Eingeflochten

Vor drei Wochen sassen wir Pilger im Flugzeug, bereit für die schnelle Zurückbringung nach Hause und in unsere Alltage. Für mich gab es in gewissem Sinne aber weder das Eine noch das Andere. Meine Wohnung stand gut verpackt im Estrich des Salesianums in Fribourg eingelagert. Mein Beruf, die neuen Arbeitsstellen auf dem Pastoralamt des Bistums St. Gallen und als Pastoralassistentin in der Dompfarrei,  stand mit 1. Arbeitstag am 16. Januar als tabula rasa vor mir.

Drei Wochen später: Die Wohnung in St. Gallen (im Herbst von meiner Schwester gesucht und gefunden) gefällt mir sehr gut. Eine praktisch veranlagte Zügelcrew hatte innerhalb eines halben Tages alles so weit eingerichtet, dass ich schlafen, essen, duschen und arbeiten konnte. Wunderbar. In die neuen Arbeitsstellen, mit Büro im Klosterhof, bin ich herzlich und sehr wohlwollend eingeführt worden. Nach 11 Jahren Abwesenheit vom Bistum St. Gallen und der Pfarreiseelsorge kommt mir vieles verändert entgegen. Nicht aber die Menschen. Von den rund 20 Mitarbeitenden des Bischöflichen Ordinariates kenne ich die Mehrheit.

Was ist vom Pilgern übrig geblieben: Bisher bin ich jeden Tag die 2,7 km von meiner Wohnung zum Büro gelaufen. Noch in morgendlicher Dunkelheit. Ich freue mich an der frischen Luft, vereinzelten Vogelrufen, an den Kindern (die mich hier allerdings nicht beachten im Unterschied z.B. zur Türkei, wo sie uns Pilgern manchmal scharenweise nachliefen), an einer unglaublich gepflegten Stadt und dem Erwachen eines neuen Tages. Was mich am meisten freut: mit dem ersten Schritt beginnt innerlich automatisch des Herzensgebet zu „sprechen“, im Pilgerrhythmus in die einzelnen Schritte eingepasst: Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich unser. Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich unser. Es hat sich ins Schrittmass eingeflochten und wird sofort lebendig, wenn ich weiter gehe.

Ich gehe weiter.

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4 Kommentare zu Eingeflochten

  1. Esther Ruethemann sagt:

    liebe Hildi,
    wie wahr – so geht es mir auch. Nicht regelmässig, aber wenn ich gehe, wie heute Morgen von Rappi nach Jona – Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich unser. Immer noch mit der Melodie des Stundengebets.
    Herzlichst verbunden
    Esther

  2. Marie-Therese sagt:

    Liebe Hildegard,
    Auch Dir möchte ich ganz herzlich danken, dass Du Deine Mitmenschen an Deinem Weg in einen neuen Alltag teilhaben lässt, an dem, was Du dabei erlebst und an Deiner Freude! Es freut mich sehr, dass Dir Deine neue Wohnung gefällt und Du auch bei Deiner neuen Arbeit viele vertraute Menschen triffst!
    Mit den besten Wünschen für ein freudiges und gesegnetes Weiterpilgern im Alltag grüsst Dich herzlichst aus dem fernen Fribourg,
    Marie-Therese

  3. Liebe Hildegard
    Wie schön, dass wir noch weiter an eurem Einleben teilnehmen können! Danke auch für die Grüsse vom ordenstag in St. gallen und weiterhin ein frohes Einleben im neuen Arbeitsbereich.
    Herzlich
    Sr. Maria Magdalena

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Sr. Maria Magdalena, ich hatte natürlich nach dir gefragt am Ordensleutetag. War doch gwundrig auf die uns begleitende Schwester vom Zürisee.
      Herzlich Hildegard