Wie schwanger

Ein freier Tag in der neuen Stadt – meistens geraten wir per Zufall an die Touristeninformation. Auch in Plovdiv. Wir fragen nach Stadtplan, Sehenswürdigem und natürlich Postkarten. Hier sind die Auskünfte gut und nett und unsere Geschichte wird gern zur Kenntnis genommen. Diesmal fragt die gut englischsprechende Bulgarin, ob wir sonst noch einen Wunsch hätten. Ja, ich habe einen, weil eben, in den Pharmazien spricht kaum je jemand etwas anderes als bulgarisch. Wirklich? Ja! Und ob sie mir vielleicht auf eben bulgarisch auf einen Zettel schreiben könnte, dass es mir oft wie einer Schwangeren in den ersten Monaten ginge, mit Schlecht und Schwindel, dass ich aber nicht schwanger sei.

und so sieht der Zettel aus

Gebeten, getan. Und wir steuern die nächsten Apotheken an, die es an jeder Ecke gibt. Natürlich zuerst die Frage nach dem Englisch. Nein. Dann, äh, Vitamins, äh Energy, Elektrolyts äähm vielleicht. Nichts verstehn. Wir schauen ein bisschen in den Gestellen. Esther sieht ein Powerprodukt. Die Verkäuferin lacht. Nein, für Männer. Und sie zeigt ihren Bizeps. Ok. So, dann hole ich also meinen Zettel mit der Botschaft von der nicht schwanger Schwangeren hervor. Er wird gelesen. Die Backenmuskeln der Lesenden zucken. Sie verkneift ein Lachen und eilt davon. Resultat aus zwei Läden: eine Dose Isostar (super super) und zwei sich ergänzende Sorten Vitamine. Ergebnis für mich: ich konnte heute ohne Schlecht und Schwindel laufen. Was für eine Erleichterung. Ich behalte den hilfreichen Zettel für die nächste Stadt auf.

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2 Kommentare zu Wie schwanger

  1. LausA sagt:

    Liebes Hildi, die eine erlebt die Schwangerschaft so, die andere braucht dazu Tausende von Kilometern zu Fuss hinter sich zu legen um dieses Gefühl erleben zu dürfen. Wer hätte gedacht, dass auch du diesen Zustand noch erfühlen kannst…! Bald sind die ersten drei Monate vorbei, sei zuversichtlich. Ich bin es auch. Schlaft gut.

  2. Susanne Hirsch sagt:

    Vielleicht sind es diese Erfahrungen von Schwindel, Schwäche, Übelkeit, die uns leiblich begreifen lassen, dass wir unser Leben nicht im Griff haben. Vielleicht sind es die Zeiten der Schwäche, in denen uns Verstand und Wille kaum noch weiterhelfen, die uns leibhaftig spüren lassen, dass wir getragen sind, in all unserer Zerbrechlichkeit und in unserem Angewiesensein.
    Diese Erfahrung des Getragenseins wünsche ich allen. Herzlich Susanne Hirsch