Neujahr im September

Gemäss jüdischem Kalender ist heute Rosch haSchana, Neujahr. Einigen jüdischen Freunden habe ich per E-Mail gestern abend Neujahrsgrüsse von unserer Wallfahrt nach Jerusalem geschickt; in Israel ist Feiertag. Das Jahr 5772 seit der Schöpfung der Erde beginnt. Für einen modern glaubenden Menschen enthält diese Jahreszahl nicht eine Infragestellung der Urknallberechnung und Evolutionslehre, da es weniger um eine mathematische Aussage zur Natur geht, sondern darum, dass der Mensch zusammen mit Gott in die Schöpfungsverantwortung genommen ist. Schöpfung ist eine bestimmte Deutung der Natur. In den ersten zehn Tagen des Jahres, sollen die Fehler des vergangenen Jahres wieder gut gemacht werden. Dann folgt der Jom Kippur, der grossse Versöhnungstag. Der jüdische Kalender lädt also zum Jahresbeginn zur Umkehr ein, damit das neue Jahr frisch und unbeschwert angefangen werden kann.
Wenn ich jedes Jahr nach Weihnachten bis am 2. Januar im Lassalle-Haus Exerzitien „Zwischen den Jahren“ leite, ist mir dieser Gedanke der Standortbestimmung und des Neuanfangs auch immer wichtig. Natürlich ist für Christen nach Weihnachten dabei die Menschwedung mit Christus massgebend. In diesem Dezember werden wir Pilger mit allen, die uns begleiten, diese Tage in Jerusalem und Bethlehem verbringen. Es geht auch da um Erneuerung aus dem Pilgergeist und um ein Sich-Ausrichten auf den Frieden mit all seinen Dimensionen. Zum Neujahr geht es in die Schweiz und nach Hause zurück, während wir vier Pilger noch einige Tage in Israel bleiben. Wir freuen uns darauf!

PS: Wer nach Amman oder Jerusalem kommen möchte, möge sich bald anmelden. Das Programm ist hier im Blog ersichtlich. Die Plätze sind begrenzt.

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2 Kommentare zu Neujahr im September

  1. Tonie Braunschweig sagt:

    Lieber Christian,
    Ich war eine Woche in Israel zur in Jerusalem stattfindenden Hochzeit von Anne Birkenhauer und habe anschliessend bei meinen Verwandten in Rechovoth die ganze Stimmung der Vorbereitungen auf Rosch Haschanah miterlebt, ein Schofar Uebender in der Nacht, schanah tovah schallt es über jeden Ladentisch auf dem Markt, das Kochen zu Hause usw. Und dann gestern der Rückflug in die Schweiz der Zauber ist weg, die Ankunft ist ernüchternd, das Sekuläre holt mich ein, ich bin auf mich selbst zurück geworfen und versuche mir meine eigene Innehalte Zeit und Tschuvah/Umkehr zu gestalten.
    Ich bin dankbar, dass ich in diesen 10 Tagen mit einigen Freundinnen zusammen einen Meditationsabend gestalten und erleben werde. In diesem
    Sinne sind mir Euer Pilgern und Schreiben eine Unterstützung. Weiterhin alles
    Gute auf Eurem Weg nach Jerusalem.
    Herzliche Grüsse
    Tonie Braunschweig

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Tonie
      Oh, Du weckst in mir gerade die Sehnsucht nach der Neujahrstimmung in Jerusalem! Hashana hasä birushalaim! ich bin sehr gespannt, wie es mir gehen wird, wenn wir ankommen werden.
      Dir chag sameach veshana tova umetuka!
      Christian