still und allein

Nach dem Abenteuer zu viert bin ich wieder in meine bekannte Lebensform heimgekehrt. Das Alleinsein prägt sie. Ich bin allein-stehend. Für die Pilgerschaft hatte ich mich auf etwas ganz anderes eingelassen. Auf eine Art Vierer-Seilschaft. Kein Alleinsein, ausser in den eigenen Gedanken. Kein Raum für Rückzug, ausser im Schlaf und unterwegs ins Innere der Seele. Keine Stille, nur dann, wenn unsere Wege abseitig waren und wir selber auch schwiegen. Oft aber war der ganze Tag laut. Ich staunte unterwegs und freute mich, dass ich fähig war, mich in diesem ganz anderen zu bewegen und gut zu leben. Jetzt in den neuen Räumen meines Daheims wirken das Alleinsein und die Stille doppelt leuchtend. Ich kann in meiner Stube auf dem bequemen Stuhl sitzen, auf die Stille des Hauses horchen und ganz fasziniert in den Raum und zu den Fenstern hinaus schauen. Nur das. Eine ganze Weile. Nur das. Einzelne Momente der Pilgerschaft tauchen dabei auf und ich beobachte, wie dieser Nachklang erst das Eigentliche herauszuschälen beginnt. Sie ist überhaupt nicht vorbei meine Pilgerschaft.

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5 Kommentare zu still und allein

  1. Hedwig Jöhl sagt:

    still und allein – liebe Hildegard, so ist es mir diese Woche ergangen, als es über nacht geschneit hatte. Ich setzte mich mit Blick zum Fenster zur Meditation. Die Bäume, der Schnee…nur Stille und Schweigen. Der grosse Unterschied ist in der konkreten Pilgererfahrung, die du hast und meiner „nur“-Sehnsucht darnach. Liebe Grüsse! Herzlichen Dank für deine Gedanken zum heutigen Tag. Hedwig

  2. Pia sagt:

    Liebe Hildegard,

    Deine Gedanken finde ich sehr anregend, wohltuend und nachvollziehbar. Auch ich lebe allein, wenngleich mir der Begriff der Alleinstehenden sehr diskriminierend vorkommt. Das geht nicht an Dich, sondern an die Hilflosigkeit, unseren „Stand“ seitens des gesellschaftlichen Sprachgebrauchs adäquat und in Worten zu würdigen. Ich finde, wenn sich kein Wort
    für jemanden findet, zeigt das oft genug mangelnde Wertschätzung.
    Und mir ist es ein großes Anliegen, diese Lebenshaltung als
    gottgewollt anzusehen, wie Deine Überlegungen zur Stille ja treffend zeigen,
    welcher Reichtum darin liegt. Es wundert mich immer, wie kirchlich etablierte
    Eremiten bewundert werden, aber es keinen wirklich wertschätzenden Blick auf selbständig lebende „Alltagsmenschen“ gibt. So blind!
    Vielleicht haben wir vermehrt das Charisma der Stille, des „Nachklangs“, der inneren Verarbeitung und dadurch kraftvollen „Ver-geistlichung“ in der Postmoderne?

    Mit einem wertschätzenden Gruß
    Pia

  3. ursula kleine sr sagt:

    lb hildegard,
    du schriebst mir auf eine frage „dass das, was sich durchs pilgern verwandelt, sich erst nachher, im alltag zeigen wird. und ich habe den eindruck, dass dieses „alleinsein“ jetzt einfach noch intensiver, dünnhäutiger, tiefer erlebt wird, täusche ichmich ?
    mit dir im unterwegs sein, dem inneren. verbunden
    ursula