Pilgertag

Erfahrungen von Niklaus Brantschen

„Berge sind stille Meister und schaffen schweigsame Schüler“  sagte Goethe. Beim Pilgertag auf den Chinzig-Pass konnten wir das erproben. Aber man muss nicht den Dichterfürst bemühen, um sich auf einen Pilgerweg einzustimmen. Ein kurzes Psalmwort ist angebrachter: „Zu Gott allein sei stille meine Seele, er ist meine Burg, mein Fels, ich werde nicht wanken.“ (Psalm 62)

So lassen wir beim Aufstieg die Stille auf dieser Höhe in uns wirken und singen in frischer Bergluft das wohlvertraute „Schweige und höre, neige Deines Herzen Ohr, suche den Frieden.

Auf dem Gipfel angekommen hörten wir eine Berg-Geschichte aus dem Evangelium:
Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst!

Beten – zumal, wenn wir es auf dem Berge tun, verändert uns und verwandelt uns. So gab ich den Mitgehenden die Frage mit auf den Weg: Was wird aus mir geworden sein, wenn es Abend ist?

Petrus sagte offensichtlich eine Dummheit auf dem Berg. Wenn er Hütten bauen und bleiben wollte. Wir richten uns nicht auf dem Berg ein, sondern gehen wieder runter und nehmen das Licht der Berge mit. Wir nehmen auch allfällige Einsichten mit und wollen uns im Alltag bewähren.
Denn: Man ist erst auf dem Berg gewesen, wenn man wieder unten ist. Sowie man erst in der Kirche gewesen ist, wenn man wieder draussen ist. Oder erst in Schönbrunn gewesen ist, wenn man im Alltag sich bewährt. Auch den vier Pilgern und allen, die sie begleiten möchte ich in diesem Sinne ein altes Wort aus dem Mittelalter mitgeben: Es genügt nicht in Jerusalem gewesen zu sein, man muss in Jerusalem gut gelebt haben.

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