Äussere Akzentverschiebung

„Christian Rutishauser – Pilger“ So lapidar titelte gestern die NZZ. Es hat mich nochmals getroffen, weil mir das Pilgersein von aussen und öffentlich zugesprochen wurde. Es hat sich in mir als geistliche Haltung festgesetzt; ich kann mich damit leicht und gern identifizieren. Es geht Hand in Hand mit meiner Aussage gestern in einem Interview, wo ich erklärte, dass ich keine weiteren Zukunftspläne für andere Pilgerstrecken habe. Ich weiss, dass nach Jerusalem kein anderer Ort mich mehr als Fusspilger anlockt, da in Jerusalem meine menschliche und geistliche Existenz zusammengefasst ist. Auch weiss ich, dass die spirituelle Übung der Kontemplation im Sitzen zutiefst zu mir gehört und nicht jene des Gehens, auch wenn ich sicher weiter in der Natur unterwegs sein werde. Und trotzdem weiss ich mich als Pilger wie nie zuvor. Ähnlich wie Ignatius von Loyola, der sich nach vielen Jahren der Sesshaftigkeit in Rom, von wo aus er den jungen Jesuitenorden leitete, als Pilger bezeichnete, so spüre ich deutlich, wie das Pilgersein zu mir gehört. Ich verstehe das Christsein als Weg und das Christentum weniger als ein Lehrgebäude, sondern als eine Weggemeinschaft. Beim Pilgern bin ich jeden Tag neu auf meine Umwelt zugegangen, nun, sesshaft im Lassalle-Haus, kommt die Welt wieder mehr auf mich zu. Äussere Akzentverschiebung, nichts weiter!

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7 Kommentare zu Äussere Akzentverschiebung

  1. Pia sagt:

    Lieber Christian,
    hier meine sokratische Frage an Dich und in Deinem Pilger-Selbstempfinden:
    Was bedeutet Unterwegssein mit ANDEREN für Dich? Und welche Rolle(n)
    bekommen dabei die anderen?

    Nach-denklich
    Pia

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Pia
      Jeder Blog ein Gedanke: Solidarität mit Christen, Pilgersein, etc.
      Mit einem herzlichen Gruss
      Christian

  2. Hedwig Jöhl sagt:

    Danke Pilger-Christian für das Fortfahren im Blog. Es ist so schön, dass es weitergeht. Ich hatte schon ein wenig Angst, als ich ein paar Tage weg war, dass der Blog geschlossen sein wird, bis ich zurück komme – umso grösser ist jetzt die Freude gewesen. Hedwig

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Hedwig
      Die Beiträge sind sicher nicht mehr so häufig hier auf dem Blog. Doch freue mich mich sehr, dass über das Gehen hinaus das Pilgersein weiterhin verbindet.
      Mit liebem Gruss
      Christian

  3. Enver sagt:

    Lieber Christian,
    Du sprichst mir aus der Seele; bei mir steht für ‚Jerusalem‘ ‚Santiago‘, für ‚Kontemplation‘ ‚Zen‘. Sonst passt jedes Wort.
    Habe Eurer Pilgern mit Anteilnahme und Gebet begleitet. Bleibt auch daheim und im wieder ’normalen‘ Leben weiterhin Gott befohlen,
    Enver

  4. Maja Peter sagt:

    Lieber Christian
    ich denke, dass unser innerer Reichtum, unsere innere Pilgerschaft eine Kostbarkeit ist, die andere (in Deinem Fall der Journalismus) nie erfassen können. Es kommt jedoch auf die Ausstrahlung an – und das kam auf Eurem Weg gegenüber den Menschen, sei es in den täglichen Begegnungen und im Blog zum Ausdruck. Davon können wir alle profitieren in unserer eigenen „Pilgerschaft“ im Leben.
    Ich wünsche Dir gutes „Weiterpilgern“ in Deinem alltäglichen Leben im Lassalle-Haus!
    Ich freue mich auf die Kontemplationswoche im Februar und hoffe auf Stärkung auf meinem Lebenspilgerweg.
    Herzlich grüsst Dich
    Maja