Schöpfung und Geschichte

Wunderbar die Natur in diesen bulgarischen Sommertagen. Gestern einen Sonnenuntergang wie im Bilderbuch über der weiten Ebene und den Berg- und Hügelketten, auf die wir von unserem Motel aus blickten. Mild war die Luft unter den vereinzelten roten Wolken. Heute Morgen dann leichter Dunst in der Ebene, darüber die Hügel und Berge wie blaue Bänder und am Himmel der volle Mond, ein Leuchten. Wir sind durch die taufrischen Felder aufgebrochen. Die Sonne gewann an Kraft und begleitete uns auf herrlichen Wanderwegen und alten Strassen über zwei Pässe und ein noch dicht bewaldetes Tal. Heiss wurde der Tag, herrlich grün, blau und gold.

In der Zeitung lese ich vom Mauerbau in Berlin vor 50 Jahren und vom Kalten Krieg. In meiner Kindheit und Jugend hat er die Gesellschaft geprägt. Nun pilgere ich durch die ehemals kommunistischen Länder und begegne täglich den Spuren dieser Zeit: Verfallene Industriekomplexe, die als Ruinen in der Landschaft stehen; Hotelkasten mit maroder Infrastruktur; Strassenbahn und Tram, die seit Jahrzehnten quietschen; Einkaufsladen mit Präsentation und Warenangeboten wie zu alten Zeiten… Heute stehen dazwischen chice Boutiken, und die Weltkonzerne haben ihre Sitze in modernster Architektur errichten lassen. Mächtige Einkaufstempel und Werbung, bunt und grell.

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3 Kommentare zu Schöpfung und Geschichte

  1. Alex Bauert sagt:

    Ja, die bunten Einkaufstempel, die grossen Autobahnen, die bequemen Orte am Rande des Weges, Hinweise auf Airlines, Bahnhöfe, usw …. sie alle rufen Euch noch tausend Mal zu, dass es Unsinn ist, was Ihr da betreibt!
    Sie lassen Euch für Euch selber immer wieder in Erinnerung rufen, weshalb Ihr unterwegs seid auf diese Weise. Und wie Glaubensbekenntnisse und andere Überzeugungen immer wieder zu erneuern sind, immer wieder bewusst werden, vor allem wo sie auf Widerstand (dazu zählen auch Müdigkeit und üble Übernachtungsorte!) und Widerspruch stossen, so wird Euer Pilger-Bekenntnis dank diesen Tempeln immer wieder erneuert. Sehr gut! Weiter guten Weg, wünsche ich Euch! Noch seid Ihr ja fast zu Hause! Noch nicht über den Bosporus!

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Alex, ob zu Hause diesseits oder jenseits des Bosporus, darüber lässt sich streiten. Christian

  2. Alex Bauert sagt:

    Lieber Christian,
    der Streit ums «zu Hause» ist wenig sinnvoll. Schon gar nicht mit PilgerInnen, die auf dem Weg zu Hause sind! Hätte da noch ein 😉 hingehört? Ich dachte, das sei klar. So sei es nachträglich eingefügt!
    Guten Pilgertag wünsche ich Dir aus meiner auf den ersten Blick, sicheren Existenz «zu Hause» heraus
    Alex