Konya: Paulus und Rumi

Das Ankommen in Konya zu Fuss war heute besonders eindrücklich: Zuerst der eindrückliche Blick über die ganze Stadt von den westlich gelegenen Bergen her und dann im Zentrum auf dem alten Stadthügel, der heute ein Park ist, bei Tee und Wasserpfeife. Wie Istanbul mit seinem byzantinischen und osmanischen Erbe für unser Pilgern nach Jerusalem von grosser symbolischer Bedeutung ist, so auch Konya, denn hier kommen wir einerseits in eine Stadt und in das Gebiet, wo Paulus gewirkt hat, und andrerseits zum Ort, wo Mevlana Dschalal ad-Din ar-Rumi lebte.
Paulus war in Ikonien, wie Konya damals hiess, zusammen mit Barnabas als Gesandter der Gemeinde von Antiochia, dem heutigen Antakya. In seiner Arbeit hier und in den umliegenden Städten Lystra und Derbe konkretisierte sich seine Berufung noch stärker heraus, ganz für die Heidenchristen zu wirken. Es führte ihn zu den grundlegenden Einsichten, wie Juden und Heiden je eigens durch Christus geführt werden. Für das jüdisch-christliche Verhältnis heute ist die Deutung seiner Briefe zentral.
Rumi ist der grosse Mystiker, aus Afghanistan kommend, der sich als islamischer Gelehrter im mittelalterlichen Konya niederliess. Die Begegnung mit Schams Tarbizi liess ihn eine innige Seelenfreundschaft finden, so dass nach dessen Tod, wohl durch Ermordung, Rumi zu einem der grössten Liebesmystiker wurde. Seine Poesie und seine Werke gelten „fast wie der Koran in persischer Sprache“. Seine Meditation im Drehen fasziniert die Menschen bis heute. Den Islam auch aus der Quelle des Sufismus zu verstehen, ergibt uns Pilger einen wichtigen Brückenschlag für das Gespräch mit Muslimen.

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4 Kommentare zu Konya: Paulus und Rumi

  1. Ich war in der blauen Moschee, am Grab von Rumi und bin heute noch beeindruckt davon. Geht ihr die Moschee auch besuchen?
    herzlich
    thomas

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Thomas
      Ja, wir werden uns dazu Zeit nehmen. Ich seber bin schon mehrere Male hier in Konya gewese und jedes Mal zu Rumi Grab und Kloster gegangen. Es bedeutet mir sehr viel.
      Verbunden, Christian

  2. Lieber Christian

    Also wenn es mehrere Leben geben sollte, dann war ich einmal ein Derwisch. Ich spüre eine grosse andauernde Anziehung und Verbundenheit. Ein ruhender Pol in einer sich drehenden Welt. Ich arbeite daran…. Euch weiter gesunde Füsse und guten Humor. (und ein Tavla-Spiel in einem Teehaus)
    Herzlich Thomas

  3. Daniele sagt:

    Ohh, da muß ich auch mal hin!!! Kann ich mich so einer Reise mit Peter Hüseyn Cunz mal anschließen? Mit Rumi tanzt mein Herz.

    Daniele