Die beiden Ruhetage in Belgrad lassen mich auf die vergangene Woche zurückblicken. Wir wurden nochmals in den katholischen Pfarreien aufgenommen. Aus der Minderheitenperspektive der Katholiken hier haben wir vieles über Serbien erfahren. Pfarrer Zeljko Tovilo, der uns in Ruma so hilfsbereit und gastfreundlich zur Seite stand, erzählte von den vielen Katholiken, die hier einst in Serbien lebten: Die Donauschwaben wurden in der Voivodina angesiedelt, nachdem die Türken im 17. Jh. zurückgedrängt waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie als Deutsche vertrieben. Die Kroaten wiederum, die hier auch zahlreich lebten, haben nach dem Yugoslavienkrieg das Gebiet verlassen müssen. So sind die katholischen Pfarreien klein geworden und viele Kirchen zerfallen. In Putinci startete eine unserer Tagesetappen gleich neben der Ruine der einstigen katholischen Kirche. – Hört man sich die Geschichten an, die uns hier erzählt werden, wird einem einmal mehr bewusst, dass im 20. Jh. vor allem der Nationalismus Krieg, Vertreibung und Leid gebracht hat. Dies ist in Erinnerung zu halten, gerade wenn heute die Religionen als Hindernis zu Toleranz und Frieden und als grundsätzlich gewaltbereit dargestellt werden. Nicht nur die Religionen haben ihre Geschichte aufzuarbeiten, sondern auch die säkulare Aufklärung mit ihrer Nationalstaatenidee.
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