Augen an, wie es in ihm denkt. Und er beginnt zu klatschen. Bravo, bravo. Er strahlt. Und lässt uns weiterziehen.

2 – Eine anatolische Bäuerin steht mit ihrem Lastpferdchen am Strassenrand. Viel Ware, die sie wahrscheinlich zum Markt bringt neben ihr. Ein Bus nähert sich. Sie ruft laut und fuchtelt mit den Armen herum. Der Bus hält. Sie jagt ihr Pferd auf den Heimweg mit wieder lauter, ja greller Stimme. Sie nimmt einen Stein und bekräftigt die Ernsthaftigkeit, indem sie dem Tierchen diesen hinterher schickt. Jetzt  läuft sie zum Bus, verhandelt und muss einsehen, dass er übervoll ist. Sie muss auf den nächsten warten. Es scheint uns, dass sie ihr Pferdchen wieder zu sich ruft. Wer will schon alleine warten!

3 – Wir erfahren, dass es in Keles eine Unterkunft geben soll. Weil die ganze Strecke bis dahin zu lang ist, stellen auch wir uns an den Strassenrand und halten die Kleinbusse auf, die nach geheimen Fahrplänen vorbeirauschen. Es geht nicht lange, können wir einsteigen. Sofort beginnen da und dort kleine Gespräche und der Busfahrer weiss, dass wir eine Pension oder ein Hotel suchen. Im Zentrum steigen alle aus. Ausser uns. Wir sollen bleiben. Er wird draussen verhandelt, telefoniert, diskutiert. Und es scheint eine Lösung zu geben. Der Busfahrer fährt ein Stück mit uns zurück und hält vor einem Haus, das mit Konuk Evi angeschrieben ist. Wir sollen aussteigen. Der iPhone – Translator hilft uns weiter. Das ist ein Gästehaus. Wunderbar. Wir bekommen Zimmer. Leider ohne Wasser, ohne Essen, ohne Frühstück und – Esther und Christoph dürfen nicht im gleichen Zimmer schlafen, weil sie kein Hochzeitsdokument vorzeigen können. Also wie immer: Maitli- und Buebezimmer.

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Ein Kommentar zu 3 Anekdoten

  1. LausA sagt:

    „Die Joner Pilger haben Istanbul erreicht“ titelt heute Willi Meissner in der Südostschweiz und schreibt auf einer Drittelseite (S.2) über euch, mit Bild – zu fünft. Bei den Schuhen herrscht Partnerlook. Dieser reicht, meines Empfindens, weit über die Schuhe hinaus. Ich verabschiede mich für eine Woche Lagerferien und wünsche euch gutes Vorankommen und mir am nächsten Freitag eine Reihe neuer, spannender Einträge. Ich bin mit euch.