Im Lieferwagen

Unsere Tagestour, wieder bei Sonnenschein und Herbstwind, ging nach 32 km zu Ende. Wir hatten gehofft, da bei der Kreuzung nahe zweier Dörfern Bus oder Auto zu finden, die uns nach Konya zum Übernachten fahren, um dann morgen wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Doch da standen wir mitten im Feld. So gingen wir weiter zu Fuss und versuchten, die spärlichen Autos anzuhalten. Wenn es gut ging, kam etwa alle 10 Minuten ein Wagen.
Wir hatten Glück. Nach relativ kurzer Zeit kam ein Lieferwagen, und der Fahrer war nach anfänglichem Zögern bereit, uns bis nach Konja mitzunehmen. Die zwei Sitze neben dem Fahrer waren rasch geräumt, so dass Hildegard und Franz Platz nehmen konnten. Doch wir staunten, als der junge Herr die Hintertür des Wagens öffnete und dieser voll mit Lebensmitteln und Haushaltsartikeln war. Kurzer Hand machte er auch hier etwas Platz, so dass Esther und ich uns auf Bulgursäcke setzten konnten, den Rucksack auf den Knien, und die Lieferwagentür war geschlossen. Im Halbdunkel sassen wir zwischen Packeten von Pommes Chips, Getreideriegel, Teeschachteln, aber auch Waschmittel, Seifen, Handschuhe, Toilettenbürsten etc.

passen exakt ins Sortiment

Die abenteuerliche Fahrt ging los, doch schon nach kurzer Zeit merkten wir, dass wir nicht mehr auf der Asphaltstrasse fuhren, denn es rüttelte stark. Esther und ich dachten, dass wir vielleicht noch einen Laden zu beliefern hätten und vertrauten dem Fahrer sowie Hildegard und Franz, die ja sahen über welche Strasse wir da fuhren. Das Auto hielt an und uns wurde die Tür geöffnet. Da standen wir an einem wunderschönen Stausee. Der Fahrer ging zum Wasser hinab, wo ein Mann fischte und gleich riefen sie zu uns hoch, ob wir Tee wollten. So stiegen wir aus, tranken Tee und wechselten einige Worte. Zu unserem Erstaunen, nahm schliesslich unser Fahrer einen Rucksack aus dem Wagen und verabschiedete sich, denn er blieb nun bei den sieben gesetzten Angeln, während der andere sich ans Steuer setzte. Da beide Männer nur Türkisch sprachen, verstanden wir sie nicht und die Geschichte entwickelte sich vor uns Schritt um Schritt. Während der Ladenliferant also am See blieb und da auch die Nacht verbringt, sind wir mit seinem Cousin, wie sich herausstellte, nach Konya gefahren, der da anderntags im Krankenhaus wieder arbeiten musste. Mitten im Stadtzentrum von Konya konnten wir nach dieser Fahrt mit Abstecher zum See und Fahrerwechsel aussteigen.

Dieser Beitrag wurde unter unterwegs veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentare sind geschlossen.