jetzt frage ich

Ich betrachte den eher kleingewachsenen, dunkelhaarigen Mann hinter der Kasse ein wenig. Er hat meine Jacke für chemische Reinigung entgegen genommen. Prüft sie innen und aussen. Kommen Sie aus der Türkei, frage ich. Er schaut verwundert auf. Ja, ich bin Türke. Ich bin letztes Jahr von der Schweiz aus nach Jerusalem gelaufen. Fast 2 Monate waren wir in der Türkei. Wirklich? Gelaufen sind Sie? Den ganzen Weg? Ich komme aus der Gegend, die an den Iran grenzt, Mesopotamien, ich bin Aramäer. Er ruft seine Mitarbeiterin. Du, sie ist nach Jerusalem gelaufen. Sind Sie auch Türkin? Nein, ich komme aus Serbien. Was, da bin ich auch durchgelaufen.  Es entwickelt sich ein Gespräch, auf Hochdeutsch, das mich so sehr an die Begegnungen mit den Menschen auf dem Balkan und in der Türkei erinnert. Hocherfreut verabschiede ich mich und laufe in die neue Woche.

Jetzt frage ich die Menschen, woher sie kommen, weil ich ihre Länder so sehr lieben gelernt habe.

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2 Kommentare zu jetzt frage ich

  1. Pia sagt:

    Liebe Hildegard,
    es hat mich so gefreut, diese „neue Weltsicht“ zu lesen, denn mir geht es
    im Alltag oft ähnlich. Der Gespräch über bekannte und fremde Heimaten
    schafft fast sofort so einen herzlichen Austausch, oder z.B. die differenziertere Wahrnehmung von Kopftüchern bei Frauen, wie Du letztens
    berichtetest. Hast Du/Habt Ihr mal überlegt, wie es wäre, in den Zeitungen der durchwanderten Länder von Euren Erlebnissen im jeweiligen Land zu berichten? Übersetzende in der Schweiz fänden sich gewiss!
    Es wäre ein echter Akt der Völkerverständigung!

    Mit einem herzlichen Gruß „aus dem Ausland Deutschland“
    Pia

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Pia
      Es geht mir wie dir. Immer wieder kommen mir neue Ideen, wo oder wie ich die Pilgererfahrungen zur Verfügung stellen könnte.
      Herzlich Hildegard