Konflikt am Tempelberg

In den jordanischen Medien wird in diese Tagen laufend über den Konflikt um die Al-Maghrabi-Brücke berichtet, über die Nicht-Muslime auf den Jerusalemer Tempelberg kommen. Israel will die provisorische Holzbrücke am Rande der Klagemauer abbrechen, um einen neuen und passenderen Aufgang zu machen. Die muslimisch-palästinensich/jordanische Behörde des Tempelbergs befürchtet jedoch, es werde auch ein besserer Aufgang für die israelische Polizei gemacht. Zudem sei dies nur ein erster Schritt, womit fanatische jüdische Kreise den Tempelberg immer mehr unter Kontrolle bringen wollten, um auf einen neuen jüdischen Tempel hinzuarbeiten.
Während ich die Berichte lese, arbeite ich gleichzeitig an unserer Konferenz in Jerusalem Ende Dezember. Dazu haben wir gerade auch die Verantwortlichen von Tempelberg, Klagemauer und christlichen Stätten eingeladen. Ich staune, wie aktuell und mit Tagespolitik verbunden unser spiritueller Ansatz ist. Die heiligen Stätten machen geistige Inhalte der Religionen sichtbar, so wie auch das Pilgern zu ihnen eine geistliche Haltung in diese Welt einschreibt. Daher ist es für Pilger ein Muss, sich mit der Bedeutung und Gestaltung heiliger Orte auseinanderzusetzten. Wäre der Blick im Fall Jerusalem zu einseitig und würde er nicht die andern Religionen miteinbeziehen, würde das Pilgern mehr zum Konflikt als zur Verständigung beitragen. Das aber soll für uns nicht sein.

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5 Kommentare zu Konflikt am Tempelberg

  1. Gertrudis sagt:

    Lieber Christian, liebe Pilger,

    Den ganzen 3. Adventssonntag habe ich damit verbracht, eure Berichte der letzten Wochen zu lesen, besonders den Spiessrutenlauf durch Syrien.
    Ich bin der Ansicht, dass eure Erlebnisse und Erfahrungen in einem Buch erscheinen sollten.
    Zum Geburtstag am 3. Dez. gratulieren Kurt und ich Dir nachträglich von ganzem Herzen. Wir denken, dieses halbe Jahr Unterwegssein ist sicher das schönste Geschenk für Dich. Wir bewundern eure gemeinsame Leistung unendlich. Spätestens seit Deinem Pilgerpsalm V vom 31. Okt. haben wir geahnt, warum der Gang durch Syrien sein musste und haben – so gut wir konnten – dieses Anliegen geistig und meditativ unterstützt.
    Euch allen eine gute Ankunft in Jerusalem, ein gesegnetes Fest und eine gesunde Rückkehr in die Schweiz.

    Gertrudis und Kurt

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Gertrudis, lieber Kurt
      Vielen Dank für Euer mittragen und mitgehen. dies bedeutet mir dehr viel. Ich hoffe, Ihr erlebt auch eine gesegnete Adventszeit. Und über Gedichte werden wir dann sicher mal sprechen.
      Mit einem herzlichen Gruss
      Christian

  2. jassir sagt:

    Ach wie schön war doch noch die Steinzeit: keine Ländergrenzen, keine Parteien, keine „Nationen“, keine „Identitäten“, kein „wir Juden“, keine „die Deutschen“, kein „unser Volk“, kein „Reich“, etc.

    Damals waren die Leute wirklich noch gigantisch und intelligent, und haben auch noch grosse Architektur gemacht (Pyramiden etc.).

    Ja, weit ist es gekommen…

    Wie mich dieser dumme Pöbel überall ankotzt….

    • Pia sagt:

      Grüß dich, Jassir!

      Leider kann ich dir die Illusionen nicht lassen: Ötzi wurde ermordet,
      die Steinzeitclans mit Steinwaffen und -schleudern verteidigt,
      die Pyramiden von Sklaven erbaut. Den unschuldigen Urmenschen, fürchte ich, gibt’s nicht. Aber wir können alle schlau werden und
      dazu lernen…
      Pia

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Jassir
      Es geht auf und ab in der Geschichte, so meine Einsicht. Wir sind in sie hineingestellt. Es fällt mir zuweilen schwer, wie mich darin zu verhalten. Versuchen will ich es!
      Gruss, Christian