Seit wir in der Türkei unterwegs sind, begleitet uns das hiesige Getränk und was dazu gehört: sich setzen und Tee trinken. Es ist uns selbst zur Gewohnheit geworden. Nach jedem Essen bestellen wir automatisch 4 Tees. Unterwegs, wenn wir Pause nötig haben, fragen wir Franz nach dem nächsten möglichen Dorf oder einer Tankstelle und bestellen Tee. Und immer wieder winken uns Männer, die gerade zusammensitzen, heran und bieten uns Tee an. So auch heute wieder mehrere Male geschehen. Einmal haben

Tee trinken

wir das Angebot angenommen, am Ausgang eines Dorfes mit vielen armseligen Häusern. Die zwei Einladenden winken uns vehement zu sich. Sie bitten uns aber nicht in die wirklich ärmliche Hütte, sondern breiten zwei Wolldecken auf dem frischen Kleefeld aus. Dann folgen alte Sofakissen und schliesslich das Tablett mit den Teegläsern. Unterdessen sind schon vier Männer um uns herum. Sie begrüssen uns immer mit Handschlag. Wir erzählen unsere Geschichte. Es folgen praktische Fragen. Heute war von besonderem Interesse, wie wir uns ernähren. Der Junge, der sich auch in die Nähe gewagt hat, wird weggeschickt. Er soll Tomaten für uns holen, vermuten wir. Und siehe da, der Junge kommt mit einem Plastiksack mit sicher 10 kg Tomaten zurück. Unterdessen sind weitere vier Männer zu uns gestossen. Wir bieten als kleines Dankeschön Zigaretten an. Alle nehmen sie gern. Keiner stört sich daran, dass wir nicht rauchen. Hildegard macht den Versuch zu erklären, dass wir die vielen Tomaten nicht mittragen können. Es wird verstanden! Der eine Sack wird sofort auf vier Säcke aufgeteilt. So, jetzt muss jeder von uns nur 2,5 kg mittragen und ohjemine obendrauf werden uns jetzt noch Quitten geschenkt. Natürlich direkt vom Baum. Gut, wir packen alles ein, verabschieden uns, winken, laufen ein, zwei Kilometer und dann müssen wir leider, leider einige der Herrlichkeiten abwerfen. Einen Sack mit Tomaten und den Quitten hängen wir an eine Haustür. Einen zweiten lassen wir an der Tankstelle, wo wir picknicken, stehen etc.
Absitzen, abwarten und Tee trinken – dabei entstehen viele Geschichten. Für diese Geste der Einladung und das Anbieten von Tee, für diese kleine und überall verbreitete Geste beneide ich die Menschen der Türkei.