A propos Kreuzzüge

Kurz nach der Überquerung des Ceyhan Flusses sahen wir heute morgen am Horizont auf einem Felsrücken von weit eine mächtige Burg. Der Weg führte uns an einer Bergflanke entlang näher und schliesslich gingen wir ganz nahe an ihr vorbei. Hildegard spottete und meinte, Franz und ich könnten ja noch einen kurzen Abstecher zur Burg machen, während sie auf unsere Rucksäcke aufpasse: Yılankale wurde vom armenischen König Leo II. im 12. Jh. gebaut und diente danach den Kreuzrittern. Gerade mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der den dritten Kreuzzug leitete und in der Nähe im Fluss Saleph ums Leben kam, stand Leo II. in enger Zusammenarbeit. So kommen wir in die Gegend der Kreuzfahrerstaaten mit ihren Burgen und Befestigungsanlagen.

Wallfahrer vor Kreuzritterburg

Dass wir nicht im Geiste der Kreuzzüge nach Jerusalem pilgern, obwohl wir ihre Route wählten, war mir von Anfang an wichtig. Daher hatten wir vor unserem Aufbrechen auch zu einem Wochenende ins Lassalle-Haus eingeladen, wo dies thematisiert wurde. Zuviele Menschen haben immer noch eine Kreuzzugmentalität. Mir ist auch wichtig geworden, den Frankenkriegen, wie die Kreuzzüge im Mittelalter hiessen, gerecht zu werden und sie von modernen Klischees von heiligen Kriegen zu befreien. Mit Jerusalem wurde damals um einen heiligen Ort gekämpft, weil die Gesellschaft aus religiösen Überzeugungen lebte, wie heute Krieg um Öl geführt wird, weil moderne Gesellschaften aus wirtschaftliche Resourcen leben. Natürlich rechtfertigt dies weder die Greuel der Frankenkriege, noch moderne Wirtschaftskriege. Für Situationen heute würde ich die Metapher des Kreuzzugs nicht mehr gebrauchen. Als Pilger wollen wir auf alle Fälle ohne Schwert und Waffe unterwegs sein, uns aussetzen und verwundbar bleiben, wo es notwenig ist, und doch für Frieden und Gerechtigkeit sowie für Dialog gehen – und kämpfen.

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3 Kommentare zu A propos Kreuzzüge

  1. Liebe Pilger!
    Danke, dass Ihr diesen Weg für den Frieden geht!
    Mein Gebet und Meditation ist täglich mit Euch und „in“ der Pilgerenergie für die Sache.
    So hat sich mein Alltag – durch Euer Gehen – verändert. Ich staune!
    Super auch, dass es die moderne Technik gibt, durch die Ihr mich / uns sozusagen mitnehmt…
    Einen innigen Herbstgruß aus Österreich/Vorarlberg an die Gruppe
    von Renate Bauer

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Renate
      Ich staune auch immer wieder, wie über den Blog Verbundenheit entsteht. Danke für das Dranbleiben.
      Mit herzlichem Gruss
      Christian

  2. Matthias sagt:

    Kürzlich gehört:

    Tröstet, tröstet Zion spricht Euer Gott.
    Geht ihr Friedensboten nach Jerusalem.
    Und prediget ihr dass ihre Ritterschaft ein Ende hat,
    Dass ihre Missetat vergeben ist.

    Vernehmt die Stimme des Predigers in der Wüste:
    Bereitet dem Herrn den Weg
    Und bahnet die Pfade der Wüsten
    Unserm Gott.

    (Jes 40:1-3, in der Aufnahme: Mozart/Händel, Messias, von Hermann Max
    ähnlich: http://www.youtube.com/watch?v=H5ZKCXJkzPY )

    Alles Gute!
    Matthias