Im Kloster Mar Musa

Die Wüste Ägyptens und Syriens ist die Wiege des christlichen Mönchtums. Nun einen Ruhetag im Wüstenkloster Mar Musa zu verbringen, ist für mich ein grosses Geschenk. Wunderbar in den Felsen gebaut, blickt das Kloster in eine Wüstensenke, durch die sonnenbeleuchtete Wolken ziehn. Noch wunderbarer aber ist die Klostergemeinschaft hier, von Frauen und Männern, von Europäern und Araber. Dazu kommen täglich Gäste: Heute aus Damaskus für einen Tagesausflug, und vier Durchreisende aus Italien und China. Nach dem Morgengebet in der geschmackvoll und professionell hergerichteten Kirche aus dem 11. Jahrhundert, gab es für uns Raum, unser Pilgerprojekt vorzustellen. Pater Paolo Dall’Oglio, der Gründer und Leiter dieses modernen Klosters, analysierte im Gegenzug für uns die politische Lage in Syrien.
Nach dem Frühstück haben wir zwei Jesuiten uns schliesslich für ein zweistündiges Gespräch getroffen, um über Ausrichtung und Funktion von Mar Musa und des Lassalle-Hauses auszutauschen. So verschieden der schweizerische und der syrische Kontext sind, so ist beiden Institutionen doch gemein, dass sie aus der mystischen Quelle das religiöse Leben und die Kirche erneuern wollen – und dies stets im Dialog mit andern religiösen Traditionen. Dass unsere Berufung jedoch nicht nur eine Aufgabe gegen aussen ist, sondern zugleich von einem Gemeinschaftsleben getragen sein muss, in dem Männer und Frauen in einer durch Christus geschaffenen Gleichberechtigung prägen, war ebenso Konsens. Dabei betonte Paolo, auf die aktuelle politische Situation in Syrien zurückkommend, dass er mit Mar Musa seit Jahren die syrische Gesellschaft verändern wolle, nun während der Revolte daran festhalte und daher nicht nur einen schnellen Sturtz Assads wünsche, sondern ein neues Syrien, das Zeit brauche, sich zu entwickeln. Sein öffentliches Statement zu einer Demokratie in Syrien, das auch auf der Homepage von Mar Musa nachzulesen ist, hat ihn schon in grosse Schwierigkeiten gebracht. Doch hindert ihn dies nicht daran, nun an einer Bewegung der Versöhnung zu arbeiten, die allen Beteiligten im Konflick versucht, Auswege anzubieten.

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