Im Land von Rumi

Seit Tagen laufen wir durch eine Landschaft, deren Schönheit sich in Worten kaum ausdrücken lässt. Dazu tragen das Herbstlicht bei, Wolkenbilder, starker Wind, das Licht- und Schattenspiel. Am meisten haben es mir die Farben angetan. Wenn ich für sie alle nur einen Namen wüsste.
Bei diesem Laufen nähern wir uns Konya. Der bekannte Mystiker und Lyriker Dschela ed-Din Rumi wird mit dieser Stadt am meisten in Verbindung gebracht. Hier wird er verehrt, sein Grab befindet sich hier. Der Mevlana Derwischorden wird nach ihm benannt.
Ich habe vor ein paar Jahren in den Texten von Rumi gelesen und war sehr angetan. Unterwegs nun im ländlichen Anatolien, dieser wunderbar fruchtbaren Landschaft, fiel mir Rumi ein, obwohl ich kein einziges Gedicht von ihm präsent habe. Diese Landschaft, so dachte ich, muss er in seinen Texten verwoben haben.

Vielleicht hat jemand von unserer Blogleserschaft ein Zitat oder Gedicht von Rumi griffbereit. Ich nähme gerne ein paar seiner Worte entgegen.

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16 Kommentare zu Im Land von Rumi

  1. Elisabeth Nipper sagt:

    Wie wär´s damit:
    Wäre der Himmel nicht in Liebe,
    hätte seine Brust keine Reinheit.
    Wäre die Sonne nicht in Liebe,
    hätte ihre Schönheit kein Licht.
    Wären Erde und Berge nicht in Liebe,
    würde kein Gras aus ihrer Brust wachsen.
    Rumi
    Viele Grüße
    Elisabeth

  2. Stockreiter Waltraut 9800 Spittal sagt:

    Liebe Pilger!
    Vielen Dank für eure Karte aus Kütahya;eine freudige Überraschung! Die Frage:“Wie kann ich mich dem Andern als Nächster erweisen?“ begleitet mich durch den Alltag seit ich sie im Blog gelesen habe. Und zum Foto aus dem „Rumi Land“ ein Gebet, das in mir bei solchen Ausblicken aufsteigt:
    Wenn ich nach Osten mich wende
    strahlst Du Allmächtiger im Licht mir auf.
    Wenn ich nach oben mich richte, bist Du das Über All.
    Wenn ich nach Westen mich drehe,
    stehst Du vor Augen mir.
    Du bist mein Geist, mein Gedanke, der Rhythmus meines Atems, der Herzschlag in meinem Innern …….

    Seid weiterhin behütet und gesegnet und herzlich gegrüßt
    Waltraut

  3. LausA sagt:

    Achte gut auf diesen Tag,
    denn er ist das Leben –
    das Leben allen Lebens.
    In seinem kurzen Ablauf liegt alle seine
    Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins,
    die Wonne des Wachsens,
    die Größe der Tat,
    die Herrlichkeit der Kraft.
    Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
    und das Morgen nur eine Vision.

    Das Heute jedoch, recht gelebt,
    macht jedes Gestern
    zu einem Traum voller Glück
    und jedes Morgen
    zu einer Vision voller Hoffnung.

    Darum achte gut auf diesen Tag.

    Oder / und:

    Lass den Himmel sich auf der Erde widerspiegeln,
    auf dass die Erde zum Himmel werden möge

    Dschela ed-Din Rumi

    Gleich einem Gemälde mutet dein Landschaftsfoto an. Beim Stöbern in Rumis Gedichten musste ich grad ein bisschen verweilen. Sein. Danke dass du mir heute diesen Wegweiser geschenkt hast!

  4. Eva sagt:

    Komm, wer du auch seiest!
    Wanderer, Anbeter, Liebhaber des Loslassens, komm.
    Dies ist keine Karawane der Verzweiflung.
    Auch wenn du deinen Eid tausendmal gebrochen hast,
    komm nur,
    und noch einmal: komm.

    „Er beschrieb mit derselben Eloquenz die Freude, Gott näher zu kommen, wie die Trauer, von Gott getrennt sein zu müssen.“ Wikipedia deutsch 2011-10-12

    Erinnert mich an das ‚Herz das wandert‘ von Franz von Sales…

    Frohes Herbstschauen! Eva

  5. ursula wyss, menzingen sagt:

    Meine zwei Lieblingszitate:
    „Lass den Himmel sich auf Erden widerspiegeln,
    auf dass die Erde zum Himmel werden möge.“
    Rumi
    „Ich versuchte, ihn zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort. Ich ging zu den Tempeln der Hindus und zu den alten Pagoden, aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden. Ich suchte ihn in den Bergen und Tälern, aber weder in der Höhe noch in der Tiefe sah ich mich imstande, ihn zu finden. Ich ging zur Kaaba in Mekka, aber dort war er auch nicht. Ich befragte die Gelehrten und Philosophen, aber er war jenseits ihres Verstehens. Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden.“
    Rumi
    Mit einem herzlichen Gruss an euch alle!
    ursula

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Ursula, danke für die texte! Und – schön, dich auf diese weise getroffen zu haben! Herzlich hildegard

  6. Barbara Jäger sagt:

    Liebe Hildi
    Über Rumi lesen erinnert mich an unser gemeinsames Tanzwochenende bei Wilma Vesseur. Ich glaube wir haben das Weihnachtsoratorium getanzt. Wilma hat oft Rumitexte zitiert und für mich war es die erste Begegnung mit ihm. Und ich erinnere mich, wie gut mir das Tanzen damals gefallen hat und dass ich das wieder einmal machen möchte. Vielleicht mit dir!? Ich erinnere mich nicht mehr an die Texte aber daran, dass sie mir wohlgetan haben, dass sie mich innerlich berührt haben. Damals wusste ich es noch nicht, heute weiss ich es – die Texte berührten mich tief in meiner Seele. Ich werde Ausschau halten nach Rumitexten.
    Ich wünsche dir/euch einen guten Tag und Gott segne alles was er bringen mag.
    Barbara

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe Barbara, ich freue mich auf so vieles, das ich im nâchsten jahr gerne mit dir machen werde! Danke für deine worte, herzlich hildi

  7. Deine Augen
    Deine Augen trunken jetzt vor Gott,
    die meinen vom Dich – Ansehn –
    der eine Trunkenhold umsorgt dan andern.
    Dieses Reden ist wie das Prägen neuer Münzen.
    Sie häufen sich auf,
    während die eigentliche Arbeit draußen getan wird –
    von jemand, der im Boden gräbt.
    Das Wunder Jesu ist er selbst, nicht was er,
    die Zukunft betreffend, sagte oder tat.
    Vergiss die Zukunft!
    Vergöttern würd´ich den, der dies könnte.

    Dschela ed-Din Rumi

    Und:

    Du bist der Schreiber und die Schrift bist du,
    Tint‘ und Papier und Schreibestift bist du.

    Du bist die Sternenschrift am Himmel dort,
    Im Herzen hier die Liebeschrift bist du.

    Das Blatt, das treibt, das ausgetriebne Lamm,
    Der Trieb, der Treiber und die Trift bist du.

    Du bist die Ruh‘, die Unruh‘ bist du auch,
    Das Gift und auch das Gegengift bist du.

    Du Ebb‘ und Flut, Windstill‘ und Sturm und Meer,
    Schiffbruch und Schiff, und der drin schifft, bist du.

    Was kann ich treffen? was kann treffen mich?
    Was trifft der Sinn, und was ihn trifft, bist du.

    Gottes Segen und herzliche Grüsse von d. Niederlände
    Sr. Madeleine

    • Hildegard Aepli sagt:

      Liebe sr. Madeleine, danke für die anspruchsvollen rumitexte. Am meisten freut mich, dich über den blog getroffen zu haben! Herzlicher gruss aus konya hildegard

  8. Barbara W. sagt:

    Liebe Hildegard

    Deine Frage nach Rumi-Texten hat mich wieder neu zu einem kleinen Büchlein in meinem Regal geführt, das ich zu meinen ‚Ewigen‘ geschenkt bekommen habe. Eine Reprise also auf verschiedenen Ebenen….
    Und falls du noch den einen oder anderen Text möchtest:

    Der Name
    Kennst du ein Wort, das sich auf nichts bezieht? Hast du von R,O,S,E jemals eine Rose gepflückt und in Händen gehalten? Du sagst den NAMEN. Jetzt versuche, die Wirklichkeit zu finden, die er benennt.
    Schau dir den Mond am Himmel an, nicht den im See.
    Wenn du dein Besessensein von Worten und schön gemalten Buchstaben los werden willst, führ einen Streich nach unten. Es gibt kein Ich, keine eigentümlichen Merkmale, sondern ein strahlendes Zentrum, in dem du das Wissen hast, das die Propheten haben – ohne Bücher oder Interpreten. (Rumi)

    Die nächste Verantwortung nach dem Verliebtsein
    Dreh mich, wie ein Wasserrad den Mühlstein dreht. Wasser in Hülle und Fülle, ein lebendiger Fluss. Halt mich fest an einem Ort, und streu die Liebe ziellos aus.
    Blätterregen im Wind, Stroh, zu Bernstein hingezogen, alle Teile der Welt sind verliebt, aber sie verraten ihre Geheimnisse nicht: Kühe, die auf einem Altartisch grasen, Ameisen, die in Salomos Ohr flüstern, Berge, die ein Echo murmeln. himmel, friedlich-still. Wäre die Sonne nicht verliebt, dann hätte sie keine Helligkeit, der Hang des Hügels keine Grasdecke. Der Ozean würde allmählich irgendwo zur ruhe kommen.
    Sein ein Liebender wie sie, damit du allmählich deinen GELIEBTEN kennst. Sei treu, damit du vielleicht die TREUE kennenlernst.
    Die übrigen Teile des Universums nahmen nicht die nächste Verantwortung der Lieb auf sich, wie du sie vermagst. Sie hatten Angst, sie könnten einen Fehler begehen mit ihr – der erleuchteten Erkenntnis, die dem Verliebtsein entspringt. (Rumi)

    Wir machen lange Reisen.
    Wir zerbrechen uns den Kopf über die Bedeutung eines Gemäldes oder Buchs,
    wo doch das, was wir sehen und verstehen wollen
    auf dieser Welt, wir selbst SIND. (Rumi)

    Auch mit so viel mystischer Literatur wünsche ich gute Bodenhaftung!
    Mit lieben Grüssen
    Barbara