210. Tag: Wallfahren heisst für mich… (XVIII)

Wallfahren heisst für mich: Gesehen – erkannt werden

Nachdem wir vom Kreuzesfelsen aufgestanden waren, versuchten wir dem diensttuenden Mönch neben dem Altar zu erklären, dass wir aus der Schweiz zu Fuss hierher gelaufen sind und sich im Pilgerband eine Reihe von Anliegen und Bitten befanden.

Salbung des Pilgerbandes

Der Mönch hat uns daraufhin plötzlich verstanden. Er hat das Pilgerband mit all den Anliegen und Bitten genommen und es gesalbt: Er streicht die Gnade Gottes darüber, er verkörpert die veredelnde Liebe Gottes – die Liebe Gottes, die ernst nimmt, die annimmt und schmückt, was wir darbringen.
Danach hat er uns seine Hand gereicht, mit Salböl verschmiert, damit auch wir von diesem Öl bekommen und uns damit einreiben. Die Gnade soll uns schön machen, uns gesund machen, uns wohlduftend machen. Wir sollen – wie die Öllampen – diese weiche starke duftende Liebe Gottes ausstrahlen und verströmen.

Der (griechisch-orthodoxe) Mönch fragte nicht nach unserer Konfession, er nahm einfach dieses Band salbte es, er gab uns seine Hand und salbte unsere Hände. (Das hat mich mit unserer Erfahrung im serbischen Kuvezhdin versöhnt).

Der Mönch hat uns und unsere Bitten angenommen, ich fühle mich von ihm verstanden und erkannt. In ihm kommt mir so handfest und sichtbar die Liebe Christi entgegen. Es ist überwältigend.

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12 Kommentare zu 210. Tag: Wallfahren heisst für mich… (XVIII)

  1. Marie-Therese sagt:

    Lieber Franz,
    Vielen herzlichen Dank einmal mehr für Dein Teilen Deiner Ueberlegungen und Schlussfolgerungen! Gesehen und erkannt werden – das berührt auch etwas in mir. Wohltaten von Mitmenschen kann man sich ja nur erlangen, erhalten, gewinnen, wenn man sich zeigt und sich für die darin enthaltene Liebe öffnet.
    Zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir noch viele wundervolle, göttliche Erkenntnisse, Erlebnisse und Erfahrungen und auch sonst alles erdenklich Gute!
    Herzliche Grüsse aus Fribourg, Marie-Therese

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Marie-Therese,
      du bist immer so aufmerksam beim Lesen des Blogs! Vielen Dank für deine Reaktionen und die guten Wünsche! Wir haben den Geburtstag schön gefeiert.
      Herzlich
      Franz

  2. nobody sagt:

    Lieber Franz
    Ihr – Dein Teilen mit uns von solch grossen Geschenken, wie Deine Gedanken auch mir es sind und das, was durch sie zu uns leuchtet und wärmt und so berührt, ist überwältigend auch Leuten wie mir (uff, Hildegard weiss es…) – ich danke Dir von Herzen dafür, unbekannterweise halt und doch sehr verbunden Dir (mit, las ich grad davon, allerbesten Wünschen Dir zu Deinem Geburtstag) – jamil

    • Franz Mali sagt:

      Liebe-r …
      Es freut mich, wenn mein Erleben und meine Gedanken ein Echo bei dir finden.
      Ganz herzlichen Gruss
      Franz

  3. Ute sagt:

    Lieber Franz!
    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag, der ja wohl ein ganz besonderer in diesem Jahre ist!
    Danken möchte ich auch für Deine Pilgerberichte, die eine so wunderbare Zusammenfassung – auch für uns – sind.
    Mit bestem Gedenken und Grüssen an Euch alle!
    Ute

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Ute,
      danke für deine Rückmeldung! Ich bin selber ein wenig erstaunt, was mir so in den Sinn kommt, nachdem die tägliche Beschäftigung mit dem GPS nicht mehr wichtig ist.
      Herzlich
      Franz

  4. Beat Näf sagt:

    Gesehen und erkannt werden – fundamental. Wer wir sind, aus welchen Traditionen wir kommen, was wir wollen, was uns plagt, wovon wir träumen, wie wir denken. Dies in Worte zu bringen oder in ein Tun – das ist die Voraussetzung, um anderen zu begegnen, sofern wir unter Begegnung eine intensive Begegnung verstehen, eine Begegnung, die andere in der Andersheit wahrnimmt und respektiert. Und die Worte, die wir dabei verwenden, die Bilder und Gesten, sie berühren. Mit den Berührungen nehmen wir in Innern Gestalt an – nichts ist möglich ohne Emotionen. – Vieles aber ist nicht zu sagen, kann nicht in Worten dargestellt werden, noch weniger in einem Tun, und dann wird es nicht wahrgenommen. Vielleicht ist gar das meiste ungesagt. Und das ist ein Problem, ganz abgesehen davon, dass das, was gesagt und dargestellt wird so missverständlich ist.

    • Franz Mali sagt:

      Lieber Beat,
      gesehen werden, erkannt werden, sind auch nur Krücken, um das zu sagen, was ich meine: vielleicht ist „wahrgenommen werden“ noch besser, weil das Authentische („wahr“) darin noch explizit genannt wird und auch das Wort „nehmen“ hat einen ganz konkreten berührenden ersten Sinn. Mir scheint, so es möglich ist, sollte man mit möglichst vielen Sinnen kommunizieren. Hier im Netz sind es nur sehr wenige.
      Herzlichen Gruss
      Franz

  5. Resi und Hans Hirschmann sagt:

    Lieber Franz!
    Freuen uns mit dir und deinem großen erreichten Ziel. Wünschen dir ein gesegnetes neues Lebensjahr und hoffen auf ein mögliches Wiedersehen – irgendwann.
    Liebe Grüße aus Gnas/Fischa

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Resi und Hans
      es ist so schön, von euch zu lesen! Ich freue mich auch auf ein Wiedersehen – ich weiß allerdings auch noch nicht, wann.
      Ganz herzlich
      Franz

  6. Susanne Hirsch sagt:

    Lieber Franz Mali
    Auch ich möchte mich ganz herzlich für diese Reihe „Wallfahren heisst für mich…“ bedanken. Mir als Lesepilgerin hilft es, ebenfalls anzukommen. Bzw. aufzubrechen.
    Ich wünsche Euch, dass Ihr nach der langen Reise bei der Rückkehr auch heimkommt.
    Mit einem herzlichen Gruss, Susanne Hirsch

    • Franz Mali sagt:

      Liebe Susanne,
      heute sind wir von Jerusalem in den Norden Israels an den See Genesareth gefahren, um hier noch ein paar Tage frei zu machen. Das Heimkommen wird eine neue Herausforderung sein nach so langer Zeit. Danke für dein Mitdenken und Mitfühlen
      Herzlich
      Franz