187. Tag (8. in Amman): Wallfahren heisst für mich… (III)

Heute gibt es keine Strecke. Dafür aber einen dritten Mosaikstein zum Thema „Wallfahren“.

Wallfahren heisst für mich: Bitten um die Lösung der täglichen Not.
Jesus hat es uns im Vaterunser gezeigt: Um das heutige Brot betet; so bitte ich um die heutige Unterkunft, nicht um die morgige, nicht um die gestrige, einzig um die heutige, nicht mehr und nicht weniger:

Unterkunft beim Taxilenkerehepaar / Serbien

An einigen Tagen habe ich nicht nur am Morgen gebetet: Gott, gib, dass wir am Abend an ein gutes Ziel gelangen! Sondern ich habe am Nachmittag immer wieder intensiv darum gebetet: Wir haben keine Aussicht auf Unterkunft, ich weiss nicht, was dort sein wird, wo ich das Ende unserer Tagesetappe geplant habe. Ich bitte dich: Lass uns alsbald eine brauchbare Unterkunft und Essen finden, bevor wir völlig müde sind oder es dunkel wird. – Und jedes Mal hat es geklappt! Wiederholt musste ich deshalb weinen, so gerührt war ich.

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15 Kommentare zu 187. Tag (8. in Amman): Wallfahren heisst für mich… (III)

  1. Pia sagt:

    Lieber Franz,
    Deine Wallfahrtsgedanken sind für mich sehr berührend und anregend.
    Deine Tränen ehren Gott – und Dich!
    Viel nach-denk-liche Freude!
    Pia

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Pia,
      danke für deine Zeilen. Es ist immer eine besinnliche Freude, die immer berührt.
      Herzlich Franz

  2. nobody sagt:

    Lieber Franz, unbekannterweise –
    auch ich bin sehr beeindruckt, dankbar und berührt von Deinen Gedanken und Gefühlen zu Deiner Wallfahrt. (Selbst von früher vertraut mit „Leben auf der Strasse“… ) Gut tut es, dass Du uns berichtest – schön, dass es Menschen gibt wie Dich – Danke sehr
    jamil

  3. LausA sagt:

    Mein lieber Franz, es ist unglaublich wieviel Nähe in diesem Projekt, diesem Blog, wachsen kann. Du / ihr habt die Strapazen auf euch genommen um Augen, Gefühle und Herzen zu öffnen. Ungeahnt welche Parallelen in einem ganz normalen Leben zu eurer Wallfahrt spür- und sichtbar werden. Ist nicht unser ganzes Leben eine Wallfahrt? Bitten wir nicht immer wieder um „das tägliche Brot“ in welcher Umsetzung auch immer? Ist nicht eines jeden Ziel „Jerusalem“? Sind wir nicht immer wieder mit Lebenslagen konfroniert wo wir freudig in Anspruch nehmen, was wir erbeten haben. Aber gibt es nicht auch immer wieder Momente wo wir nach mehrmaligem Bitten und Beten schier verzweifeln, kleingläubig werden, die Hoffnung aufgeben, das Vertrauen schwinden lassen? Dies immer im Wissen, dass wir nicht allein sind, dass es verschiedene Zeitrechnungen gibt, und dass diese Geduld, dieses Warten heilsam sein kann und uns weiterbringt. Es macht mich froh, mit dir und euch gemeinsam die Wallfahrt des Lebens gehen zu dürfen.

    • Franz Mali sagt:

      Liebe LausA,
      ja, die Wallfahrt ist ein Stück unseres Lebens, und sie ist nicht soviel anders als der Rest, zugleich ist sie ein wenig herausgehoben, weil gewisse Sachen doch geändert sind, z.B. meine Arbeit…
      Sei herzlich gegrüsst
      Franz

  4. Beat Näf sagt:

    Meine Gedanken – und Gefühle – heute morgen finden in der Vorstellung einer „Lösung der täglichen Not“ Worte, in denen sie Antworten suchen. „Not“ – denke ich, ist das nicht dramatisch gezeichnet? Ich bin nicht in Not. Und doch ist so etwas da wie Not, vielleicht ein Mangel, sicher eine Notwendigkeit, heute dies und jenes zu tun, viel zu tun, auf dies und jenes zu achten, und das was zu tun ist, ist nicht unbedingt das, was ich tun möchte, so dass vielleicht ein Gefühl des In-der-Fremde-Seins da ist, weil ein Gegensatz besteht zwischen dem, was sein sollte und könnte und dem, was ist.

    Und beim In-der-Fremde-Sein bin ich beim Pilgern. Schon letztes Jahr dachte ich, das sei das wichtiste bei diesem Unternehmen, zu erfahren und in Worte zu bringen, was das Pilgern nach Jerusalem sei. Dann war lange Schweigen darüber. Es gab die vielen Berichte über den Fortgang des Pilgerns. Im Schweigen ist zwar mehr Weisheit als in den Versuchen, die Beobachtungen in Worte zu bringen. Es ist so schwierig.

    Und doch hatte ich es auch immer versucht. Bei der Rückkehr von Istanbul hatte ich vieles geschrieben. Nicht in den Blog. In Notizbücher. Und Monate später sind die Notizen so gut wie wertlos.

    Als wäre es jeden Tag nötig, zu erfahren und zu wissen, wie es ist.

    Und doch bleiben manche Gedanken. Ob es so etwas gäbe wie ein Tun, das zugleich eine offene Religion sei, unabhängig von jeder religiösen Zugehörigkeit. Techniken des Alltag für das tägliche Leben, das in der Bewältigung des Alltags auf Hoffnungen angewiesen ist, die über das alltägliche Leben hinausgehen, so dass Jerusalem neben dem hier und jetzt ist, und beide miteinander verbunden sind. Die Begegnung mit der Unzulänglichkeit des Alltags aufgehoben in einer Vorstellung einer Vollkommenheit.

    Oder im Blog: die Worte in einem Netzwerk, das über die Worte hinausgeht. Verbindungen. Und dass dadurch das Gefühl einer „Lösung“ entstehen könnte.

    Eine uralte magisch Praktik, das „Lösen“, das Freiwerden.

    • Franz Mali sagt:

      Lieber Beat,
      ja, es ist wohl die Sehnsucht nach diesem Aufgehobensein meiner Unvollkommenheit in einer Vollkommenheit. Und ich glaube, sie ist uns von aussen verheissen, mir vorgängig. Das macht die Zuversicht grösser.
      Auch das irdische Jerusalem ist nicht mehr als ein Zwischenziel, eine Etappe. Trotz Rückkehr wird dort mein Lebenspilgern nicht zu Ende sein…
      Bis bald Franz

  5. Ute sagt:

    Lieber Franz,
    danke, dass Du uns an Deinem „Pilgern mit Hintergrund“ teilnehmen lässt, denn es ist so viel Wesentliches damit ausgessagt. Diese Weite und Tiefe kann viel bewirken.
    Herzlichst
    Ute

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Ute,
      seit ich nicht mehr täglich den Routenblog zu schreiben habe, ist es mir ein Bedürfnis, diese Gedanken zum Ausdruck zu bringen – irgendwie haben sie sich ein wenig angestaut…
      Herzlich
      Franz

  6. Anna Maria Weishaupt sagt:

    Lieber Franz Mali,
    Wallfahrten, als eine Schule des Glaubens, kann also heißen:

    Auf einen geheiligten Ort zugehen – ein (ent)gültiges Ziel haben!
    (deine Augen werden deinen Lehrer sehen).

    Aushalten, verzichten, um des Zieles Willen auf Kurs bleiben –
    in Entschiedenheit leben! (deine Ohren werden es hören,
    wenn er dir nachruft) Ich weiß um die Quelle meines Daseins!

    Unbekanntes einlassen, den Menschen vertrauen –
    (hier ist der Weg, auf ihm müsst ihr gehen)

    und im Gebet –
    mit Gott in Beziehung sein und b l e i b e n . . .
    (auch wenn ihr selbst rechts oder links gehen wolltet)

    Gehen wir also weiter „in das gelobte Land des nächsten Augenblicks …“
    Mit dir/euch
    Anna Maria

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Anna Maria,
      danke für deine wirklich schönen und tiefen Zeilen. Darf ich fragen, ob die letzte Zeile ein Zitat ist, und wenn ja, woher?
      Herzlich
      Franz

      • Anna Maria Weishaupt sagt:

        Ja, es ist ein Zitat: Ich denke von Chiara Lubich, es könnte aber auch von Bischof Klaus Hemmerle gewesen sein. – Es ist lange her, ab er das Wort selber hat sich ganz tief verankert …
        Lieben Gruß aus Gnas,
        Anna Maria

  7. Beat Näf sagt:

    Und dass Paradosis 52 da ist – das freut mich, und ich gratuliere Franz Mali von Herzen!

    Die Notizen nach Istanbul stehen unterhalb des Wortes ‚Paradosis‘, eines Wortes, das für eine besondere Tradition im Umgang mit allen diesen Fragen steht.

  8. Franz Mali sagt:

    Lieber Beat,
    danke für diese Mitteilung. Neben den Leuten in Prag sei gerade Gregor und Mante Dank, dass das gelungen ist.
    Herzlich
    Franz