218. Tag: Wallfahren heisst für mich… (XXVI)

Wallfahren heisst für mich: In den Alltag zurückkehren

Es ist Zeit aufzubrechen und in den Alltag zurückkehren. Ich frage mich: Fällt es mir schwer, in die Arbeit, in die gewohnte manchmal mühsame Umgebung zurückzukehren? Bin ich bereit, von der „Pilgerei“ Abschied zu nehmen und wieder nach Hause zurückzugehen?

Ein Bekannter hat mir gestern hier vor Ort am See von Genezareth seine Maxime weitergegeben: „Suche Gott – nicht den Ort, wo er wohnt!“

Die vergangenen paar Tage haben wir in Tabgha am See Genezareth verbracht: In der Umgebung liegen die Orte und Plätze, an denen Jesus selber unterwegs war: Von Nazareth, wo Jesus aufgewachsen war, ging er an den See, nach Kana, Kafarnaum und Betsaida.

Abenddämmerung am See von Genezareth

Von hier stammten seine ersten Jünger. Diese fragten ihn, als sie ihn das erste Mal sahen: „Meister, wo wohnst du?“ Und Jesus antwortete: „Kommt und seht!“ Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und sie blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde (vgl. Joh 1,38-39).
So bin auch ich an die Stelle, wo Johannes taufte, nach Jerusalem und nach Galiläa gekommen, um zu sehen, wo er wohnte: Jesus hat hier gewohnt, er, von dem ich glaube, dass er der „Sohn Gottes“ ist, wie schon Natanael bekannt hat (Joh 1,49).

Zugleich weiss ich, diese Besuche sind nicht der Massstab, nach dem ich gemessen werde. Nein, der Massstab heisst: „Was ihr für eines meiner geringsten Geschwister getan habt, das habt ihr mir getan.“(Mt 25,40)
In meinem Nächsten und in mir soll ich Christus dienen und Raum geben. Angelus Silesius formuliert es in seiner schönen dichterischen Sprache: „Wird Christus tausendmal // zu Bethlehem geboren // und nicht in dir: du bleibst // noch ewiglich verloren.“

So will ich in meinen Alltag zurückkehren und Christus jeden Tag in meinen Schwestern und Brüdern um mich herum dienen. Ich will ihm Raum geben, dass er auch in meinem Leben Bleibe bekommt und wohnen kann.

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Ein Kommentar zu 218. Tag: Wallfahren heisst für mich… (XXVI)

  1. Christa sagt:

    Von Herzen DANKE,
    lieber Franz für diese und Euch allen für so viele Gedanken und Bilder!
    So will auch ich versuchen, Abschied zu nehmen von Euren so wertvollen geistlichen Impulsen im Blog,
    so will auch ich versuchen, Gott zu suchen und nicht bestimmte Orte, sondern IHN überall,
    so will auch ich versuchen, morgen meine Aufgaben zu leben, mit Menschen auf einem Wochenendkurs,
    – und trotzdem zwischendurch immer wieder nach Zürich hinblinzeln…
    – und Euch in unseren Abendgottesdienst zum Festtag hinein nehmen,
    ein ganz gutes Ankommen Euch allen,
    herzlich, Christa