Über den Dächern der Jerusalemer Altstadt haben wir heute den ersten Tag unserer Konferenz zum Pilgern als Beitrag für den Frieden abgehalten. Professor Uriel Simon eröffnete die Konfernz, die im Konvent Ecce Homo stadtfindet, mit einem Grundlagenreferat. Er hat anhand der Wallfahrtspsalmen und anderer Texte aus der hebräischen Bibel Motivation und Sinn des biblischen Pilgerns herausgearbeitet. Frieden ist dabei nicht ein zentrales Thema, doch die ethische bildung des Pilgers. Es geht immer wieder darum, gemeinsam vor Gott zu treten, sich da zu erfreuen und zu essen, sich beschenken zu lassen, doch nie mit leeren Händen zu kommen. Besteht die heutige Gabe des pilgernden Menschen darin, seine falschen, religiösen Absolutheitsansprüche zu opfern? Auf jeden Fall, so Simon, hätten die Muslime Mekka und die Christen Rom sowie andere Wallfahrtsorte für sich. Die Juden jedoch nicht einmal Jerusalem, denn die ist mit andern zu teilen. Immam Faisal Abdul Rauf griff in seinem Vortrag auf ein koranisches Konzept zurück, dass im Pilgermonat Ramadan sowie ein Monat davor und einer danach kein Krieg geführt werden darf. Müsste es nicht auch heute solche Friedenszone um die Pilger geben. An der Organisation von jährlich mehreren Millionen Mekka-Pilger, die Saudiarabien zu leisten hat, zeigtet er logistische Herausforderungen und wirtschaftlichen Nutzen von Grosswallfahrten auf, die auch in Jerusalem zum Tragen kommen könnten. Abtprimas Notker Wolf aus Rom strich die Freude an der Differenz heraus und präsentierte das doppelte Konzept von irdischem und himmlischen Jerusalem, das in der christlichen Tradition zentral ist. Irdische Ansprüche auf heilige Stätten werden dadurch relativiert.
Die fast 100 Konferenzteilnehmenden diskutierten im Plenum und in Kleingruppen. Auch in den Pausen lud das milde Winteretter mit herrlicher Sonne ein, auf der Terrasse zu sitzen und auszutauschen. Wie der Tag mit Tanz begann, so endete er mit einem Zikr, der islamischen Verehrung eines Namen Gottes. Allen wurde klar, das unser Pilgern nicht einfach da ist, um sich ohne Rücksicht auf Andere selbst im Glauben zu bestätigen und stärken zu lassen, sondern mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
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Meta
Lieber Christian,
neben allen denkenden und betrachtenden Erfahrungen einer Konferenz
empfinde ich das gemeinsame, respektvolle gottesdienstliche TUN oder
zumindest die vertrauensvolle Anwesenheit verschiedener Glaubenden
als zukunftsweisend. Solch integrativen Erlebnisse können Frieden und
Toleranz schaffen. Davon muss es noch mehr Erfahrungen geben!
Viele Gemeinden haben bereits begonnen.
So hatte ich heute die Freude zu hören, dass von der größten Moschee
Deutschlands ein Brief an den Bischof von Essen gegangen ist. Dort bitten
die Muslime, dass der Bischof die katholische Nachbargemeinde erhalten
möge, die dieser schließen wollte. Die Muslime argumentierten, man brauche
einander, z.B. für die seit Jahren bestehende, gemeinsame Sozialarbeit
und gemeinsame Glaubenserlebnisse.
Der Geist Jerusalems weht, wo er will.
Einen guten Abschlusstag in Konferenztag und in der Auferstehungskirche
wünscht
Pia
Liebe Pia
An unserer Friedenskonferenz sind so viele gute Initiativen sichtbar geworden. Auch die Komplexität des Pilgerns ins Heilige Land sollte sich jeder Reiseleiter hier bewusst werden. Gerade auch für Heilig-Land-Reisen sind unsere Beiträge von nutzen.
Ein gesegnetes 2012
Christian
Nachtrag: Nicht zu vergessen, dass hier in Duisburg der hiesige jüdische Kindergarten vor und über Weihnachten Kinder aller Religionen zum Mitmachen beim Chanukka-Fest eingeladen hatte. Was gern wahrgenommen wurde.
Und Ihr geht ja auch zur Klagemauer in Eurem Tun morgen…Pilgern auf
so viele Arten!
Gruß, Pia