Pilgernde daheim – und überall

Christian Rutishauser fragte kürzlich: „Wie geht es eigentlich unsern Pilgern daheim in den grossen Exerzitien im Alltag“? Also ging ich los, um eine Antwort auf diese Frage loszuschicken auf den Pilgerweg. Am 8. Oktober trafen sich im Lassalle-Haus die 14 Menschen, die das Projekt „Zu Fuss nach Jerusalem“ für 7 Monate mit eigenen Exerzitien im Alltag begleiten. Konkret heisst das, dass sie versuchen, sich an fünf Tagen in der Woche eine Gebetszeit von 45 Minuten zu nehmen, am Abend nach ignatianischer Weise auf den Tag zurückzublicken und sich insgesamt sieben mal im Lassalle-Haus gemeinsam zu treffen. Eine frohe Runde trat mir da entgegen. „Eigentlich müssten die Pilger an Tagen wie diesen, die doppelte Strecke laufen können“, schmunzelte man, ganz überzeugt von der Gebetsunterstützung aus der Ferne. Die Verbundenheit mit den Pilgern ist vielen wichtig. „Wenn ich morgens selbst nicht so recht aus den Federn will, um mich in meine Gebetsecke zu setzen, denke ich an die vier, die auch bei jedem Wind und Wetter raus müssen und dann geht es schon leichter“, erzählt eine Frau. Viele lesen regelmässig im Blog und klinken sich so ein in den Pilgerweg. Aber es ist nicht nur die Unterstützung für die Pilger, es ist vor allem der eigene Weg mit Gott, der den Alltag verwandelt. „Die Stillezeit am Abend verändert meinen Blick auf den Tag“, erzählt eine Teilnehmerin, „auch an einem schlechten Tag bleibt Gutes zurück.“ Man lerne die Dinge stehen zu lassen, wie sie sind, höre ich, und dass daraus eine grosse innere Freiheit wachse. Der Blick schärft sich für die vielen kleinen Begebenheiten. „Anfangs dachte ich, was die immer zu schreiben haben in ihrem Blog“, erinnert sich jemand. „Jetzt mit der Übung der Exerzitien im Alltag, entdecke ich selbst so viel Reichtum in meinem Leben.“ Und ergänzt mutig: „Ich könnte auch einen Blog schreiben.“

Eindrücklich begleitet auch mich Im-Lassalle-Haus-Verbliebene die Begegnung mit den Pilgern daheim: Fröhlich, aufgeschlossen, herzlich gastfreundlich zu mir Fragenden, ernsthaft gottsuchend, alltagsverwurzelt, mit wachem Blick für die Welt und Gottes Spuren darin. Ja, so will ich auch pilgern auf meiner Tagesetappe, jeden Morgen neu und meine Bloggeschichten suchen. Schön, dass Ihr unterwegs seid!

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Ein Kommentar zu Pilgernde daheim – und überall

  1. Esther Ruethemann sagt:

    So schön!!! Danke euch Daheimalltagpilgergottsucherundimmerneufinder/innen,
    es ist wunderbar um euch zu wissen und mit euch verbunden zu sein.
    Ich freue mich schon auf ein paar von euren Bloggeschichten 🙂
    Herzlichst Esther