Pilgertag aufs Buochserhorn

Ein Bilderbuchtag, der 9. Oktober. Unter der Leitung von Katarina Kelso treffen sich an der Talstation Niederrickenbach 24 Sonnenhungrige. Im Altersspektrum von 5 bis 75, so wage ich mal zu schätzen. Die Nebeldecke wird prompt vor Ankunft in Maria Rickenbach, dem Wallfahrtsort des Kantons Nidwalden, durchstochen. Und bleibt uns zu Füssen den ganzen Tag über. In der Wallfahrtskirche versammeln wir uns, hören die Geschichte der Entstehung dieses Gebetsortes und folgenden Impuls von Hildegard Aepli:

Impuls

Meine persönliche Überschrift über die bevorstehende Wallfahrt nach Jerusalem:

wir nehmen den Landweg

aber es ist ein Gang über das Wasser

Die folgenden Gedanken lehnen sich an das Evangelium aus Mt 14,22-33 an, wo Jesus Petrus auffordert, aus dem Boot auszusteigen und auf ihn zu übers Wasser zu gehen.

Aussteigen: Petrus verlässt das Boot, das Sichere.

Wir: wir können das Gewohnte mal hinter uns lassen, eine Grenze antasten, an ihr kratzen, ja sie überschreiten, um einer Vision nachzugehen, einem Traum Raum zu verschaffen, ein Projekt in Angriff zu nehmen, der inneren Stimme ins Ungewisse folgen.

Persönlich: Auf Jerusalemwallfahrt hin Stelle gekündigt und noch keine nächste in Sicht. Die Wohnung wird geräumt und eingestellt sein und noch keine nächste in Sicht.

Angst vor dem eigenen Mut bekommen: Petrus sieht den heftigen Wind. Das löst Angst aus, er sinkt.

Wir: Der Blick weg von der Vision, dem Ziel, dem Vorhaben auf die momentanen Umstände, den Gedankensturm, die Zweifel wirkt wie ein Sog, lässt den Menschen in seiner Angst versinken.

Persönlich: Wenn ich beginne darüber nachzudenken, wie ich die Jerusalemwallfahrt durchstehen werde, wird mir sofort mulmig. Wenn ich mich der Ungewissheit einer zukünftigen Anstellung widme, bin ich gelähmt. Von der Angst überwältigt.

Um Hilfe rufen: Petrus schreit, währenddem er untergeht: Herr, rette mich!

Wir: Trotz jeglicher Angst bleibt uns ein Spielraum, ein Handlungsspielraum, die Selbsthilfe. Das Stossgebet. Der Hilferuf an andere Menschen. Lektüre. Tagebuchschreiben.

Persönlich: In Momenten der Angst, des Untergehens versuche ich die Brücke hin zum Vertrauen zu schlagen. Ein Satz, der mir wie eingebrannt aufscheint, spreche ich: Gott, ich gehe durch diese Angst hindurch. Ich spüre sie, halte sie aus, aber ich gehe weiter.

Hilfe erfahren: Petrus macht die Erfahrung, dass Jesus sofort die Hand ausstreckt und ihn hält.

Wir: Was immer uns gelingt, im Umgang mit Angst, ist Soforthilfe. Dem Sog etwas entgegensetzen, etwas unternehmen, wagen, aussprechen, bitten. Das ist Soforthilfe, selbst wenn es, wie im Bibeltext noch eine Weile dauert, bis sich Wind und Wellen beruhigen.

Persönlich: Ich habe noch nie erlebt, dass mein Versuchen, mit der Angst umzugehen, nicht zu einem Aufatmen, Darausherausfinden, Befreit sein geführt hätte.

Nach dem Impuls laufen wir in immer grösser werdender Ziehharmonika auf das Buochserhorn. Schweigend. Sogar die Kinder lassen sich darauf ein, obwohl sie (Paul und Leo) derart schnell mit Tobias, Lea und Bea davonziehen, dass es diesbezüglich keine Kontrolle mehr gibt. Es wird vermutet, dass Tobias den Buben noch andere Impulse mit auf den Weg gab. Die Traverse nach gemütlichem Gipfelkreuzessen zur Musenalp bringt einige unter uns an ihre Grenzen. Kletterei ist angesagt. Frau Kelso und andere Erfahrene können ihre Bergführerkünste voll zum Einsatz bringen und die Gruppe kommt heil und froh zur Beiz auf der Musenalp. Die Erinnerung an einen glanzvollen Tag weit über dem Nebelmeer und einer einzigartigen Rundsicht begleitet den Abstieg und die neue Woche unter der grauen Decke.

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