Der Pilger ist zurück – ein Interview

Die Pilger sind zurück, der Weg nach Jerusalem ist gemacht.
Jeder und jede fädelt sich ein in je seinen, ihren eigenen Alltag.
Esther Rüthemann hat darauf im Interview mit der Zürichseezeitung geantwortet.
Im heutigen Newsletter des Lassalle-Hauses geben wir einen Einblick in den Arbeitsalltag von Christian Rutishauser SJ, der dort wieder als Bildungsleiter wirkt.

DER PILGER IST ZURÜCK

Pater Rutishauser, seit gut einem Monat sind Sie zurück vom Pilgerweg, haben Sie sich gut eingelebt?
Die Tage sind geprägt von der Umstellung auf die Arbeit und Aufgaben hier. Ich bin sehr gern ins Lassalle-Haus zurückgekehrt. Das Ziel ist erreicht. Ich fühle eine grosse Befriedigung und Dankbarkeit. Die Zukunft kann kommen.

Was haben Sie am meisten vermisst und genossen wieder zurück in der vertrauten Umgebung?
Dass ich die Musik ganz besonders und wohl am meisten vermisst habe, hab ich ja mehrfach geschrieben. Vor der Abreise habe ich noch die Oper „Moses und Aaron“ gehört. Sie hat mich begleitet bis zum letzten Tag der Pilgerschaft. Zurück in der Schweiz habe ich letzten Sonntag sechs Stunden lang Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ schier aufgesogen. Nun bereite ich in diesen Tagen das 10. Mystikseminar dem Thema „Spiritualität, Musik und Gesang“ vor. Wir begehen das Jubiläum sozusagen mit meinem Lieblingsthema. Schön, nicht wahr? Auf die Verbindung von Referaten, Konzerten und einem sich selbst hinein geben in die Musikerfahrung freue ich mich.

16.-20. April 2012: 10. Seminar zu Fragen von Spiritualität und Mystik

Wird das Pilgern auch zukünftig einen Platz in Ihrem Leben, Ihrer Arbeit im Lassalle-Haus behalten?
Ja, zweifellos. Ich habe gerade die Pilgertage für 2012 festgelegt; einmal im Monat mit einem Kursleiter aus dem Haus unterwegs sein, das wird es ab April wieder geben. Ausserdem sollen Pilgerexerzitien entstehen, die das Gehen mit dem Exerzitienprozess verbinden. Und es gibt erste Überlegungen, ab 2013 jedes Jahr eine Teilstrecke des Weges nach Jerusalem zu pilgern, sodass auch Menschen, die nicht gerade sieben Monate frei haben, an der Erfahrung teilhaben können. Besonders freue ich mich nun aber zuerst auf „Ein Jahr danach“ zu Pfingsten. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen kommen, die sich für das Pilgern interessieren. Diese Pfingsttage stehen allen offen. Ich hoffe, dass auch viele Leute mit dabei sein werden, die uns begleitet haben, über den Blog, über die Radiobeiträge, im Gebet, über den Namenskalender. Es soll ein grosses Fest werden. Wir laden auch all jene ein, die selbst nach Jerusalem gepilgert sind; davon haben wir eine ganze handvoll getroffen. Sie stellen ihr Pilgern vor. So können wir richtig vernetzen. Zu dessen Höhepunkt werden wir noch einmal gemeinsam die erste Etappe bis Einsiedeln laufen werden.

25.-28. Mai 2012: Zu Fuss nach Jerusalem – ein Jahr danach

Jerusalem – sie haben sich den Weg dahin erlaufen. Wie hat sich dadurch Ihr persönlicher Bezug zu dieser Stadt verändert? Was wird anders sein, wenn Sie das nächste Mal hingehen?
Ich habe durch das Pilgern den Zusammenhang zwischen dem irdischen und dem himmlischen Jerusalem als spirituelle Herausforderung unseres Lebens intensiv erfahren. Nach Jerusalem zurückzukehren, wie wir es mit der Reise im Herbst schon tun werden, beinhaltet zweierlei: Freude und Wehmut. Freude, wieder da zu sein und Wehmut, mit dem Flugzeug gehen zu müssen.

14.-23. September 2012: Reise nach Israel/Palästina

Der interreligiöse Dialog war eine Grundmotivation Ihres Pilgerprojekts. Wie führen Sie ihn jetzt fort?
Wir leben in einer multikulturellen Welt. Ich kann mir Christsein nicht mehr anders als im Dialog vorstellen. Jerusalem ist ein Schlüssel dazu. Es liegt ein Geheimnis darin, dass dieser Ort nicht EINER Religion gehört. Mekka gehört den Muslimen, Rom den Katholiken, Varanasi den Hindus – aber Jerusalem? Wir erahnen erst den Auftrag dieser Stadt an uns. Zum Dialog gehört die gegenseitige Wertschätzung. Wir haben das auf der Pilgerschaft intensiv in der Gastfreundschaft und dem einander Segnen erfahren. Daran will uns Jerusalem erinnern. In Israel und überall. In der Schweiz begeht die katholische Kirche deshalb am 4. März den Dies Judaicus. Ich habe intensiv an seiner Einführung mitgearbeitet und freue mich umso mehr dass wir ihn nun in seinem zweiten Jahr auch bei uns im Lassalle-Haus mit einem 2-tägigen Seminar würdigen können.

3.-4. März 2012: Den Dies judaicus begehen

Am Sonntag zeigt die Sternstunde Religion die Reportage über das Pilgerprojekt. Sie haben den Film schon gesehen. Wie fühlt es sich an, sich im Fernsehen zu sein?
Es ist sehr seltsam, sich zu sehen. Man hat anders geschaut als die Kamera, die auf einen blickt. Es ist unsere Geschichte aber mit einem anderen Blickwinkel.

11. März 2012, 10.30 Uhr: Zu Fuss nach Jerusalem – der Film,
Sternstunde Religion, SF

Was wünschen Sie den Zuschauern?
Dass sie auch Pilger werden, dass auch sie Pilgern als Metapher für die eigene Lebenshaltung erfahren können. Ignatius von Loyola ist auch nach Jerusalem gepilgert. Noch 30 Jahre später, am Ende seines Lebens, spricht er von sich als Pilger, obwohl er schon lange sesshaft in Rom lebt und nennt seine autobiographischen Aufzeichnungen Pilgerbericht. So nachhaltig möchte ich auch unser Pilgern verankern.

Interview: Andrea Zwicknagl, Kommunikation im Wort, Lassalle-Haus

 

Anmerkung der Redaktion: Einladung zum Gönnersalon
Am Sonntag, den 11. März 2012, 17.00 Uhr, stellt Christian Rutishauser SJ das Pilgerprojekt im Rahmen des Gönnersalons erstmal im eigenen Haus vor. Eingeladen sind die Mitglieder des Gönnervereins. Zu diesem speziellen Anlass, heissen wir aber auch Schnuppergäste, die den Verein kennenlernen und das Referat hören möchten, herzlich willkommen.

Dieser Beitrag wurde unter Juden, Lassalle-Haus, Medienberichte, wieder daheim veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Ein Kommentar zu Der Pilger ist zurück – ein Interview

  1. Cilli Aepli sagt:

    Heute habe ich Erinnerungen an meine Zeit bei meinem Bruder Hans in Locarno S. Francesco.Er war damals schon schmerzvoll krank und rief uns zu Hilfe,wir hatte 5 Wochen Ferien im Sommer und er viele Gäste aus Frankfurt.da durften wir ein paar mal das Patrizinium ,Ignazius von Loyola mitfeiern.Wir waren auch dabei beim Begräbnis von P.Bellwald,lernten so die schönen Täler und Berge des Locarnese kennen,bis dann der letzte Abschied nach Bad Schönbrunn kam,nach Weihnachten 1992 nach Bad Schönbrunn, auf den Friedhof. Bhüheti Gott liebä Hans.Dir Christian zum heutigen Fest alles Gute und Gottes Segen,Cilli Aepli-Hobi
    9