Polizeikontrolle

Ich sitze in der Sonne am Strassenrand am Boden, neben mir der Rucksack, hinter mir die Autos und auf den Knien die Heilige Schrift. Nach dem Buch Sacharija mit seinen Visionen zu Jerusalem beginne ich eben Maleachi zu lesen. Ich nehme wahr, wie hinter mir ein Wagen langsamer fährt, schliesslich anhält und wendet. So drehe auch ich mich um und sehe, dass es die Polizei ist. Das Auto wird am gegenüberliegenden Strassenrand parkiert. Zwei Polizisten steigen aus und kommen über die Strasse auf mich zu. Meinerseits lege ich die Bibel zur Seite und stehe auf. „Dokumente bitte“, oder etwas ähnliches sagt der Eine in Kroatisch zu mir. Ich verstehe auf jeden Fall richtig und zeige die Identitätskarte. Dann wird die Kommunikation schwierig, da es keine gemeinsame Sprache gibt. Ich vermute, dass sie wissen wollen, was ich mache. Das Wort „hodočašče“, Pilger, das ich gelernt habe, verstehen sie nicht. Ich nenne „Jerusalema“ und „pesče“, zu Fuss, weiss aber nicht, ob sie in diesem Kontext etwas damit anfangen können. Aus ihren Worten höre ich „Zagreb“ heraus und nehme an, dass sie wissen wollen, woher ich komme. Auf der Karte kann ich ihnen mit dem Finger die Route zeigen. Sie schauen mich erstaunt an. Franz, der mit seinem Slowenisch unser Kommunikator ist, und Hildegard sind zu einem Haus unterwegs, um Wasser zu holen, während Esther in der Zwischenzeit zu mir gestossen ist und ihre Identitätskarte auch den Polizisten zeigen muss. Sie skizziert auf der Karte noch „CH – 4700 km – Jerusalem“. Irgendwie verstehen die beiden Polizisten oder schätzen uns als nicht gefährlich oder illegal ein. Unsere Identitätskartennummern notiert, verabschieden sie sich und gehen zu ihrem Wagen zurück. Wir stehen am Strassenrand, schauen dem Polizeiauto nach und schultern den Rucksack, um am vereinbarten Ort wieder auf Hildegard und Franz zu treffen. Wir sind um eine Erfahrung reicher!

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2 Kommentare zu Polizeikontrolle

  1. gerlinde bartl sagt:

    Hallo ihr 4,
    es ist so wunderschön eure erlebnisreichen Berichte jeden Abend zu lesen. In Gedanken sind wir immer bei euch und freuen uns, dass ihr all die Hürden so toll meistert.
    Bei mir beginnen ab heute nun auch die Ferien und die Schwitzerei in Graz hat für einige Zeit ein Ende. Die Obersteiermark ruft und wir möchten eure Berichte und Fotos nun auch allen zu Hause zeigen.
    Alles Gute
    Gerlinde

  2. Miran sagt:

    Normally, Croatian Policemen are extremely pious and anything religious is sacred to them. They should have understood „hodočašče“! If they knew, you were a priest, they would ask for a blessing 🙂 Exceptions are however possible.

    Buon proseguimento!
    Miran