Postkartenstory

Wir befinden uns in einer Stadt mit 100’000 Einwohnern. Ob es hier Postkarten gibt, ist ungewiss. Nicht mit der Schweiz zu vergleichen, wo jede Walsersiedlung postwendend die zu Grüssenden erreicht. Nun, Esther und ich machen uns auf und fragen uns bis zum Polizisten XY durch. Der verlässt seine 3 Kollegen und führt uns zu einem verborgenen Winkel. Da sehen wir in einem Minikabäuschen hinter verschlossener Glastür die Erwünschten! Es dauert keine Minute, steht der Besitzer da und entfaltet nach draussen, was vorher drinnen: Postkarten! Wir wählen aus, nehmen 30 Stück. Zum Polizisten sind wieder die 3 Kollegen gestossen. Sie sehen uns interessiert zu und plaudern miteinander. Esther will bezahlen. 15 Türkische Lira (=7.50 Fr.) mit 3 Scheinen. Der Polizist nimmt diese an sich und lässt sie absichtlich zu Boden fallen. Ähhm, wir sind etwas verwirrt. Der Verkäufer aber scheinbar nicht. Esther hebt die Scheine auf, aber der Polizist nimmt sie wieder und lässt sie nochmals zu Boden fallen. Wie er unsere konsternierten Gesichter sieht, beginnt er in seinem Translater zu suchen. Frenktschaft erscheint als Wort, das ich als Freundschaft übersetze und Fülle. Wir sind ratlos, erkundigen uns beim Verkäufer, ob wir zu wenig bezahlt oder ob der Polizist für seine Dienste etwas erwartet. Nichts von allem. Endlich setzt sich uns das Puzzle zusammen. Es handelt sich um eine Art Sprichwort: das Geld des ersten Tagesgeschäfts bringt Freundschaft und Fülle (von Geld nehmen wir an). Gottseidank, sagen wir beim Gang zur Post zueinander und stellen uns auf die nächste Episode ein.

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5 Kommentare zu Postkartenstory

  1. Guido sagt:

    Liebe Esther, Hildegard, Franz und Christian

    Herzlichen Dank für den Kartengruss aus Istanbul.
    Mit Interesse verfolge ich euren Weg – nicht mit immer gleicher Regelmässigkeit. Aber wenn ich Zeit hab, schau ich gerne auf der Karte,
    wo ihr welche Schritte wagt.
    Ich wünsche euch gutes Vorwärtskommen und eindrückliche Begegnungen.

    Herzlich grüsst

    Guido

  2. christina von waldkirch sagt:

    Liebe Pilgerinnen
    Die erste Begebenheit des Tages bestimmt doch den ganzen Tag, ob er gut u nd erspriesslich oder mühsam und unfreundlich werden wird. Deshalb das Morgengebet… aber davon versteht ihr mehr als ich.
    Ihr wart wohl die erste Kundschaft an diesem Tag und habt viel gekauft. Wer kauft denn üblicherweise 30 Postkarten? Ins Geschäftliche des Orientes übertragen:Dieses erste Geschäft möge ein Omen für den freundlichen und reichlichen Geschäftsgang des ganzen Tages sein! Vielleicht wird Euch auch eine andere Geste mit gleicher Bedeutung begegnen: Da liebkost der Verkäufer oder Schuhputzer oder andere Geschäftspartner seine beiden Wangen mit den bezahlten Geldscheinen.
    Ich bin glücklich zu lesen, dass viel Gutes und Berührendes immer noch so ist wie seit 80 Jahren und bin froh, dass ihr gute Begegnungern macht und folge Euch vier in Blog und Gedanken jeden Tag.
    Christina

  3. LausA sagt:

    …vom Lager zurück mit einem ganz neuen Wunsch, nämlich dem Wunsch nach einem iPhone, nicht um erreichbar zu sein oder telefonieren zu können, nein um auch während Abwesenheit mal schnell einen Sprung ins Internet, in euren Blog zu machen. wir waren in der Stiftsbibliothek in St. Gallen. dort hätte es einen öffentlichen Internetanschluss gehabt, hatte mich aber nicht dafür, dort euern Blog zu besuchen, ihr wisst, die Kinder hätten dann bestimmt auch irgendwelche Interessen gehabt…! So war ich eine ganze Woche „abstinent“ und durfte bei meiner Heimkehr einen richtig handfesten (-geschriebenen) Gruss in Empfang nehmen. Lieben Dank euch allen dafür.

    • Rita sagt:

      Liebe LausA

      gestern habe ich ENDLICH ein iPhone gekauft, aus ähnlichen Gründen! Gestern bin ich daran noch fast verzweifelt, hätte es am liebsten aus dem Fenster geschmissen und mein steinzeitliches Handy reaktiviert.

      Nun, heute habe ich viele für mich wichtigste Dinge gefunden und geübt und kann nun auf mein altes Handy gut verzichten.

      Ich wünsche dir bei der Umsetzung des Projektes „iPhone“ gutes Gelingen! 🙂

      Herzliche Grüsse
      Rita

    • Hildegard Aepli sagt:

      Lausa ist zurück! Wie schön, dass du bereits zeit gehabt hast, uns hinten nach zu lesen und uns wieder zu schreiben. Es ist mir eine wahre freude. Und wenn ich in zukunft der lausa auch mal eine sms schicken könnte – ich würde mich freuen!!