Mehr als über jedem andern Pilgertag kann heute das Motto stehen: „Selig die Schielenden, denn sie werden nach Jerusalem gelangen.“ Mit einem Auge galt es immer nach Jerusalem zu blicken, um das Ziel vor Augen zu haben, das uns Motivation schenkt. Mit dem andern Auge galt es wahrzunehmen, was rund um uns geschieht. Denn einerseits war das Gehen durch die endlosen Strassendörfer im Orontestal wie eine Parade, wo sich vor jedem Haus die Menschen versammelten, uns zuriefen und fragten, woher wir kommen und was wir hier machen. Andererseits wurden wir von Männnern auf Motorrädern und in Zivil immer wieder angehalten. Wir mussten Auskunft geben, wer wir sind, wohin wir gehen, unsere Papiere zeigen etc. Dabei sprachen viele dieser Überwacher nur Arabisch. Zwei Mal tauchte ein offizielles Polizeiauto mit drei Polizisten auf, die uns befragten. Wir wurden angewiesen, nur auf dieser Talseite zu bleiben und gerade nach Masyaf unterwegs zu sein, da jedes Abbiegen nach links uns in eine gefährliche Zone brächte. Die Polizisten befreiten uns selbst einmal von den niederiger gestellten Geheimdienstwächtern, die unser Gepäck durchsuchen wollten. Von einigen Männern wussten wir nicht, ob sie selbsternannte Spitzel sind. Auf alle Fälle gab es Übereiferige unter ihnen, die uns belästigten und uns ohne jedes professionelle Können, wie es die Polizei vorwies, am Weitergehen hindern wollten. Um sich durch diese andauernden Kontrollen nicht müde und mürbe machen zu lassen, waren die Gespräche unter uns vier wichtig, doch auch das Auge, das auf Jerusalem gerichtet bleibt.
Inhaltlich waren vor allem zwei Aussagen von Menschen am Strassenrand signifikant: Ein Spitzel, der uns kontrollierte, meinte, in den Dörfern drüben in der Ebene, wo wir nicht hin dürften, lebten Terroristen. Sie würden uns alles Geld stehlen und einsperren. Dass er die staatliche Bezeichnung der Opposition als „Terroristen“ vertrat, erstaunte mich nicht. Doch wie er zur Aussage kam, sie würden uns bestehlen und einsperren, konnte ich nicht verstehen. Ein anderer Herr meinte, hier wären wir in den Dörfern, die alle zum Präsidenten Assad stehen würden. Wir könnten in jedes Haus sicher einkehren. Doch in den Städten Hama und Homs lebten die Gebildeten und diese töteten Menschen. Dass hier die Opposition und die ärmlichen Dörfer, durch die wir gingen, nicht mit einer religiösen oder ethnischen Einteilung bezeichnet wurden, sondern die Revolte den Gebildeten zugesprochen wurde, hörte ich zum ersten Mal. Sicher ist darin auch Wahrheit, denn die Gebildeten wissen, was ein Leben jenseits eines Polizeistaates bedeuten kann, weniger die Bauern und Arbeiter dieser Dörfer.
Überraschend fanden wir ein Hotel in Ayn al Kurum, an einem nun leeren Ausflugsort. Es mussten zuerst die Zimmer eingerichtet werden und das Haus war sehr kalt. Doch die Übernachtungsmöglichkeit, war wie ein Geschenk vom Himmel, denn wir dachten schon, wir müssten mit einem Taxi nach Masyaf fahren, was nicht einfach gewesen wäre.
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