Im Alltag angekommen

Dankbar bin ich, dass ich nicht vom ersten Tag an schon mit aller Arbeit und Terminen überfallen und zugeschüttet worden bin. Trotzdem füllt sich die Agenda rasch mit Anlässen für das laufende Jahr. Grosse Aufgaben werden an mich herangetragen. An der Universität begrüssen mich viele und wollen die Neuigkeiten über die Wallfahrt erfahren. Ein herzliches „Willkommen zurück“ kommt mir oft entgegen – ich freue mich darüber.

Vergangene Woche habe ich meine kranke Mutter in Österreich besucht und die Gelegenheit genutzt, an drei Orten über unser Pilgern einen Vortrag zu halten. Doch seit vorgestern hat mich der Alltag endgültig eingeholt: Die Bürozeiten sind wieder meine Arbeitszeit, das Telefon nicht mehr weitergeleitet, die Abwesenheitsmeldung im Emailprogramm deaktiviert. Ein Gutteil der Korrespondenz ist aufgearbeitet. In der Eucharistiefeier müssen wir uns nicht spartanisch auf das Allerwesentlichste beschränken, sondern können in festlicher Umgebung feiern. Bei der täglichen Meditation sitze oder knie ich vor der Ikone, ich mache meine Betrachtung nicht im Gehen.

Heute merke ich, dass mir bei den langen Bürozeiten das Laufen doch fehlt, ich sehne mich nach der Sonne, der frischen Luft und dem manchmal rauen Wetter. Zugleich bin ich dankbar, dass ich mich jeden Abend in mein gemachtes Bett schlafen legen kann. Sehr wohltuend ist die selbstverständliche morgendliche warme Dusche – welch ein Luxus!

Meine Dünnhäutigkeit ist – Gott sei Dank – noch vorhanden. Ich bin sehr aufmerksam und sensibel für Menschen, ihr Leid, ihre Anliegen; zugleich sehe ich Naturschönheiten mit sehr wachem sympathischem Auge: Alles ist mir näher, beinahe in Griffweite und zugleich in Respektabstand.

Dass unsere 4er-Gruppe jetzt wieder so weit voneinander entfernt lebt und wirkt, fällt mir auf – die Situation hat sich im Vergleich zu unserer Wallfahrtszeit wesentlich geändert.

Bei den Bibeltexten bin ich aufmerksamer als vor der Wallfahrt: Ich horche vor allem dann auf, wenn Namen oder Landstriche aus Syrien, Jordanien und Israel/Palästina genannt werden, die wir besucht haben oder durch die wir zu Fuss gegangen sind. Heute ist ein solcher Tag: Paulus in Damaskus. Dazu im nächsten Blog.

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4 Kommentare zu Im Alltag angekommen

  1. Marie-Therese sagt:

    Lieber Franz
    Es freut mich sehr, dass Du einen sanften Wiedereinstieg in Deinen Arbeitsalltag geniessen durftest und für Dich so ein allmähliches inneres Ankommen möglich war. Ich wünsche Dir, dass Du all die durch das Pilgern gewonnenen Schätze auch weiterhin pflegen kannst!
    Herzlichst, Marie-Therese

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Marie-Therese,
      ja, manches will ich weiterhin beibehalten oder pflegen. Schön wäre das! Ich werde sehen…
      Herzlichen Gruss
      Franz

  2. Gertraud sagt:

    Lieber Franz,
    Vergelt´s Gott für Eure Pilgerreise nach Jerusalem.
    Die Bilder und Eindrücke sind eine wertvolle Bereicherung in meinem Leben.
    Gertraud

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Gertraud,
      Es ist bewegend, eine solche Reaktion zu lesen. Vielen Dank!
      Herzlich
      Franz